ISTANBUL/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Notenbank der Türkei hat am Donnerstag wegen des anhaltenden Verfalls der heimischen Währung Lira am Devisenmarkt interveniert. In einer kurzen Meldung auf ihrer Internetseite begründete sie den Schritt mit einer 'ungesunden Kursentwicklung'. Am Markt war die Rede davon, die Zentralbank habe 1,5 Milliarden US-Dollar verkauft. In der Folge wertete die Lira zum Dollar leicht auf.
Die türkische Währung ist in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck geraten. Vor der Intervention der Notenbank war sie am Donnerstag auf ein neues Rekordtief von 2,29 Dollar gefallen. Auch in Euro gerechnet kostet die Lira so wenig wie noch nie. Analysten nennen vor allem innenpolitische Gründe für den Sinkflug, insbesondere den Korruptionsskandal, der die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan seit Wochen belastet.
Für zusätzliche Verunsicherung sorgte unlängst die Notenbank selbst. Anstatt wie von Beobachtern mehrheitlich erwartet die Leitzinsen zur Stärkung der Lira anzuheben, hatte sie am Dienstag eine vielfach als halbherzig wahrgenommene Maßnahme ergriffen. Sie hob lediglich den Spitzenrefinanzierungssatz an, und dies auch nur für Zeiten, in denen die Banken ohnehin auf die Spitzenrefinanzierung zugreifen.
'Aufgrund der angekratzten Glaubwürdigkeit der Notenbank gehen wir nicht davon aus, dass der Abwertungsdruck abklingen wird', heißt es in einem Kommentar der Commerzbank. Die Entscheidung, die Lira durch direkte Interventionen am Devisenmarkt zu stützen, ändere daran nichts, sagt Expertin Thu Lan Nguyen. Darüber hinaus sei die Strategie wegen der begrenzten Devisenreserven der Notenbank nicht nachhaltig. Unter dem Strich stünden ihr lediglich 38 Milliarden Dollar für Interventionen zur Verfügung./bgf/jsl