FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem mit Spannung erwarteten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch etwas zugelegt. Anleger erhoffen sich von dem Bericht Aufschluss über die weitere Geldpolitik der Amerikaner. Am frühen Nachmittag stand der Dax (ETR:DAX) nach einem verhaltenen Start 0,21 Prozent höher bei 9659,00 Punkten. Damit tritt das Börsenbarometer gleichwohl seit dem vergangenen Donnerstag praktisch auf der Stelle. Deutliche Impulse blieben aus. Der MDax (ETR:MDAX) stieg um 0,17 Prozent auf 16 273,51 Punkte und der TecDax (ETR:TDXP) legte um 0,18 Prozent auf 1240,42 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) zog um 0,31 Prozent auf 3173,61 Punkte an.
Einige Analysten warnten jedoch vor zu hohen Erwartungen an das Sitzungsprotokoll. Die Bekanntgabe an diesem Abend erscheine nur auf den ersten Blick vielversprechend, schrieben die Devisenanalysten der Commerzbank. Das Protokoll werde wahrscheinlich keine Informationen liefern, die einer Neubewertung der US-Geldpolitik bedürften: "Da die meisten Indikatoren wieder an Schwung gewinnen, werden sich die Sorgen im Offenmarktausschuss der Fed in Grenzen halten." Es bestehe also kein Anlass, an dem auf Autopilot laufenden Zurückfahren der Anleihekäufe zu rütteln. Im Fokus stehen darüber hinaus einige Reden von Fed-Mitgliedern.
STUDIE BEWEGT VERSORGER
Ein Analystenkommentar sorgte für ein deutliches Kursplus bei den beiden im Dax notierten Versorgern. Die Aktien von Eon (ETR:EOAN) und RWE (ETR:RWE) zogen an der Indexspitze um jeweils rund drei Prozent an. Die Bank RBC hatte sich Händlern zufolge positiv zu beiden Werten geäußert.
Auf Unternehmensseite steht die Hauptversammlung von SAP (ETR:SAP) im Blick. Der Softwarekonzern erzielte mit seiner schnellen Datenbank Hana insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz, sagte Co-Chef Bill McDermott. Hana ist einer der Hoffnungsträger im Konzern, sie soll unter anderem als Arbeitspferd im Hintergrund vieler anderer Anwendungen der Softwareschmiede werkeln und diese beschleunigen. Zudem hatte der US-Wettbewerber Salesforce.Com NYS:CRM überraschend gute Quartalszahlen veröffentlicht und seine Jahresziele angehoben. Die SAP-Aktien stiegen um 0,36 Prozent.
MTU RECHNET MIT STABILEM MILITÄRGESCHÄFT
Ansonsten waren Unternehmensnachrichten rar. So erwartet der Triebwerksbauer MTU ETR:MTX trotz sinkender Verteidigungsetats ein stabiles Geschäft im Militärsektor. Der Eurofighter habe ebenso wie der Militärtransporter A400M gute Chancen im Exportgeschäft außerhalb Europas, sagte Vorstandsmitglied Michael Schreyögg auf der Luftfahrtmesse ILA in Schönefeld. Die Papiere rückten im MDax 0,54 Prozent vor.
Der mitten im Umbau steckende Minicomputerhersteller Kontron (ETR:KBC) fand einen neuen Finanzvorstand. Michael Boy wird zum 16. Juni das Ressort übernehmen und sich zudem um die Themen Fusionen und Übernahmen und den Kontakt zu Investoren kümmern. Die Titel stiegen um 0,59 Prozent. An der TecDax-Spitze erholten sich die Papiere des Solartechnikherstellers SMA Solar (ETR:S92) etwas von ihrem Kursrutsch seit Anfang März und zogen um mehr als sechs Prozent an.
DIVIDENDENABSCHLÄGE BEI LINDE UND EVONIK
Am Ende von Dax, MDax und TecDax zählten allesamt solche Aktien zu den optisch schwächsten Werten, bei denen es Dividendenabschläge gab. Der Industriegase-Spezialist Linde (ETR:LIN) etwa schüttete drei Euro je Anteil aus. Bei dem Spezialchemiekonzern Evonik (ETR:EVK) waren es ein Euro je Aktie. Das Mobilfunkunternehmen Telefonica Deutschland (ETR:O2D) verteilte 47 Cent je Aktie an seine Anteilseigner.
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---