Washington (Reuters) - Die steigende Inflation macht eine Zinserhöhung in den USA am Jahresende wahrscheinlicher.
Die Verbraucherpreise kletterten im August um 1,1 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit 1,0 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im Juli noch bei 0,8 Prozent lag. Benzin verbilligte sich nur noch minimal, während sich Mieten und die Kosten im Gesundheitswesen spürbar verteuerten.
"Die preisdämpfenden Effekte des Ölpreisrückgangs laufen nun aus", erklärte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank aus Liechtenstein. In den kommenden Monaten sei daher mit deutlich höheren Inflationsraten zu rechnen. An den Märkten wird zunehmend darauf gesetzt, dass die Notenbank Fed im Dezember ihren Leitzins nach oben setzt. Der Euro-Kurs geriet deshalb unter Druck: Er rutschte auf den tiefsten Stand seit zehn Tagen ab, weil die Aussicht auf höhere Zinsen den Dollar attraktiver macht.
Börsianer taxieren die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im Dezember an den Terminmärkten nun wieder auf mehr als 50 Prozent, nachdem es zuletzt nur 47 Prozent waren. Die Fed hatte die geldpolitischen Zügel im Dezember 2015 erstmals seit fast zehn Jahren angezogen und hält den Leitzins seither in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Eine Serie schwächerer Konjunkturdaten, die maue Weltwirtschaft und die lange Zeit hartnäckig niedrige Inflation hielt sie bislang vom nächsten Schritt ab.
Die Federal Reserve (Fed) strebt bei der Inflation einen Wert von zwei Prozent an. Die Währungshüter blicken vor allem auf Preisveränderungen bei den persönlichen Verbraucherausgaben (PCE), womit Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Dieser Wert lag zuletzt mit 1,6 Prozent noch unter dem Zielwert.
Eine Zinserhöhung schon bei der Notenbanksitzung kommende Woche gilt nach zuletzt schwächeren Konjunktursignalen inzwischen als unwahrscheinlich. So hellte sich die Stimmung der Konsumenten im September entgegen den Erwartungen nicht auf. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen verharrte bei 89,8 Zählern, wie aus einer Umfrage der Universität Michigan hervorging. Fachleute hatten einen Anstieg auf 90,8 Punkte erwartet. "Auf der Sitzung in der kommenden Wochen wird jedenfalls nicht an der Zinsschraube gedreht", gab sich VP-Ökonom Gitzel sicher.