(Neu: Details zu Einsparzielen, mittelfristige Ziele, aktueller Kurs)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Der wegen Problemen in der Pharmasparte vor einem weitreichenden Umbau stehende Pharma- und Chemiekonzern Merck will bei seiner wichtigsten Sparte die Forschungs- und Marketingkosten drastisch drücken. Ab 2014 sollen die Kosten jährlich um 300 Millionen Euro sinken. Analysten hatten mit Einsparungen in ähnlicher Höhe gerechnet. Alleine fast zehn Prozent wollen die Darmstädter bei den Forschungs- und Entwicklungskosten (F&E) im Vergleich zum Jahr 2011 sparen. 'Merck muss sich bislang nicht gekannten Marktveränderungen und zunehmendem Wettbewerb in wichtigen Produktbereichen stellen', sagte Merck-Vorstandschef Karl-Ludwig Kley am Dienstag in Darmstadt. Merck muss seine Wettbewerbsfähigkeit im Pharmageschäft weiter steigern, denn trotz über dem Branchendurchschnitt liegender F&E-Kosten mangelt es an Neuentwicklungen.
Der Umbau bei der Tochter kostet Merck einmalig rund 600 Millionen Euro. Deutschlands drittgrößter Arzneimittelhersteller will dafür Doppelstrukturen abbauen, die durch die Zukäufe des Biotech-Konzerns Serono und des Laborausrüsters Millipore entstanden sind. Der Merck-Chef hatte Ende Februar ein massives Sparprogramm mit Stellenstreichungen angekündigt. Der Familienkonzern, der 2018 stolze 350 Jahre alt wird, soll nach den Rückschlägen in der Pharmasparte und dem Wettbewerb im Geschäft mit Flüssigkristallen für Flachbildschirme, Handys und Notebooks mit einem Sparprogramm auf mehr Effizienz getrimmt werden. Details über Stellenstreichungen in Deutschland sind noch nicht bekannt. Ende März beschäftigte Merck rund 40.500 Mitarbeiter davon fast 11.000 in Deutschland
OSCHMANN: 'BEI MERCK SERONO WAREN VERÄNDERUNGEN DRINGEND NOTWENDIG'
'Bei Merck Serono waren Veränderungen dringend notwendig', sagte Pharmachef Stefan Oschmann. In Serono ist das Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten wie Rebif zur Behandlung Multipler Sklerose und dem Krebsmittel Erbitux gebündelt. Die Sparte steuerte im ersten Quartal mit 55 Prozent den größten Batzen zum Konzernumsatz bei. Zum EBITDA vor Sondereinflüssen trug sie fast 60 Prozent bei. Kley hatte bereits auf der Hauptversammlung vor einem Jahr auf die Probleme hingewiesen.
In den wichtigen Pharmamärkten USA, Japan und China sind die Darmstädter noch nicht gut genug aufgestellt. Bei der Tochter sollen in der Schweiz 580 von rund 2.000 Stellen wegfallen, hatte der Bayer-Konkurrent Ende April mitgeteilt, ohne konkrete Einsparziele zu nennen. Mehr als 750 der Stellen in Genf werden zudem nach Darmstadt, Bosten und Peking verlagert. Merck Serono soll 2014 seinen Umsatz auf 5,7 bis 5,9 Milliarden Euro steigern (2011: 5,5).
Verbesserungsbedarf gibt es auch bei Consumer Health Care. In der Sparte liege die Rentabilität deutlich hinter den Konkurrenten wie Bayer oder auch Novartis , sagte der seit Juni amtierende neue Finanzchef Matthias Zachert. Merck hat dort das Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Mitteln wie dem Nasenspray Nasivin gebündelt.
AUSBLICK - GEWINNRÜCKGANG IM ERSTEN QUARTAL
Merck strebt 2014 auch wegen Millipore einen Umsatzanstieg von vier bis acht Prozent auf rund 10,3 bis 10,7 Milliarden Euro an. Dabei sind Lizenz- und Provisionserlöse nicht berücksichtigt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen soll auf rund 3,0 bis 3,2 Milliarden Euro steigen (2011: 2,7). Merck hat in den vergangenen 18 Monaten bereits auf der Führungsebene mit zahlreichen Änderungen auf die Probleme im Pharmageschäft reagiert. Seit Januar 2011 leitet Stefan Oschmann das Arzneimittelgeschäft. Mit Zachert kam am 1. Juni auch ein neuer Finanzvorstand.
