Tokio (Reuters) - Die japanische Notenbank hat ihrer ultra-lockeren Geldpolitik eine neue Stoßrichtung gegeben.
Im Kampf gegen die hartnäckige Konjunkturflaute setzt sie nun bei ihren Anleihekäufen auf die Kontrolle der für die Konjunktur wichtigen Renditen anstatt auf die schiere Feuerkraft des milliardenschweren Programms. Zur Überraschung vieler Experten verzichteten die Währungshüter am Mittwoch auf eine Verschärfung des Strafzinses. Sie sagten aber zugleich, dass dies nicht vom Tisch sei und sie die Geldschleusen noch weiter öffnen könnten.
Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda will mit der Akzentverschiebung einen Neustart zur Belebung der mauen Wirtschaft erwirken, nachdem die bisherigen Konjunkturspritzen ohne durchschlagende Wirkung geblieben sind. Am Markt kam die Ankündigung gut an, da sie als Erleichterung für die Banken des Landes gewertet wurde, die gegen eine weitere Verschärfung des Strafzinses bereits Sturm gelaufen sind.
Finanzinstitute müssen auf ihre laufenden Konten bei der Bank of Japan (BoJ) weiterhin eine Gebühr von 0,1 Prozent zahlen. Der Strafzins soll helfen, mehr Kredite auszureichen und so die lahmende Wirtschaft ankurbeln sowie für Preisauftrieb zu sorgen. Die Inflationsrate von zwei Prozent soll möglichst bald erreicht werden, teilte die BoJ mit. Dieser Wert könnte auch übertroffen werden, ohne dass gleich der Geldhahn zugedreht werde. Die neue Konzentration auf die Zinsentwicklung der Anleihen und nicht mehr auf die Summe der Zukäufe sei besser geeignet, um die Teuerung in die Höhe zu treiben, sagte Kuroda.
Die Währungshüter wollen weiterhin jährlich 80 Billionen Yen (knapp 710 Milliarden Euro) in die Hand nehmen, um Wertpapiere zu kaufen und so die Wirtschaftsflaute bekämpfen. Die Käufe sollen unter Berücksichtigung der Zinskurven über das Jahr verteilt jedoch flexibler gestaltet werden. So sollen die Renditen von 10-jährigen Bonds bei null Prozent gehalten werden. "Das soll für Wachstumsimpulse, Lohnsteigerungen und damit Inflation sorgen", sagte Ökonom Stefan Große von der NordLB.
Die japanische Notenbank schlage ein neues Kapitel auf, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank aus Liechtenstein. "Je deutlicher die Zinsen im langlaufenden Bereich über den kurzen Zinsen liegen, desto besser für die Banken." Am Markt fiel die Reaktion nicht nur in Japan sondern auch in Europa entsprechend positiv aus. Besonders Finanzwerte wie Banken und Versicherer waren gefragt. Die anstehende Zinsentscheidung in den USA dämpfte allerdings etwas die Kauflaune. Auch müsse sich erst erweisen, dass der neue Rahmenplan greife, urteilten etwa die Analysten der Commerzbank (DE:CBKG). Die Zinskurvenkontrolle könne kaum als expansive Maßnahme verstanden werden. Auch BoJ-Beobachter Katsutoshi Inadome vom Finanzhaus Mitsubishi (T:7211) UFJ Morgan Stanley (NYSE:MS) Securities hält die Maßnahmen nicht für einen neuen Konjunktur-Impuls: "Es sieht so aus, als ob die Notenbank einige Truppen von der Front abziehen würde."