BERN (dpa-AFX) - Knapp ein Jahr nach dem Frankenschock hat die Schweizer Wirtschaft wieder spürbar Tritt gefasst. In den Monaten Oktober bis Dezember habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent zugelegt, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am Mittwoch mitteilte. Damit lag die Wirtschaftsleistung deutlich höher als erwartet. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einen Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet.
Die Schweizer Wirtschaft wuchs damit so stark wie seit Ende 2014 nicht mehr. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein, erklärte die vergleichsweise starke Wirtschaftsleistung mit einer soliden Binnenwirtschaft. "Vor allem die höheren Ausgaben des Staates schlagen positiv zu Buche", sagte Gitzel.
Im Januar 2015 hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschend die Obergrenze des Franken zum Euro aufgegeben und damit eine starke Aufwertung der Schweizer Währung zugelassen. Daraufhin war die Wirtschaft der Eidgenossen im ersten Quartal 2015 um 0,3 Prozent eingebrochen, konnte sich im zweiten Quartal wieder etwas erholen und war im dritten Quartal erneut leicht um 0,1 Prozent geschrumpft.
Nach der Aufgabe des Mindestwechselkurses hatten viele Experten eine Rezession in der Schweiz befürchtet. Obwohl die Konjunktur überraschend schnell wieder Tritt gefasst hat, rechnet Experte Gitzel in der Schweiz weiterhin mit einem im europäischen Vergleich schwachen Wachstum. "Die Bremsspuren der Franken-Aufwertung sind beachtlich", so der Chefvolkswirt.
Am Devisenmarkt reagierte der Franken kaum auf die Konjunkturdaten. Am Morgen stand der Kurs des Euro nahezu unverändert bei 1,0848 Franken.