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Veröffentlicht am 08.12.2011, 20:51
Aktualisiert 08.12.2011, 20:52
Börsen-Zeitung: Hier kommt Santa Mario, Kommentar zur EZB von Stephan

Balling

Frankfurt (ots) - Die Augen mancher Banker dürften am

Donnerstagnachmittag stärker geleuchtet haben, als es die ihrer

Kinder in gut zwei Wochen tun werden, wenn die Kerzen am

Weihnachtsbaum brennen und das Christkind - bei den Angelsachsen

übernimmt diese Aufgabe bekanntlich Santa Claus - die Geschenke

präsentiert. Denn gestern überschüttete Eurolands oberster

Notenbanker Mario Draghi die Institute mit Gaben: Sie können sich

künftig noch billiger bei der Europäischen Zentralbank (EZB)

finanzieren, sie können dabei schlechtere Sicherheiten als Pfand

hinterlegen, und sie bekommen Kredite nicht nur für ein Jahr, sondern

für drei Jahre. Sparkassenpräsident Heinrich Haasis gab dabei

unverholen zu: Geldpolitisch wäre die Zinssenkung auf das Rekordtief

von 1% nicht nötig gewesen. Trotzdem danke!

Während sich die deutschen Banken freuen, dürften die Gaben in

anderen Teilen Eurolands nicht so gut ankommen. Dort hatte man sich

zu Weihnachten schließlich nicht weniger als eine 'Bazooka'

gewünscht. Konkret: Die EZB solle endlich in noch viel größerem

Umfang als bisher Staatsanleihen von Krisenländern kaufen, um den

lästigen Reformdruck auf die Regierungen zu reduzieren und die Banken

davor zu bewahren, Abschreibungen auf ihre schlechten Assets

vornehmen zu müssen. Dazu aber hat Draghi klar gesagt: Die Bazooka

gibt es nicht! Hoffentlich hält er dieses Versprechen. Zu Recht

erinnerte er gestern an die Zeit vor der Währungsunion, als einige

Länder, die heute zur Währungsunion gehören, genau dies taten: ihre

Staatsschulden monetarisieren. Die Folge waren Inflation und

Instabilität.

Da sind die jetzigen Hilfspakete in Form einer lockereren

Kreditvergabe an die Banken eindeutig der bessere Weg. Sicher, auch

sie bergen hohe Stabilitätsrisiken. Aber eine Zentralbank muss in

Zeiten der Krise, wenn der Interbankenmarkt zusammenbricht, als

'lender of last resort' fungieren - wohlgemerkt für die Banken, nicht

für die Regierungen.

Seltsam aber ist die erneute Zinssenkung. Sie ist angesichts einer

Teuerung von 3% und einer immerhin auf 2% erhöhten Inflationsprognose

für 2012 nicht zu rechtfertigen. Draghi hat damit abermals

signalisiert: Unter seiner Führung wird die EZB lockerer mit dem

Thema Inflation umgehen. Anders als sein Vorgänger Jean-Claude

Trichet nimmt er die strikte Trennung zwischen klassischer

Zinspolitik und 'besonderen Maßnahmen' nicht mehr vor. Banker mögen

noch jubeln: Here comes Santa Mario! Rentner und Arbeitnehmer werden

unter Inflation leiden.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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