Börsen-Zeitung: Hier kommt Santa Mario, Kommentar zur EZB von Stephan
Balling
Frankfurt (ots) - Die Augen mancher Banker dürften am
Donnerstagnachmittag stärker geleuchtet haben, als es die ihrer
Kinder in gut zwei Wochen tun werden, wenn die Kerzen am
Weihnachtsbaum brennen und das Christkind - bei den Angelsachsen
übernimmt diese Aufgabe bekanntlich Santa Claus - die Geschenke
präsentiert. Denn gestern überschüttete Eurolands oberster
Notenbanker Mario Draghi die Institute mit Gaben: Sie können sich
künftig noch billiger bei der Europäischen Zentralbank (EZB)
finanzieren, sie können dabei schlechtere Sicherheiten als Pfand
hinterlegen, und sie bekommen Kredite nicht nur für ein Jahr, sondern
für drei Jahre. Sparkassenpräsident Heinrich Haasis gab dabei
unverholen zu: Geldpolitisch wäre die Zinssenkung auf das Rekordtief
von 1% nicht nötig gewesen. Trotzdem danke!
Während sich die deutschen Banken freuen, dürften die Gaben in
anderen Teilen Eurolands nicht so gut ankommen. Dort hatte man sich
zu Weihnachten schließlich nicht weniger als eine 'Bazooka'
gewünscht. Konkret: Die EZB solle endlich in noch viel größerem
Umfang als bisher Staatsanleihen von Krisenländern kaufen, um den
lästigen Reformdruck auf die Regierungen zu reduzieren und die Banken
davor zu bewahren, Abschreibungen auf ihre schlechten Assets
vornehmen zu müssen. Dazu aber hat Draghi klar gesagt: Die Bazooka
gibt es nicht! Hoffentlich hält er dieses Versprechen. Zu Recht
erinnerte er gestern an die Zeit vor der Währungsunion, als einige
Länder, die heute zur Währungsunion gehören, genau dies taten: ihre
Staatsschulden monetarisieren. Die Folge waren Inflation und
Instabilität.
Da sind die jetzigen Hilfspakete in Form einer lockereren
Kreditvergabe an die Banken eindeutig der bessere Weg. Sicher, auch
sie bergen hohe Stabilitätsrisiken. Aber eine Zentralbank muss in
Zeiten der Krise, wenn der Interbankenmarkt zusammenbricht, als
'lender of last resort' fungieren - wohlgemerkt für die Banken, nicht
für die Regierungen.
Seltsam aber ist die erneute Zinssenkung. Sie ist angesichts einer
Teuerung von 3% und einer immerhin auf 2% erhöhten Inflationsprognose
für 2012 nicht zu rechtfertigen. Draghi hat damit abermals
signalisiert: Unter seiner Führung wird die EZB lockerer mit dem
Thema Inflation umgehen. Anders als sein Vorgänger Jean-Claude
Trichet nimmt er die strikte Trennung zwischen klassischer
Zinspolitik und 'besonderen Maßnahmen' nicht mehr vor. Banker mögen
noch jubeln: Here comes Santa Mario! Rentner und Arbeitnehmer werden
unter Inflation leiden.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Donnerstagnachmittag stärker geleuchtet haben, als es die ihrer
Kinder in gut zwei Wochen tun werden, wenn die Kerzen am
Weihnachtsbaum brennen und das Christkind - bei den Angelsachsen
übernimmt diese Aufgabe bekanntlich Santa Claus - die Geschenke
präsentiert. Denn gestern überschüttete Eurolands oberster
Notenbanker Mario Draghi die Institute mit Gaben: Sie können sich
künftig noch billiger bei der Europäischen Zentralbank (EZB)
finanzieren, sie können dabei schlechtere Sicherheiten als Pfand
hinterlegen, und sie bekommen Kredite nicht nur für ein Jahr, sondern
für drei Jahre. Sparkassenpräsident Heinrich Haasis gab dabei
unverholen zu: Geldpolitisch wäre die Zinssenkung auf das Rekordtief
von 1% nicht nötig gewesen. Trotzdem danke!
Während sich die deutschen Banken freuen, dürften die Gaben in
anderen Teilen Eurolands nicht so gut ankommen. Dort hatte man sich
zu Weihnachten schließlich nicht weniger als eine 'Bazooka'
gewünscht. Konkret: Die EZB solle endlich in noch viel größerem
Umfang als bisher Staatsanleihen von Krisenländern kaufen, um den
lästigen Reformdruck auf die Regierungen zu reduzieren und die Banken
davor zu bewahren, Abschreibungen auf ihre schlechten Assets
vornehmen zu müssen. Dazu aber hat Draghi klar gesagt: Die Bazooka
gibt es nicht! Hoffentlich hält er dieses Versprechen. Zu Recht
erinnerte er gestern an die Zeit vor der Währungsunion, als einige
Länder, die heute zur Währungsunion gehören, genau dies taten: ihre
Staatsschulden monetarisieren. Die Folge waren Inflation und
Instabilität.
Da sind die jetzigen Hilfspakete in Form einer lockereren
Kreditvergabe an die Banken eindeutig der bessere Weg. Sicher, auch
sie bergen hohe Stabilitätsrisiken. Aber eine Zentralbank muss in
Zeiten der Krise, wenn der Interbankenmarkt zusammenbricht, als
'lender of last resort' fungieren - wohlgemerkt für die Banken, nicht
für die Regierungen.
Seltsam aber ist die erneute Zinssenkung. Sie ist angesichts einer
Teuerung von 3% und einer immerhin auf 2% erhöhten Inflationsprognose
für 2012 nicht zu rechtfertigen. Draghi hat damit abermals
signalisiert: Unter seiner Führung wird die EZB lockerer mit dem
Thema Inflation umgehen. Anders als sein Vorgänger Jean-Claude
Trichet nimmt er die strikte Trennung zwischen klassischer
Zinspolitik und 'besonderen Maßnahmen' nicht mehr vor. Banker mögen
noch jubeln: Here comes Santa Mario! Rentner und Arbeitnehmer werden
unter Inflation leiden.
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