BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wiedervereinigung hat sich aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. "Die erreichte Annäherung der Wirtschafts- und Lebensverhältnisse ist eine große ökonomische Leistung", heißt es in einer Bilanz 25 Jahre nach dem Mauerfall. Damit der Osten den Abstand zum Westen weiter verkürzen kann, sei mehr Geld für Bildung und Forschung nötig.
Ostdeutsche erzielten heute etwa 83 Prozent des durchschnittlichen verfügbaren Einkommens der Westdeutschen. Der Industrie-Anteil an der Brutto-Wertschöpfung erreiche EU-Durchschnitt, der Osten liege vor Frankreich, Spanien und Großbritannien. Eine ähnliche Bilanz hatte in dieser Woche die staatliche Förderbank KfW gezogen.
Nach Befragungen des Instituts sind die Ostdeutschen heute nahezu so zufrieden mit ihrem Leben wie die übrigen Bundesbürger. In den 90ern war der Abstand noch groß gewesen. Nach einer Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Superillu" sowie von 13 ostdeutschen Tageszeitungen fühlt sich die Hälfte der Ostdeutschen als "Gewinner" der Wiedervereinigung. Knapp jeder vierte (23 Prozent) sieht sich dagegen als "Verlierer".
Löhne, Produktivität und Wirtschaftsleistung könnten in einem Land nie völlig gleich sein, bemerkte DIW-Chef Marcel Fratzscher am Donnerstag in Berlin. "Selbst innerhalb von Westdeutschland gibt es große Unterschiede in den Regionen." In Ländern wie Italien und Spanien klafften die Landesteile stärker auseinander als Ost und West in Deutschland.
"Es gibt auch Bereiche, wo sich der Westen Ostdeutschland annähert", hob der Forscher hervor. So seien inzwischen 70 Prozent der Frauen im Westen erwerbstätig, im Osten 75 Prozent. Immer mehr brächten ihre unter dreijährigen Kindern in eine Kita. Vor allem gut ausgebildete Eltern nutzten die Betreuungsangebote stärker.kr