FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Marktbericht vom Handel mit internationalen Werten
Die Börsenturbulenzen werden von gemischten Konzernergebnissen begleitet. Thomas Cook schockt mit zusätzlichem Kreditbedarf, während sich Anteilseigner von Hewlett Packard wie Tyson über Kurszuwächse freuen und die Übernahmephantasie von Yahoo durch Microsoft neue Nahrung bekommt.
24. November 2011. FRANKFURT. Angesichts der starken Abschläge an den Börsen in den vergangenen Tagen halten sich Anleger zurück. Market Maker im Handel mit internationalen Aktien machen magere Arbeitsmarktzahlen aus den USA und schwache Konjunkturdaten aus China für die jüngsten Verluste mitverantwortlich. Der viel beachtete HSBC-Einkaufsmanagerindex für China liege etwa mit 48 Punkten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Zudem seien die Daten zur Industrieproduktion des Landes schwach ausgefallen. 'Das verstärkt die Sorgen um eine Eintrübung der Weltwirtschaft', bemerkt Walter Vorhauser, der als Spezialist für Close Brother Seydler auf dem Frankfurter Parkett tätig ist. Mit seinen zweistelligen Wachstumsraten habe China die Weltkonjunktur seit Jahren mit angeschoben. Gefördert werde die Unsicherheit der Marktteilnehmer durch die Unfähigkeit der USA, die geforderten Sparmaßnahmen für den Staatshaushalt pünktlich zu verabschieden. Anders als im Euroraum sei ein Konsens von lediglich zwei politischen Parteien notwendig. 'Dass um diesen Kompromiss so lange gerangelt wird, trägt wenig zur Marktberuhigung bei', meint Roland Stadler von der Baader Bank.
In Europa habe die Bundesrepublik in dieser Woche erstmals Schwierigkeiten gehabt, zehnjährige Staatsanleihen in Höhe von sechs Milliarden Euro zu versteigern. Das Anlegerinteresse habe lediglich für Anleihen im Wert von rund 3,6 Milliarden Euro gereicht. 'Die Renditen für die Bundesanleihen sind vielen Anlegern schlichtweg zu niedrig', vermutet Vorhauser.
Kurssturz bei Thomas Cook
Die Eurokrise und der politische Umbruch in der arabischen Welt macht der Reisebranche derzeit zu schaffen. Statt wie geplant die Jahresergebnisse zu präsentieren, habe etwa der britische Reisekonzern Thomas Cook (WKN A0MR3W) die Börsianer mit der Nachricht über zusätzlich benötigte Mittel überrascht. Thomas Cook verhandle derzeit mit vier Banken über neue Kreditlinien. 'Erst im Oktober hat das Unternehmen 100 Millionen Pfund kurzfristige Kredite erhalten', beobachtet Vorhauser. Die Aktie des zweitgrößten europäischen Reiseunternehmens ist daraufhin um rund 70 Prozent auf zeitweise 0,10 Euro abgestürzt. Am heutigen Donnerstag notiert sie leicht erholt bei etwa 0,15 Euro. Vor den mittlerweile drei Gewinnwarnungen in diesem Jahr hat der Kurs noch bei knapp drei Euro gelegen.
'Nun sollen unter anderem Flugzeuge stillgelegt und über 130 Reisebüros in Großbritannien geschlossen werden', berichtet der Händler, der Zweifel über die Überlebensfähigkeit des Unternehmens äußert. Mit einer Marktkapitalisierung von mittlerweile 113 Millionen Euro sei das Unternehmen ein potenzieller Übernahmekandidat.
