FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA dürfte den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag belasten. Höhere Zinsen verringern die Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex (ETR:DAX) fiel rund eine Stunde vor dem Börsenstart um 1,05 Prozent auf 9180 Punkte. In den letzten vier Handelstagen hatte der Dax noch von der Hoffnung auf eine Entspannung in der Krim-Krise profitiert und knapp drei Prozent gewonnen. Mit einem Abschlag von 1,17 Prozent ließ der Future auf den EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) am Morgen einen ebenfalls schwächeren Start für den Leitindex der Eurozone erwarten.
Die US-Notenbank Fed steuert zusehends auf eine Normalisierung ihrer Geldpolitik zu. Zwar behält sie ihren Kurs einer außergewöhnlich lockeren Geldpolitik vorerst bei, neue Zinsprognosen der Top-Notenbanker lassen jedoch darauf schließen, dass eine erste Zinsanhebung früher als gedacht kommen könnte. Die geldpolitschen 'Falken', die für eine restriktivere Geldpolitik stehen, seien bei der Fed stärker in den Vordergrund getreten, resümierte Analyst Joseph LaVorgna von der Deutschen Bank. Entsprechend negativ ist die Reaktion an den Weltbörsen mit Verlusten in Asien und einem im Vergleich zum Xetra-Schluss schwachen Future auf den Dow Jones Industrial (DJI:DJI). Auf der Konjunkturagenda stehen am Nachmittag die wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe.
REGIERUNG STOPPT EXPORTGESCHÄFT VON RHEINMETALL
Gleichzeitig bleibt der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine Gesprächsthema. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte als Reaktion auf die Krim-Krise ein Exportgeschäft des Rüstungskonzerns Rheinmetall (ETR:RHM) mit Russland bis auf weiteres gestoppt. Das Geschäft hat eine Größenordnung von etwa 120 Millionen Euro. Die Nachricht dürfte die Titel leicht belasten, sagte ein Händler. Angesichts der Vertragssumme aber erscheine der Kursrückgang im vorbörslichen Handel beim Broker Lang & Schwarz (L&S) mit knapp vier Prozent übertrieben.
Ansonsten dürften weiterhin Unternehmensausblicke und Geschäftszahlen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Spezialchemiekonzern Lanxess (ETR:LXS) etwa rechnet zwar nach einem Verlust 2013 für das erste Quartal dieses Jahres mit einem etwas höheren operativen Ergebnis. Die Marktsituation für synthetischen Kautschuk werde aber auch im Gesamtjahr herausfordernd bleiben. Bei L&S waren die Papiere mit einem Minus von rund zwei Prozent der größte Verlierer unter allen Dax-Werten. Lanxess habe einen schwachen Ausblick geliefert, schrieb Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Die Titel von Munich Re (ETR:MUV2) hingegen gaben bei L&S nur um unterdurchschnittliche 0,33 Prozent nach. Der weltgrößte Rückversicherer gibt trotz eines absehbaren Gewinnrückgangs in diesem Jahr eine weitere Milliardensumme an seine Aktionäre zurück.
FUCHS PETROLUB DÄMPFT ZU HOHE ERWARTUNGEN
Der Mannheimer Schmierstoff-Herstellers Fuchs Petrolub (ETR:FPE3) will nach dem jüngsten Rekordjahr auch 2014 zulegen. Gleichzeitig aber dämpft das Unternehmen zu hohe Erwartungen. Für die Papiere ging es bei L&S um knapp ein Prozent nach unten.
Unter den im TecDax (ETR:TDXP) notierten Papieren gaben Pfeiffer Vacuum (ETR:PFV) bei L&S um rund anderthalb Prozent nach. Der Spezialpumpenhersteller hatte nach einem Gewinneinbruch wie erwartet seine Dividende gesenkt. Die Aktien des im SDax (ETR:SDXP) notierten Motorenbauers Deutz (ETR:DEZ) büßten bei L&S mehr als drei Prozent ein. Der Ausblick des Unternehmens hatte enttäuscht.