Tokio/London, 01. Mrz (Reuters) - Als erste der sieben führenden Industrienationen (G7) hat Japan mit der Versteigerung zehnjähriger Staatsanleihen Geld verdient. Bei der Auktion nahm das Land am Dienstag 2,4 Billionen Yen ein, umgerechnet rund 19,5 Milliarden Euro. Die niedrigste Rendite lag bei minus 0,015 Prozent. Statt Zinsen für ihr Geld zu kassieren, zahlten die Investoren damit eine Art Gebühr auf ihren Leihbetrag. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt genießt trotz zuletzt schwächelnder Konjunktur nach wie vor eine hohe Kreditwürdigkeit, weshalb die Staatsanleihen besonders in einem unsicheren Umfeld gefragt sind.
Experten gehen davon aus, dass auch in anderen Industriestaaten negative Renditen Schule machen könnten. "Deutschland wird da als nächstes dran sein", sagte Analyst Steve Barrow von der Standard Bank in London. Am Markt liegt die Rendite für die zehnjährige Bundesanleihe bei nur noch 0,1 Prozent, während alle Papiere mit kürzerer Laufzeit bereits in den negativen Bereich gefallen sind.
Derzeit summiert sich der Wert der Staatsanleihen mit einer negativen Rendite weltweit auf rund 5,9 Billionen Euro, wie Berechnungen der Großbank JP Morgan ergeben haben. Angesichts der Turbulenzen an den Aktienmärkten im Zuge des Ölpreisverfalls und der schwachen Weltkonjunktur kaufen Anleger weiter Anleihen, die als vergleichsweise sicheres Investment gelten. Deutsche Bundesanleihen etwa genießen beinahe Bargeldcharakter, da sie aufgrund des riesigen Marktes jederzeit problemlos verkauft und zu Geld gemacht werden können.
Bleiben die Renditen negativ, dürften sich die vorwiegend heimischen Käufer japanischer Anleihen bald im Ausland umsehen und dort vermehrt Geld anlegen, erwarten Experten. "Institutionelle Anleger, die zehnjährige Papiere mit negativer Rendite akzeptieren, gibt es nur wenige", sagte Analystin Naomi Muguruma von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley (N:MS) Securities. "Es bleibt daher abzuwarten, ob die kommende Auktion einer Zehnjährigen auf so große Nachfrage treffen wird." Denn trotz des negativen Zinses hätte die Regierung in Tokio auch drei Mal so viel bei der Versteigerung einnehmen können, so groß war das Interesse der Geldgeber.