Nächste Runde in Yahoo-Übernahme
Die Bemühungen von Microsoft (WKN 870747), den angeschlagenen Internetkonzern Yahoo (WKN 900103) zu übernehmen, scheinen in eine neue Phase einzutreten. Gerüchten zufolge hat der weltgrößte Softwarehersteller nun Zugang zu den detaillierten Yahoo-Zahlen. 'Offen ist, ob Microsoft allein oder im Konsortium agiert', berichtet Roland Stadler. Im Gespräch sei zuletzt eine mögliche Kooperation mit den Finanzinvestoren Silver Lake Partners und Canada Pension Plan. Aber auch andere Investoren seien an den 700 Millionen Yahoo-Nutzern interessiert. Derzeit erreiche das Unternehmen an der Börse eine Marktkapitalisierung von knapp 15 Milliarden Euro. Die Yahoo-Aktie hat seit Beginn der Übernahmediskussionen im August rund 30 Prozent gewonnen und notiert derzeit bei rund 11 Euro
Tyson Foods übertrifft Erwartungen
Insbesondere steigende Getreide- und Zusatzfutterkosten für die Hühneraufzucht sorgten im vierten Quartal beim US-Nahrungsmittelkonzern Tyson Foods (WKN 870625) für Gewinneinbrüche trotz Rekordumsätzen, die von zuvor 7,42 Milliarden US-Dollar auf 8,4 Milliarden gestiegen sind. Den Ertrag habe der Konzern mit 97 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 213 Millionen US-Dollar in der Vorjahresperiode halbiert. In der Sparte Hühner sei ein Verlust von 92 Millionen US-Dollar aufgelaufen. Im Vorjahr habe dort noch ein Plus von 141 Millionen US-Dollar gestanden. 'Tyson Foods will die Produktion in der Problemsparte nun deutlich reduzieren und dadurch höhere Preise im Markt durchsetzen', weiß Walter Vorhauser. Anleger glauben scheinbar auch daran, den seit Anfang September hat die Aktie von knapp 11 Euro auf rund 14 Euro zugelegt.
Anleger belohnen HP-Sanierungskurs
Mit verbessertem Service, mehr Forschung und Entwicklung und womöglich dem Ausbau der PC-Sparte plant Hewlett Packard (HP) seine Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Die Kosten für diese Umbaumaßnahmen der neuen Chefin Meg Whitman hätten den Gewinn des führenden PC-Herstellers im vierten Quartal um 91 Prozent auf 239 Millionen US-Dollar einbrechen lassen. Der Umsatz sei mit 32,12 Milliarden US-Dollar ebenfalls um 3 Prozent niedriger als in der vergleichbaren Periode 2010. Mit einem Nettogewinn von 1,17 US-Dollar pro Aktie nach Abzug der außergewöhnlichen Belastungen konnte das Unternehmen dennoch die Analystenerwartungen von 1,13 US-Dollar übertreffen. Der Aktienkurs bewegt sich am heutigen Donnerstag um die 19,40 Euro. Im September notierte die Aktie noch bei 16 Euro. 'Hewlett Packard will zwar an seiner PC-Sparte festhalten, es fehlt aber noch eine klare Strategie der Ex-Ebay-Chefin zur Positionierung des Unternehmens im rasant wachsenden Markt der Tablet-PCs', schließt Vorhauser.
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© 24. November 2011 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die Börsenturbulenzen werden von gemischten Konzernergebnissen begleitet. Thomas Cook schockt mit zusätzlichem Kreditbedarf, während sich Anteilseigner von Hewlett Packard wie Tyson über Kurszuwächse freuen und die Übernahmephantasie von Yahoo durch Microsoft neue Nahrung bekommt.
24. November 2011. FRANKFURT. Angesichts der starken Abschläge an den Börsen in den vergangenen Tagen halten sich Anleger zurück. Market Maker im Handel mit internationalen Aktien machen magere Arbeitsmarktzahlen aus den USA und schwache Konjunkturdaten aus China für die jüngsten Verluste mitverantwortlich. Der viel beachtete HSBC-Einkaufsmanagerindex für China liege etwa mit 48 Punkten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Zudem seien die Daten zur Industrieproduktion des Landes schwach ausgefallen. 'Das verstärkt die Sorgen um eine Eintrübung der Weltwirtschaft', bemerkt Walter Vorhauser, der als Spezialist für Close Brother Seydler auf dem Frankfurter Parkett tätig ist. Mit seinen zweistelligen Wachstumsraten habe China die Weltkonjunktur seit Jahren mit angeschoben. Gefördert werde die Unsicherheit der Marktteilnehmer durch die Unfähigkeit der USA, die geforderten Sparmaßnahmen für den Staatshaushalt pünktlich zu verabschieden. Anders als im Euroraum sei ein Konsens von lediglich zwei politischen Parteien notwendig. 'Dass um diesen Kompromiss so lange gerangelt wird, trägt wenig zur Marktberuhigung bei', meint Roland Stadler von der Baader Bank.
In Europa habe die Bundesrepublik in dieser Woche erstmals Schwierigkeiten gehabt, zehnjährige Staatsanleihen in Höhe von sechs Milliarden Euro zu versteigern. Das Anlegerinteresse habe lediglich für Anleihen im Wert von rund 3,6 Milliarden Euro gereicht. 'Die Renditen für die Bundesanleihen sind vielen Anlegern schlichtweg zu niedrig', vermutet Vorhauser.
