Investing.com - Kryptowährungen gewinnen zunehmend an Bedeutung, eine Tatsache die nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Aber wer hätte gedacht, dass dieser als hochspekulativ geltende Bereich möglicherweise dazu geeignet ist, eine Altersvorsorge aufzubauen?
In den USA zeichnet sich ein ganz neuer Trend ab, der vielleicht schon bald auf den Rest der Welt überschwappt. Warum? Die USA haben auch bei der Vorsorge für den Ruhestand eine Vorreiterrolle eingenommen. Investitionen in den Aktienmarkt spielten bei der privaten Altersvorsorge schon zu einem Zeitpunkt eine große Rolle, da dachte in Deutschland über die Riester-Rente noch keiner nach.
Im Jahr 2015 betrug der Anteil der privaten Altersvorsorge in den USA bereits 48 %. Zu diesem Zeitpunkt kamen wir in Deutschland auf gerade einmal 25 %.
Quelle: Statista
Doch die ständig fallenden Rentenniveaus führen auch in Deutschland dazu, dass man selbst etwas unternehmen muss, um nicht der Altersarmut zum Opfer zu fallen.
Für Januar 2018 schätzte die Deutsche Rentenversicherung, dass das Rentenniveau bei 48,1 % lag (vor Steuern). Bis 2030 wird ein Absinken unter 43 % zwar gesetzlich verhindert, aber nach 2030 fällt diese Untergrenze weg.
Somit stehen wir alle vor einem gemeinsamen Problem, welches einer Lösung bedarf.
Eine Studie der NORC Forschungsgruppe von der Universität Chicago zeigt nun, dass in den USA ein Umdenken stattfindet. Im vergangenen Jahr haben bereits 13 % der Amerikaner in Kryptowährungen investiert, während der Anteil der Investoren in Aktien bei 24 % lag. (Quelle: NORC)
Investoren von Kryptowährungen und Aktien unterscheiden sich
NORC stellt auch fest, dass sich die Käufer von Kryptowährungen von den traditionellen Aktien-Investoren erheblich unterscheiden. Die Zusammensetzung der Gruppe von Krypto-Enthusiasten ist im Hinblick auf Ethnie und Geschlecht wesentlich vielfältiger. Und es gibt einen weiteren großen Unterschied zu den Aktienhändlern. Sowohl das Einkommen als auch das Bildungsniveau der Krypto-Händler sind niedriger anzusiedeln.
Quelle: NORC
Die NORC Vizepräsidentin Angela Fontes sagte: "Kryptowährungen sind für ein breiteres Publikum zugänglich, was eine sehr gute Sache ist. Es ist jedoch von größter Bedeutung, dass den Privatanlegern fundierte Informationen zur Verfügung stehen, bevor sie sich für eine Investition in den oft sehr volatilen Markt entscheiden."
Der Kryptowährungsmarkt ist für viele eine völlig neue Erfahrung. Von den Menschen die in den vergangenen sechs Monaten Kryptowährungen kauften, waren 61 % Neueinsteiger.
Warum investieren nicht mehr Menschen in Kryptowährungen?
Die NORC Umfrage brachte aber noch etwas anderes sehr erstaunliches zutage. Es gibt viel mehr Menschen, die gerne in diesen Sektor investieren würden. Was hält sie davon ab - liegt es am Geld?
Nicht wirklich! Vielmehr haben 62 % der Befragten das Problem, dass sie von einer Investition absehen, weil sie über den Kryptomarkt nicht genug wissen.
Somit ist der Erfolg des Kryptomarktes auch davon abhängig, wie benutzerfreundlich Informationen aufbereitet werden, um das nötige Verständnis für diesen Markt zu vermitteln. Nur dann kann die wohl größte Hürde für den Einstieg überwunden werden, um dieses Segment wirklich massentauglich zu machen.
Und das in diesem Bereich noch viel zu tun ist, zeigt auch, dass lediglich 11 % der Befragten in den kommenden zwölf Monaten mit dem Handel beginnen wollen.
Im Bereich der Gestaltung von Informationen muss also noch einiges getan werden. Ratgeber à la "Wie kaufe ich Kryptowährungen" gibt es überall, was aber bei weitem nicht ausreicht, um die verbleibenden 51 % zu erreichen, die gerne investieren wollen, aber die angebotenen Informationen nicht verstehen.
Was ist bei Kryptowährungen als Altersvorsorge zu beachten?
Letztendlich ist es bei einem Investment in Kryptowährungen wie bei jeder anderen Investition auch - niemals alles auf eine Karte setzen. Gerade für die Altersvorsorge sollte sich das jeder zu Herzen nehmen. Aber was spricht schon dagegen, neben den traditionellen Anlageformen auch einige digitale Währungen ins Portfolio einzustreuen?
Mark Lush, leitender Mitarbeiter bei NORC gibt zu bedenken: "Die typischen Investoren haben bisher kein Interesse ihre Rentenvorsorge auf einer recht volatilen Anlage aufzubauen. Bis jetzt haben Kryptowährungen als Anlagemöglichkeit langfristig funktioniert. Unsere Vermutung ist jedoch, dass sie zukünftig hinter traditionellen Investments zurückbleiben."
Tyron Ross, CEO von Onramp Invest sagte: "Der Bitcoin ist vor allem bei jüngeren beliebt. Wer sich einen soliden Finanzplan aufstellt, um für Notfälle und den Ruhestand gewappnet zu sein, der muss sich überlegen, wie hoch der Anteil von Kryptowährungen sein darf."
Für Kryptowährungen und den Aktienmarkt gilt eines gleichermaßen - von Zeit zu Zeit braucht man einen langen Atem, um die Tiefs zu überstehen. Emotionen sind ein schlechter Ratgeber.
Die hohe Volatilität von Kryptowährungen wie z.B. Bitcoin, Ethereum, Cardano, Ripple und IOTA hat bestimmt schon so manchen Herzinfarkt verursacht. Also immer die Ruhe bewahren, dem Tagesgeschehen nicht zu viel Bedeutung beimessen und nur das investieren, was man zur Not verlieren kann, ohne das der Lebensstandard darunter leidet.
von Marco Oehrl