HANNOVER (dpa-AFX) - Continental (ETR:CON) will sich mit einer milliardenschweren Übernahme in den USA unabhängiger vom Auf und Ab der Autoindustrie machen. Wie der Dax (ETR:DAX)-Konzern am Montag mitteilte, beabsichtigt er für rund 1,4 Milliarden Euro das US-Unternehmen Veyance Technologies von der Carlyle (NAS:CG) Group zu kaufen. Der Konzern, der im Bereich Kautschuk- und Kunststofftechnologie unterwegs ist, machte 2013 den Angaben zufolge mit 9000 Mitarbeitern und 27 Werken rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz. 'Das Veyance Geschäft ergänzt Continental auf regionaler Basis und stärkt unser Industriegeschäft', sagte Conti-Chef Elmar Degenhart. Conti macht den größten Teil seines Umsatzes bislang in Europa und hängt stark von Wohl und Wehe der Autobranche ab.
Die Niedersachsen rechnen im Herbst mit grünem Licht von den Behörden für die Übernahme und wollen das neue Geschäftsfeld in die Sparte ContiTech eingliedern. Konzernweit steige der Anteil des Industriegeschäfts dadurch von 28 auf 32 Prozent, sagte ContiTech-Vorstand Heinz-Gerhard Wente in einer Telefonkonferenz. Perspektivisch soll der Wert Richtung 40 Prozent gehen. Mit der breiteren Aufstellung hin zu mehr unterschiedlichen Kunden wolle man 'gegen konjunkturelle Schwankungen besser gewappnet sein'.
Veyance sei in Bereichen wie Hydraulikschläuchen, Keilriemen oder auch Luftfeder-Systemen gut aufgestellt, sagte Wente. Das Unternehmen mache über die Hälfte seines Umsatzes in Nordamerika - eben dort, wo ContiTech vergleichsweise schwach aufgestellt ist. Neben der guten regionalen Ergänzug will Conti auch durch einen gemeinsamen Einkauf Geld sparen. Insgesamt peilt Wente 75 Millionen Euro Synergien in den nächsten vier Jahren an.
Dank gut gefüllter Unternehmenskassen muss Conti für die Übernahme keine zusätzlichen Kredite aufnehmen. 'Die Akquisition kann vollständig aus den liquiden Mitteln und verfügbaren Kreditlinien finanziert werden', sagte Konzernchef Degenhart. Veyance soll außerdem ohne lange Anlaufzeit den Gewinn der Niedersachsen steigern.
2013 lag der operative Gewinn von Veyance vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) laut Conti bei 14 Prozent des Umsatzes. Etwas über diese Marge sei auch ContiTech gekommen, sagte Sparten-Chef Wente. Dieses Niveau nach dem Zusammenschluss zu halten, sei 'ein schönes Ziel'. ContiTech hatte nach vorläufigen Zahlen den Umsatz 2013 um rund fünf Prozent auf 3,9 Milliarden Euro gesteigert und damit knapp zwölf Prozent der konzernweiten Erlöse von 33,3 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Mit knapp 30 000 Mitarbeitern stellte die Sparte, die auf Kunststofftechnologien spezialisiert ist, rund jeden sechsten Arbeitsplatz bei Conti. Das Geschäftsfeld entwickelt und produziert laut Conti unter anderem Bauteile und Systeme für die Autobranche und andere Industrien. Endgültige Geschäftszahlen legt Conti am 6. März vor.