FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat sich am Donnerstag erholt und ist wieder über die Marke von 1,20 US-Dollar gestiegen. Nach deutlichen Verlusten in den vergangenen Tagen kostete die Gemeinschaftswährung am Vormittag 1,2005 Dollar und damit rund einen halben Cent mehr als am späten Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,2007 Dollar festgesetzt. Die türkische Lira setzte dagegen ihren Sinkflug der vergangenen Monate fort.
Marktbeobachter erklärten die Euro-Erholung mit einer Gegenbewegung zu den deutlichen Verlusten in den Wochen zuvor. Seit Mitte April hatte der Euro zum Dollar etwa vier Cent oder dreieinhalb Prozent an Wert verloren. Auslöser des Sinkflugs waren vor allem schwache Konjunkturdaten aus dem Währungsraum, die auch die EZB aufhorchen ließ. Rasche Änderungen an der vorsichtigen Haltung und der lockeren Geldpolitik der EZB sind damit noch unwahrscheinlicher geworden. Der amerikanische Dollar wird dagegen seit Wochen durch steigende Kapitalmarktzinsen und die Aussicht auf weiter steigende Leitzinsen beflügelt. Am Mittwochabend signalisierte die US-Notenbank Fed, ihren behutsamen Straffungskurs fortzuführen. Zudem zeigte sie sich zuversichtlich, dass ihr Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist weiter erreicht wird. Am Montag war das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß PCE erstmals seit langem wieder auf den Zielwert der Notenbank von zwei Prozent gestiegen. Auf ein neues Rekordtief zum US-Dollar fiel die türkische Lira. Auslöser waren neue Inflationsdaten, die eine weiter steigende Teuerung belegten. Fachleute sehen die Reaktion der türkischen Notenbank als nicht ausreichend an. Der wichtige einwöchige Leitzins liegt ihrer Meinung nach seit langem viel zu niedrig. Mit derzeit acht Prozent bewegt er sich deutlich unterhalb der zweistelligen Inflationsrate. Ein Grund für die vorsichtige Reaktion der Notenbank wird in der Haltung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gesehen, der höhere Zinsen ablehnt.