* Anstieg der spanischen Risikoprämie verunsichert Markt
* US-Konjunkturdaten fallen besser als erwartet aus
* Aktien französischer Banken unter Druck
* Anleger begrüßen neues BASF-Gemeinschaftsunternehmen
(neu: Schlusskurse, US-Daten, Infineon)
Frankfurt, 30. Nov (Reuters) - Die europäische Schuldenkrise
hat am Dienstag erneut die Aktienmärkte belastet. Nach
Einschätzung von Koen De Leus, Stratege bei KBC Securities,
folgten die bisherigen Lösungsversuche der Politiker dem Prinzip
von Versuch und Irrtum. "Schwache Daten in Kombination mit
anhaltenden Sorgen über die europäische Verschuldungssituation
könnten in einen ernsthaften Ausverkauf münden." Gestützt von
einem kräftigen Kursplus bei den schwergewichteten
BASF-Aktien schloss der Dax<.GDAXI> nur 0,1 Prozent
tiefer bei 6688 Zählern. Er hielt sich damit besser als der
EuroStoxx50<.STOXX50E>, der um 0,6 Prozent auf 2653 Zähler fiel.
Auch die US-Börsen lagen bei Handelsschluss in Europa im Minus.
Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten halfen
den Aktienmärkten kaum. Das vom Forschungsinstitut Conference
Board gemessene US-Verbrauchervertrauen lag im November ebenso
über den Markterwartungen wie der Konjunkturindex der
Einkaufsmanager im Großraum Chicago. Nach Einschätzung von
Analyst John Brady von MF Global weisen die Daten zwar auf eine
beginnende Beschleunigung des Wachstums hin. Angesichts der
Schuldenkrise in Europa spielten die US-Daten allerdings nur die
zweite Geige am Markt.
Vor allem der rasante Anstieg der Renditen der spanischen
Staatsanleihen und damit der Risikoaufschläge zu Bundesanleihen
beunruhigte die Anleger, da das Land ein größeres
wirtschaftliches Gewicht als Griechenland, Irland und Portugal
zusammen hat. "Die Anleger haben Angst, dass die Lage in Spanien
eskalieren könnte", sagte ein Händler. Auch Italien musste
wieder deutlich höhere Risikoprämien zahlen.
Die Anleger flüchteten aber nicht nur aus den Staatsanleihen
Spaniens und Italiens - sie ergriffen auch die Flucht aus vielen
Bankenwerten. In Mailand verloren Intesea SanPaolo 1,8
Prozent, in Madrid BBVA 2,1 Prozent. Die Banken gelten
als Achillesferse Spaniens in der Schuldenkrise. Der europäische
Stoxx-Branchenindex<.SX7P> gab 0,9 Prozent nach. Besonders unter
Druck standen die Aktien französischer Banken, was Händler mit
Spekulationen um die Bonität Frankreichs begründeten. "Es hat
Gerüchte gegeben, dass S&P den Ausblick für Frankreich auf
'negativ' setzen könnte", sagte ein Händler. Eine Sprecherin der
Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) wollte zu den Gerüchten
keine Stellungnahme abgeben. Der französische Finanzminister
Francois Baroin erklärte, er sehe kein Risiko der Herabstufung
des französischen Kreditratings. Die Aktien der Banken
Natixis, Credit Agricole, Societe
Generale and BNP Paribas fielen um bis zu 3,6
Prozent. In Frankfurt schlossen die Aktien der Deutschen
Bank und der Commerzbank 1,8 beziehungsweise
1,4 Prozent im Minus und waren damit Dax-Schlusslichter.
ANLEGER NICHT ÜBERZEUGT VON THYSSENKRUPP-BILANZ
Den Leitindex führten BASF-Aktien mit einem Plus
von 2,2 Prozent an. Händlern zufolge begrüßten es Anleger, dass
der Chemiekonzern mit der britischen Ineos ein gemeinsames
Unternehmen für Styrolkunststoffe aufbauen will. Die
Jahresbilanz von ThyssenKrupp überzeugte hingegen
Anleger nicht, die Aktien des Stahl- und Technologiekonzerns
fielen um 0,5 Prozent. "Die Jahreszahlen fielen weitgehend wie
erwartet aus", erklärte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. Zudem
liege der Ausblick unter den Erwartungen. Infineon
verteuerten sich um ein Prozent. Der Chiphersteller bekommt
einen Großteil seiner Forderungen gegen den insolventen
Handbauer BenQ Mobile zurück.
Im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> standen die Aktien von
Hochtief im Fokus, nachdem die Finanzaufsicht BaFin am
Montag die Offerte der spanischen Großaktionärs ACS
gebilligt hatte. Die Titel gewannen zwei Prozent und machten
damit einen Teil der Vortagesverluste wieder gut. Händlern
zufolge hatten Anleger am Montag darauf gewettet, dass die BaFin
das ACS-Angebot zurückweist.
(Reporter: Stefan Schaaf und Andrea Lentz; redigiert von
Stefanie Huber )