ERFURT (dpa-AFX) - Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hat mehr Bewegung bei der Rentenangleichung Ost verlangt. "Die Richtung stimmt, aber das Tempo noch nicht", sagte sie mit Blick auf die Erhöhung der Renten am 1. Juli der Nachrichtenagentur dpa. Zu diesem Termin treten auch Verbesserungen bei der Mütterrente und die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren in Kraft. Ziel müsse es sein, dass mit dem Ende des Solidarpaktes 2019 die Teilung auch in den Rentensystemen Ost und West endgültig überwunden werde, sagte Lieberknecht. Im Osten sollen die Renten Anfang Juli um 2,53 Prozent angehoben werden, im Westen um 1,67 Prozent.
Noch gibt es jedoch für Ost- und Westdeutschland unterschiedliche Rentenwerte, die die Höhe der monatlichen Zahlungen beeinflussen. "Ich bestehe auf einem zusätzlichen Angleichungsschritt außerhalb der üblichen Rentenformel, wenn es in den nächsten ein, zwei Jahren nicht zügiger vorangeht", sagte Lieberknecht. Sie werde die Bundesregierung, die ebenfalls ein einheitliches Rentenrecht zum Ende des Solidarpakts anstrebt, beim Wort nehmen, sagte Lieberknecht.
Als Meilenstein für eine bessere Anerkennung von Kindererziehungszeiten wertete die Thüringer Regierungschefin die Mütterrente. Die Bezieherinnen kleiner und mittlerer Einkommen würden davon überdurchschnittlich profitieren. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung haben allein in Thüringen etwa 348 000 Rentnerinnen vom 1. Juli an Anspruch darauf. Die Mütterrente dient Frauen, deren Kinder vor 1992 geboren wurden. Sie dürfen pro Kind mit monatlich gut 26 Euro im Osten beziehungsweise 28 Euro im Westen brutto mehr Rente rechnen. Ein Extraantrag muss laut Rentenversicherung nicht gestellt werden.
Lieberknecht rechnet nicht damit, dass die Rente mit 63 zu einer Frühverrentungswelle führt. Sie Menschen nach 45 Berufsjahren zu zahlen sei "ein Gebot der Fairness", sagte sie.ne