NEAPEL/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit neuen Maßnahmen gegen Wachstumsschwäche und Niedriginflation im Euroraum. Dazu wird die Notenbank ab Mitte Oktober mit Forderungen gedeckte Anleihen (Covered Bonds) kaufen, wie EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag nach der auswärtigen Sitzung des EZB-Rats in Neapel sagte. Ab dem vierten Quartal 2014 wird die Notenbank zusätzlich in den Kauf von Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) einsteigen. Beide Programme haben eine Laufzeit von zwei Jahren.
Gefragt nach dem Umfang der Käufe, sagte Draghi: "Es ist schwer, eine Summe zu nennen." Die beiden neuen Programme und die bereits gestarteten Geldspritzen zur Ankurbelung der Kreditvergabe (TLTROs) seien im Verbund zu sehen. Gemeinsam würden sie die Bilanzsumme der Notenbank in "signifikantem" Umfang ausweiten. Draghi bekräftigte frühere Aussagen, dass die EZB eine Bilanzausweitung auf das Niveau von Anfang 2012 anstrebe. Das spricht für zusätzliches Zentralbankgeld von etwa einer Billion Euro.
ABS-KAUF AUCH IM 'RAMSCHBEREICH'
Draghi versicherte, die Notenbank werde beim Erwerb von ABS-Papieren vorsichtig vorgehen. Die Verbriefungen sollen "einfach und transparent" sein, so der Notenbankchef. Allerdings sollen auch Papiere erworben werden, die aus Ländern mit einem Kreditrating von weniger als "BBB-" (Junk- oder Ramsch-Rating) kommen. Details will die Notenbank im Anschluss an die noch laufende Pressekonferenz gegen 15.30 Uhr veröffentlichen.
ABS sind gebündelte Einzelkredite, die in Wertpapiere verpackt sind und damit handelbar gemacht werden. Seit der weltweiten Finanzkrise sind sie in Verruf geraten, weil sie entscheidend zur Eskalation der amerikanischen Hypothekenkrise beigetragen haben. Die EZB hält entgegen, dass europäische ABS viel seltener ausgefallen seien als US-Papiere. ABS-Papiere sind in verschiedene Tranchen mit unterschiedlichem Ausfallrisiko aufgeteilt.
COVERED BONDS
Covered Bonds sind ebenfalls mit Krediten besicherte Anleihen. Allerdings gelten sie im Vergleich zu ABS als sicherere Anlage, weil neben den Sicherheiten grundsätzlich auch die ausgebende Bank im Fall eines Ausfalls haftet. Durch die Finanzkrise sind Covered Bonds jedoch auch nicht unbeschadet gekommen, weil Sicherheiten ausgefallen sind und die ausgebenden Banken ebenfalls Probleme bekamen. Das nunmehr beschlossene Kaufprogramm ist bereits das dritte seit der Finanzkrise, mit dem die Notenbank Covered Bonds kauft.