Im Elektroauto-Markt steht der nächste große IPO in den Startlöchern. Der Hersteller Rivian möchte noch Ende dieses Jahres an die Börse gehen und strebt laut Medienberichten eine Bewertung von 80 Mrd. US-Dollar an. Der Rivian-Börsengang wird von vielen Anlegern ungeduldig erwartet, stellt er doch eine weitere Möglichkeit dar, auf die Jagd nach der „nächsten Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA)“ (WKN: A1CX3T) zu gehen.
Doch der Weg vom Start-up zum erfolgreichen Autohersteller ist lang. In den ersten zwei Quartalen dieses Jahres verbrannte das junge Unternehmen fast eine Milliarde Dollar. Erst seit wenigen Wochen rollen Rivian-Pick-ups vom Band. Bis zur Massenproduktion ist es noch ein weiter, riskanter Weg. Tesla schlitterte in dieser Phase knapp an der Pleite vorbei. Die 80-Milliarden-Bewertung erscheint da schon fast etwas verrückt.
Sehen wir uns daher zwei andere IPOs an, die in den nächsten Monaten anstehen und für Anleger ein besseres Geschäft sein könnten.
Babbel-Börsengang: Zweiter Anlauf Ursprünglich wollte Babbel zum aktuellen Zeitpunkt schon börsennotiert sein. Das Unternehmen verschob den IPO jedoch aufgrund der ungünstigen Marktbedingungen.
Die Sprachlern-App bietet kostenpflichtige Onlinekurse für 15 Fremdsprachen an und könnte eine Bewertung von bis zu 1,3 Mrd. Euro erreichen. Mit dem Erlös möchten die Berliner das Lernangebot insbesondere für Firmenkunden ausbauen und im potenzialreichen amerikanischen Markt wachsen. Dort legte im Sommer der größte Konkurrent Babbels, Duolingo (NASDAQ:DUOL) (WKN: A3CWBB), seinen IPO hin und wurde mit 6,5 Mrd. US-Dollar bewertet.
Im ersten Halbjahr 2021 erzielte Babbel einen Umsatz von 83 Mio. Euro und wuchs gegenüber dem Vorjahr um 18 %. Der potenziell adressierbare Markt könnte jedoch bis zu 50 Mrd. US-Dollar groß sein. Es wartet also jede Menge Wachstumspotenzial auf das noch unprofitable Berliner Start-up. Babbel gilt jedoch als cash-positiv: Legte das Unternehmen heute alle Wachstumsinvestitionen auf Eis, könnte es bereits schwarze Zahlen schreiben.
Fluence: Dieser IPO steht unter Strom Bisher gab es für Anleger keine Möglichkeit, in einen Anbieter von großen Energiespeichern zu investieren. Das dürfte sich mit dem geplanten IPO der Siemens-Beteiligung Fluence Energy ändern. Zum Jahreswechsel wurde das Unternehmen mit einer Milliarde US-Dollar bewertet. Vom Börsengang dürfte sich Fluence noch einmal etwas mehr erhoffen.
Fluence stellt Batteriesysteme aus Lithium-Ionen-Zellen her, die helfen sollen, das Stromnetz auszubalancieren, während der Anteil der schwankungsfreudigen erneuerbaren Energien immer weiter zunimmt. Energiespeicher gelten als wichtiger Bestandteil des klimafreundlichen Stromnetzes der Zukunft. Verschiedene Prognosen, unter anderem von Bloomberg New Energy Finance, erwarten ein starkes Wachstum dieses Markts.
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte Fluence knapp 500 Mio. US-Dollar Umsatz und schrieb einen Verlust von fast 75 Mio. US-Dollar.
Es müssen nicht immer Elektroauto-IPOs sein Die Performance der jüngsten Welle an Elektroauto-IPOs ist bescheiden. Als großes Negativbeispiel dient das von Betrugsvorwürfen geplagte Nikola (NASDAQ:NKLA) (WKN: A2P4A9). Doch auch Lordstown Motors (NASDAQ:RIDE) (WKN: A2QJX1) oder Canoo (NASDAQ:GOEV) (WKN: A2QJX1) lieferten nach dem Börsengang eine schwache Aktienperformance.
Die beiden genannten Unternehmen Babbel und Fluence schreiben zwar aktuell ebenfalls Verluste. Jedoch werden ihre IPO nicht von einem gewaltigen Hype begleitet, was die Bewertung potenziell attraktiv halten sollte. Zumindest sollte sie bei deutlich weniger als 80 Mrd. US-Dollar liegen. Attraktive Wachstumspotenziale bekommen Investoren dennoch geboten.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.
Motley Fool Deutschland 2021