Kurssturz bei Thomas Cook
Die Eurokrise und der politische Umbruch in der arabischen Welt macht der Reisebranche derzeit zu schaffen. Statt wie geplant die Jahresergebnisse zu präsentieren, habe etwa der britische Reisekonzern Thomas Cook (WKN A0MR3W) die Börsianer mit der Nachricht über zusätzlich benötigte Mittel überrascht. Thomas Cook verhandle derzeit mit vier Banken über neue Kreditlinien. 'Erst im Oktober hat das Unternehmen 100 Millionen Pfund kurzfristige Kredite erhalten', beobachtet Vorhauser. Die Aktie des zweitgrößten europäischen Reiseunternehmens ist daraufhin um rund 70 Prozent auf zeitweise 0,10 Euro abgestürzt. Am heutigen Donnerstag notiert sie leicht erholt bei etwa 0,15 Euro. Vor den mittlerweile drei Gewinnwarnungen in diesem Jahr hat der Kurs noch bei knapp drei Euro gelegen.
'Nun sollen unter anderem Flugzeuge stillgelegt und über 130 Reisebüros in Großbritannien geschlossen werden', berichtet der Händler, der Zweifel über die Überlebensfähigkeit des Unternehmens äußert. Mit einer Marktkapitalisierung von mittlerweile 113 Millionen Euro sei das Unternehmen ein potenzieller Übernahmekandidat.
Nächste Runde in Yahoo-Übernahme
Die Bemühungen von Microsoft (WKN 870747), den angeschlagenen Internetkonzern Yahoo (WKN 900103) zu übernehmen, scheinen in eine neue Phase einzutreten. Gerüchten zufolge hat der weltgrößte Softwarehersteller nun Zugang zu den detaillierten Yahoo-Zahlen. 'Offen ist, ob Microsoft allein oder im Konsortium agiert', berichtet Roland Stadler. Im Gespräch sei zuletzt eine mögliche Kooperation mit den Finanzinvestoren Silver Lake Partners und Canada Pension Plan. Aber auch andere Investoren seien an den 700 Millionen Yahoo-Nutzern interessiert. Derzeit erreiche das Unternehmen an der Börse eine Marktkapitalisierung von knapp 15 Milliarden Euro. Die Yahoo-Aktie hat seit Beginn der Übernahmediskussionen im August rund 30 Prozent gewonnen und notiert derzeit bei rund 11 Euro
Tyson Foods übertrifft Erwartungen
Insbesondere steigende Getreide- und Zusatzfutterkosten für die Hühneraufzucht sorgten im vierten Quartal beim US-Nahrungsmittelkonzern Tyson Foods (WKN 870625) für Gewinneinbrüche trotz Rekordumsätzen, die von zuvor 7,42 Milliarden US-Dollar auf 8,4 Milliarden gestiegen sind. Den Ertrag habe der Konzern mit 97 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 213 Millionen US-Dollar in der Vorjahresperiode halbiert. In der Sparte Hühner sei ein Verlust von 92 Millionen US-Dollar aufgelaufen. Im Vorjahr habe dort noch ein Plus von 141 Millionen US-Dollar gestanden. 'Tyson Foods will die Produktion in der Problemsparte nun deutlich reduzieren und dadurch höhere Preise im Markt durchsetzen', weiß Walter Vorhauser. Anleger glauben scheinbar auch daran, den seit Anfang September hat die Aktie von knapp 11 Euro auf rund 14 Euro zugelegt.
Anleger belohnen HP-Sanierungskurs
Mit verbessertem Service, mehr Forschung und Entwicklung und womöglich dem Ausbau der PC-Sparte plant Hewlett Packard (HP) seine Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Die Kosten für diese Umbaumaßnahmen der neuen Chefin Meg Whitman hätten den Gewinn des führenden PC-Herstellers im vierten Quartal um 91 Prozent auf 239 Millionen US-Dollar einbrechen lassen. Der Umsatz sei mit 32,12 Milliarden US-Dollar ebenfalls um 3 Prozent niedriger als in der vergleichbaren Periode 2010. Mit einem Nettogewinn von 1,17 US-Dollar pro Aktie nach Abzug der außergewöhnlichen Belastungen konnte das Unternehmen dennoch die Analystenerwartungen von 1,13 US-Dollar übertreffen. Der Aktienkurs bewegt sich am heutigen Donnerstag um die 19,40 Euro. Im September notierte die Aktie noch bei 16 Euro. 'Hewlett Packard will zwar an seiner PC-Sparte festhalten, es fehlt aber noch eine klare Strategie der Ex-Ebay-Chefin zur Positionierung des Unternehmens im rasant wachsenden Markt der Tablet-PCs', schließt Vorhauser.
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© 24. November 2011 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)