FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. Juni 2013. Wegen der sich andeutenden geldpolitischen Wende in den USA verabschieden sich Anleger im großen Stil von Aktien-ETFs. Noch weniger beliebt sind Indexfonds auf Hochzinsanleihen.
Dem heftigen Kursrutsch an den Börsen seit Mitte vergangener Woche konnten auch die treuesten ETF-Anhänger nicht standhalten. 'Alles flog raus', erklärt Jörg Sengfelder von Flow Traders. Bei Fonds auf hochrentierliche Anleihen habe geradezu Ausverkaufsstimmung geherrscht, in Aktien-ETFs sei es ebenfalls zu deutlichen Abflüssen gekommen. 'Das war aber kontrollierter.' Der Grund für die schmerzhaften Verluste an den Börsen: US-Notenbankchef Bernanke hat vergangenen Mittwoch eine erste Reduzierung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms signalisiert. Dazu kamen schwache Konjunkturdaten aus China.
Bloß kein Risiko
Zumindest für den gestrigen Montag spricht Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank von 'Panik': 'Alles, was nach Risiko aussieht, wurde abgestoßen, vor allem Schwellenländeranleihen.' Heute habe sich die Lage schon wieder etwas beruhigt. 'Es gibt erste zaghafte Käufe.' Verstehen kann er die extreme Reaktion der Märkte auf die Bernanke-Aussagen nicht: 'Das zeigt doch eigentlich, dass die Wirtschaft wieder läuft.' Außerdem plane Bernanke lediglich eine langsame Rückführung des Anleihekaufprogramms. 'Und China kleinzureden, passt auch nicht.'
Frank Mohr von der Commerzbank meldet 'trotz des massiven Kursrückgangs' für die gesamte vergangene Woche zwar noch einen Käuferüberhang. Der sei aber wohl auf die Kauflaune in der ersten Wochenhälfte zurückzuführen. Donnerstag und Freitag hätten ganz klar die Abflüsse überwogen, ein Trend, der sich am gestrigen Montag fortgesetzt habe. 'Da war richtig viel los, und zwar speziell in Emerging-Markets-Produkten.' In Sachen Handelsaufkommen können sich die Händler ohnehin nicht beklagen: Die hohe Volatilität sorgt für viel Umsatz.
China: Boom bekommt Kratzer
Mit dem Kursrutsch sind Anleger aus Aktien-Indexfonds jeglicher Couleur ausgestiegen: Flow Traders berichtet etwa von Abflüssen aus dem db x-trackers DAX (WKN DBX1DA) und dem ETFlab DAX (WKN ETFL01), andere Händler melden Abgaben in Euro Stoxx 50-, MSCI USA- und S&P 500-Trackern. Mohr zufolge glaubt aber so mancher Anleger an eine Erholung und positioniert sich. 'Besonders im MDAX-ETF ist das zu beobachten, da gab es kaum Verkäufe.' Doch auch generell sähen viele Investoren die niedrigeren Kurse als gute Einstiegsgelegenheit - eine Ansicht, die Mohr durchaus teilt.
Eindeutig nichts mehr wissen wollen Anleger unterdessen von Schwellenländeraktien, wie die Händler einhellig berichten. Rausgeschmissen wurden zum einen marktbreite Produkte wie der iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT). Der kommt für die vergangenen vier Monate mittlerweile auf einen Kursverlust von 14 Prozent. 'Daneben hat alles, was mit Asien beziehungsweise China und Hongkong zu tun hat, besonders gelitten', ergänzt Sengfelder (WKN LYX0AB, A0HGZT, LYX0A7, DBX0M2). 'Auslöser waren Meldungen über drohende Kreditausfälle in China.'