Im ersten Quartal fiel der Gewinn nach Steuern wegen eines Umsatzrückgangs im Chemiegeschäft um fast die Hälfte auf 176,6 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten die Hessen einen Verkaufserlös von 157 Millionen Euro verbucht. Der Umsatz kletterte um gut drei Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Die Gesamterlöse sollen 2012 bei rund 10,5 Milliarden Euro und damit leicht über Vorjahr liegen. Beim EBITDA vor Sondereinflüssen wird mit 2,8 bis 2,9 Milliarden Euro gerechnet. An der Börse reagierte die Aktie auf Ausblick und die Zahlen mit einem Kursrückgang von 2,94 Prozent auf 76,29 Euro. Der Dax legte leicht zu./ep/jha/zb
DARMSTADT (dpa-AFX) - Der wegen Problemen in der Pharmasparte vor einem weitreichenden Umbau stehende Pharma- und Chemiekonzern Merck
Der Umbau bei der Tochter kostet Merck einmalig rund 600 Millionen Euro. Deutschlands drittgrößter Arzneimittelhersteller will dafür Doppelstrukturen abbauen, die durch die Zukäufe des Biotech-Konzerns Serono und des Laborausrüsters Millipore entstanden sind. Der Merck-Chef hatte Ende Februar ein massives Sparprogramm mit Stellenstreichungen angekündigt. Der Familienkonzern, der 2018 stolze 350 Jahre alt wird, soll nach den Rückschlägen in der Pharmasparte und dem Wettbewerb im Geschäft mit Flüssigkristallen für Flachbildschirme, Handys und Notebooks mit einem Sparprogramm auf mehr Effizienz getrimmt werden. Details über Stellenstreichungen in Deutschland sind noch nicht bekannt. Ende März beschäftigte Merck rund 40.500 Mitarbeiter davon fast 11.000 in Deutschland
OSCHMANN: 'BEI MERCK SERONO WAREN VERÄNDERUNGEN DRINGEND NOTWENDIG'
'Bei Merck Serono waren Veränderungen dringend notwendig', sagte Pharmachef Stefan Oschmann. In Serono ist das Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten wie Rebif zur Behandlung Multipler Sklerose und dem Krebsmittel Erbitux gebündelt. Die Sparte steuerte im ersten Quartal mit 55 Prozent den größten Batzen zum Konzernumsatz bei. Zum EBITDA vor Sondereinflüssen trug sie fast 60 Prozent bei. Kley hatte bereits auf der Hauptversammlung vor einem Jahr auf die Probleme hingewiesen.
In den wichtigen Pharmamärkten USA, Japan und China sind die Darmstädter noch nicht gut genug aufgestellt. Bei der Tochter sollen in der Schweiz 580 von rund 2.000 Stellen wegfallen, hatte der Bayer-Konkurrent Ende April mitgeteilt, ohne konkrete Einsparziele zu nennen. Mehr als 750 der Stellen in Genf werden zudem nach Darmstadt, Bosten und Peking verlagert. Merck Serono soll 2014 seinen Umsatz auf 5,7 bis 5,9 Milliarden Euro steigern (2011: 5,5).
Verbesserungsbedarf gibt es auch bei Consumer Health Care. In der Sparte liege die Rentabilität deutlich hinter den Konkurrenten wie Bayer
AUSBLICK - GEWINNRÜCKGANG IM ERSTEN QUARTAL
Merck strebt 2014 auch wegen Millipore einen Umsatzanstieg von vier bis acht Prozent auf rund 10,3 bis 10,7 Milliarden Euro an. Dabei sind Lizenz- und Provisionserlöse nicht berücksichtigt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen soll auf rund 3,0 bis 3,2 Milliarden Euro steigen (2011: 2,7). Merck hat in den vergangenen 18 Monaten bereits auf der Führungsebene mit zahlreichen Änderungen auf die Probleme im Pharmageschäft reagiert. Seit Januar 2011 leitet Stefan Oschmann das Arzneimittelgeschäft. Mit Zachert kam am 1. Juni auch ein neuer Finanzvorstand.
Im ersten Quartal fiel der Gewinn nach Steuern wegen eines Umsatzrückgangs im Chemiegeschäft um fast die Hälfte auf 176,6 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten die Hessen einen Verkaufserlös von 157 Millionen Euro verbucht. Der Umsatz kletterte um gut drei Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Die Gesamterlöse sollen 2012 bei rund 10,5 Milliarden Euro und damit leicht über Vorjahr liegen. Beim EBITDA vor Sondereinflüssen wird mit 2,8 bis 2,9 Milliarden Euro gerechnet. An der Börse reagierte die Aktie auf Ausblick und die Zahlen mit einem Kursrückgang von 2,94 Prozent auf 76,29 Euro. Der Dax legte leicht zu./ep/jha/zb