Die Dividendenperlen Royal Dutch Shell (NYSE:RDSa) (WKN:A0ER6S) und Gazprom (MCX:GAZP) (WKN:903276) profitieren gegenwärtig vornehmlich von einer Entwicklung. Der, dass die OPEC bereits seit einiger Zeit inzwischen wieder sehr eindrucksvoll ihre Handlungsfähigkeit demonstriert. Mit ihren Förderkürzungen reguliert sie den Markt und sorgt angebotsseitig für ein ausgeglichenes und weitgehend stabiles Ölpreisniveau.
Eine besondere Stütze dieses Deals war zudem, dass auch Russland als eigentlich Nicht-Mitglied der OPEC innerhalb der vergangenen Jahre näher an dieses Kartell herangerückt ist und mit den selbst auferlegten Förderkürzungen einen wichtigen Beitrag zum aktuellen Ölpreisfrieden geleistet hat.
Eine Entwicklung, mit der über kurz oder lang allerdings Schluss sein könnte. Denn zumindest scheinen einige Marktbeobachter nicht mehr sonderlich langfristig damit zu rechnen, dass die OPEC+ sich so einheitlich zeigen wird. Schauen wir mal, was Ölinvestoren daher diesbezüglich wissen sollten.
Die Zwickmühle, in der Russland sich befindet Wie beispielsweise ein sehr lesenswerter Beitrag der Neuen Zürcher Zeitung offenbart, stünde Russland quasi vor einem inneren Konflikt. Einerseits profitiert der Staat natürlich noch immer von dem derzeitigen, stabilen Preisniveau, woran man letztlich selbst maßgeblich beteiligt gewesen ist. Dafür könnte der Schuh nun allerdings an einer anderen Stelle drücken.
Russland kämpfe derzeit nämlich noch immer mit einem anhaltend langsamen Wirtschaftswachstum. Ein Problem, das auch von dem aktuellen Produktionsstopp herrühren könnte. Zumindest würden diese Einschränkungen gegenwärtig die Investitionen behindern, was sich auf das Wirtschaftswachstum der Russen auswirke.
Viele Funktionäre innerhalb Russlands würden daher ein Ende dieser selbst auferlegten Last fordern. Zu den prominenteren Vertretern würde demnach Rosneft-Chef Igor Setchin gehören. Aber auch andere seien inzwischen an einer Auflösung dieser Vereinbarung interessiert.
Spannend könnte es daher entsprechend bereits im Juli werden, wenn sich die Vertreter von OPEC und auch OPEC+ wieder treffen, um über das weitere Vorgehen im Ölmarkt zu beraten.
Russland könnte dennoch zögern, den Frieden zu lockern Trotz dieser inneren Kritik könnte es jedoch dennoch hervorragende Gründe geben, weshalb der OPEC-Friede zumindest noch kurz- bis mittelfristig Bestand hat. Denn auch Russland dürfte bewusst sein, dass ein schneller Rückzug aus diesem Deal wieder erhöhte Volatilität sowie gewissen Druck in den Ölmarkt bringen könnte. Ein Aspekt, der dem Wirtschaftswachstum Russlands ebenfalls abträglich sein könnte.
Zudem spekuliert die Neue Zürcher Zeitung, dass Russland ein Interesse daran haben könnte, noch keinen Rückzug von den bisherigen Förderkürzungen zu begehen. Putin würde demnach die Beziehungen mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman nicht riskieren wollen. Denn scheinbar hofft Russland auch auf weitere Investitionsversprechen Saudi-Arabiens, die durch einen solchen Rückschritt natürlich unwahrscheinlicher werden könnten.
Es bleibt dabei: Für den Moment scheint es zu laufen! Für die Öl- und Erdgaskonzerne und Dividendenperlen wie Royal Dutch Shell und Gazprom scheint das gegenwärtig daher vor allem eins zu heißen: Entwarnung. Denn momentan dürften die individuellen Interessen Russlands an einer Fortführung der sich zuletzt immer weiter annähernden Beziehung mit Saudi-Arabien überwiegen. Daher scheint zumindest kurz- bis mittelfristig keinerlei Grund zur Besorgnis bezüglich eines Endes des OPEC+-Friedens zu bestehen.
Dennoch könnte das eine Entwicklung sein, die man als Öl- und Erdgasinvestor langfristig beobachten sollte. Der Widerstand innerhalb der russischen Reihen dürfte nämlich nicht weniger werden. Und wer weiß, vielleicht überwiegen auch hier ab irgendeinem Zeitpunkt eher die nationalen Interessen.
Hier mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, könnte daher vor Überraschungen schützen. Auch wenn, wie gesagt, zumindest im Moment noch alles in Ordnung zu sein scheint und die OPEC+ auch weiterhin ihre Einheit demonstrieren dürfte.
Vincent besitzt Aktien von Royal Dutch Shell. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019