Berlin (Reuters) - Die wegen ihrer Exportstärke in der Kritik stehende deutsche Wirtschaft sichert einer Studie zufolge 4,8 Millionen Arbeitsplätze in anderen EU-Ländern.
Grund dafür sei die deutsche Nachfrage nach Vorleistungen und Industriegütern, geht aus der am Freitag veröffentlichten Analyse des Schweizer Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos hervor. "Die Kritik, wonach die Stärke der deutschen Industrie zulasten anderer Staaten in der EU geht, ist völlig unbegründet", sagte der Hautgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, der die Studie in Auftrag gegeben hat. "Das Gegenteil ist der Fall."
Deutschland steht wegen seiner enormen Exportüberschüsse am Pranger. Der Leistungsbilanzüberschuss liegt seit Jahren deutlich über der Marke von sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes, die die EU-Kommission noch für akzeptabel hält. Auch US-Präsident Donald Trump ist dies ein Dorn im Auge.
Für die höchsten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte sorgt der Studie zufolge nicht der private Konsum. Allein die Nachfrage der deutschen Industrie nach Vorleistungs- und Investitionsgütern sichere etwa 3,4 Millionen Jobs in anderen europäischen Staaten. "Befürchtungen, dass eine wettbewerbsfähige und wachstumsstarke deutsche Industrie die wirtschaftliche Dynamik in anderen Ländern bremsen würde, sind unbegründet", heißt es in der Untersuchung. Eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hätte demnach zur Folge, dass die Wirtschaftsleistung in der gesamten EU bis 2023 um rund 36 Milliarden Euro niedriger ausfallen würde.