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ANALYSE-Teures Öl könnte Anlegern Appetit auf Aktien verderben

Veröffentlicht am 23.02.2011, 16:21
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* Ölpreisanstieg könnte Wirtschaftswachstum bremsen

* Unsicherheit treibt Anleger in Gold und Staatsanleihen

- von Stefan Schaaf -

Frankfurt, 23. Feb (Reuters) - Öl gilt als der Schmierstoff der Weltwirtschaft. Wenn das schwarze Gold wie zuletzt wegen der Unruhen in Libyen teurer gehandelt wird, geraten Unternehmen in Schwierigkeiten, der globale Konjunkturmotor kommt ins Stottern. Das lässt Investoren noch unruhiger werden, sie verkaufen als riskant geltende Aktien<.GDAXI><.STOXX50E> und treten die Flucht in sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen an. Dieser Trend könnte sich noch verstärken, wenn der Konflikt in Libyen anhält oder gar auf andere Ölstaaten der Region wie Saudi-Arabien übergreift. "Das Thema Unsicherheit ist wieder aufgeflammt", sagt Stratege Franz Wenzel vom Vermögensverwalter Axa Investment Managers.

Das am Rohstoffmarkt als richtungweisend geltende US-Öl der Sorte WTI war am Mittwoch mit bis zu 97,97 Dollar je Fass (159 Liter) so teuer wie seit Anfang Oktober 2008 nicht mehr. Die seit Wochen anhaltenden Unruhen in der arabischen Welt hatten zuletzt schon den Ölpreis angeschoben. Als die Lage im wichtigen Ölförderland Libyen zu Wochenbeginn zunehmend außer Kontrolle geriet, schoss die Notierung nach oben, das für Europa wichtige Nordseeöl der Sorte Brent erreichte ein Zweieinhalb-Jahreshoch von 110,35 Dollar.

"Eine Angebotsknappheit am Ölmarkt besteht derzeit allerdings nicht", erklären die Rohstoff-Analysten der Commerzbank. "Vielmehr ist es die Angst davor, welche den Preis derzeit steigen lässt." Das aktuelle Preisniveau ist nach Einschätzung von Ingo Mainert, für Multi-Asset-Anlagen verantwortlicher Manager bei der Fondsgesellschaft RCM, für die Kapitalmärkte gerade noch verträglich. "Mit der Entwicklung in Libyen steigt allerdings das Risiko, dass der Ölpreis stärker nach oben geht. Aber erst ab einem Preis über 120 Dollar dürften die Risiken deutlich wachsen", sagt der Experte der Tochter des Vermögensverwalters Allianz Global Investors.

Teureres Öl bedeutet für viele Unternehmen eine massive Kostensteigerung und könnte nach Experteneinschätzung die Erholung der Weltwirtschaft abwürgen. Schon im laufenden Jahr rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHT) mit 15 Milliarden Euro Mehrkosten für die deutsche Wirtschaft - bei einem Ölpreis auf aktuellem Niveau. Mit jedem Anstieg des Ölpreises um ein Prozent wären dem DIHT zufolge Mehrkosten von 500 Millionen Euro für die deutschen Firmen verbunden. Die Folge wären wohl sinkende Unternehmensgewinne und damit fallende Aktienkurse. Der Dax<.GDAXI> hat nach seiner jüngste Rekordjagd in der laufenden Woche bereits mehr als zwei Prozent eingebüßt. Würde der globale Konjunkturmotor stocken, fiele wohl auch die Nachfrage nach Industriemetallen wie Kupfer und Agrarrohstoffen wie Kautschuk.

DOLLAR PROFITIERT NICHT VON GEOPOLITISCHER UNSICHERHEIT

Der Gegenwind für die Aktienmärkte könnte noch härter werden, wenn der steigende Ölpreis die Inflationsrate in die Höhe und damit die Notenbanken mit Zinserhöhungen auf den Plan ruft. "Das Thema Inflation ist in die Märkte zurückgekehrt und wird vom gestiegenen Ölpreis verstärkt", erläutert Mainert. Höhere Leitzinsen bedeuten für Unternehmen höhere Finanzierungskosten. Zugleich werden Zinspapiere für Anleger im Vergleich zu Aktien attraktiver.

Einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Mannheimer ZEW-Instituts zufolge rechnen Finanzmarktprofis für Oktober mit der ersten Zinserhöhung der EZB seit Sommer 2008. Damit dürften die Frankfurter Währungshüter ihren US-Kollegen von der Federal Reserve nach Einschätzung von Analysten einige Monate zuvorkommen. Deshalb wird der Dollar nach Mainerts Einschätzung wohl anders als bei anderen geopolitischen Krisen nicht der Fluchthafen der Investoren sein. "Die EZB ist die inflationssensiblere der beiden Notenbanken", begründet er den festen Euro.

Schwächelt der Dollar, so dürfte der Goldpreis seinen jüngsten Preisanstieg fortsetzten. Am Mittwoch kostete die Feinunze des Edelmetalls gut 1400 Dollar und damit fast 100 Dollar mehr als noch Ende Januar. "Gold bleibt für uns eine Versicherung gegen eine steigende Inflation", sagt Wenzel. Auch die als Risikoschutz geltenden Bundesanleihen waren zuletzt gefragt, die Renditen für Bundesanleihen fielen daraufhin. Doch je mehr sich Zinserhöhungsspekulationen verstärken, wird sich dieser Trend umkehren. "Die Renditen werden dann in der Breite hochgehen", prognostiziert Wenzel. "Allerdings rechne ich am kurzen Ende der Zinskurve mit einem stärkeren Anstieg. Das wäre dann eine Normalisierung."

(unter Mitarbeit von René Wagner; redigiert von Jörn Poltz)

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