Unruhen in Brasilien verprellen Anleger
Auch die anhaltenden Proteste in Brasilien, eigentlich Lateinamerikas Musterland, führten zu Abflüssen, etwa trennten sich Investoren vom db x-trackers MSCI Brazil (WKN DBX1MR), wie Sengfelder festgestellt hat. Hier müssen Anleger für die vergangenen vier Wochen mittlerweile ein Renditeminus von 21 Prozent hinnehmen. Allenfalls ETFs auf den MSCI World, der alle Industrieländer abbildet, hätten noch Gefallen gefunden. 'Auf den wird noch gesetzt, wenn keiner weiß, wie es weitergeht.' Angesichts der großen Bewegungen im Markt spielen einzelne Branchen im Übrigen derzeit keine große Rolle. 'Da gab es nichts wirklich Auffälliges, die Umsätze waren gering', meint Sengfelder.
Auch Schwellenländeranleihen auf Abgabelisten
Weiter rasant nach unten ging es für Indexfonds auf hochverzinsliche Anleihen, etwa solche, die an die Entwicklung von Staatsanleihen aus Schwellenländer gekoppelt sind. 'Daher sind da große Volumina rausgegangen', berichtet Sengfelder. Die in den ersten Monaten dieses Jahres sehr beliebten Produkte, von denen sich Anleger mehr Rendite erhofft hatten, sind bereits seit Mitte Mai unter Druck. 'Und zuletzt hat es sie noch mal extrem erwischt.' Auf Sicht von einem Monat kommt etwa der iShares J.P. Morgan US-Dollar Emerging Markets Bond-ETF (WKN A0RFFT) auf ein Minus von über 12 Prozent.
Ebenfalls abgestraft wurden Indexfonds auf Unternehmensanleihen, zum Beispiel der ETFlab iBoxx Euro Liquid Non-Financials Diversified (WKN ETFL38). Gefragt waren Sengfelder zufolge hingegen die lange gemiedenen Geldmarktfonds, in denen Liquidität geparkt wird. 'Hier wurden ETFs aller Anbieter gekauft.'
Mohr sieht dagegen weniger Bewegung in Renten-ETFs. 'Bei uns lag der Fokus ganz klar auf Aktien, Renten-Indexfonds machten nur 9 Prozent des Umsatzes aus.' Er berichtet von Käufen in deutschen und europäischen Staatsanleihen und Verkäufen in Jumbo Pfandbrief-ETFs.
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© 25. Juni 2013/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Dem heftigen Kursrutsch an den Börsen seit Mitte vergangener Woche konnten auch die treuesten ETF-Anhänger nicht standhalten. 'Alles flog raus', erklärt Jörg Sengfelder von Flow Traders. Bei Fonds auf hochrentierliche Anleihen habe geradezu Ausverkaufsstimmung geherrscht, in Aktien-ETFs sei es ebenfalls zu deutlichen Abflüssen gekommen. 'Das war aber kontrollierter.' Der Grund für die schmerzhaften Verluste an den Börsen: US-Notenbankchef Bernanke hat vergangenen Mittwoch eine erste Reduzierung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms signalisiert. Dazu kamen schwache Konjunkturdaten aus China.
Bloß kein Risiko
Zumindest für den gestrigen Montag spricht Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank von 'Panik': 'Alles, was nach Risiko aussieht, wurde abgestoßen, vor allem Schwellenländeranleihen.' Heute habe sich die Lage schon wieder etwas beruhigt. 'Es gibt erste zaghafte Käufe.' Verstehen kann er die extreme Reaktion der Märkte auf die Bernanke-Aussagen nicht: 'Das zeigt doch eigentlich, dass die Wirtschaft wieder läuft.' Außerdem plane Bernanke lediglich eine langsame Rückführung des Anleihekaufprogramms. 'Und China kleinzureden, passt auch nicht.'
Frank Mohr von der Commerzbank meldet 'trotz des massiven Kursrückgangs' für die gesamte vergangene Woche zwar noch einen Käuferüberhang. Der sei aber wohl auf die Kauflaune in der ersten Wochenhälfte zurückzuführen. Donnerstag und Freitag hätten ganz klar die Abflüsse überwogen, ein Trend, der sich am gestrigen Montag fortgesetzt habe. 'Da war richtig viel los, und zwar speziell in Emerging-Markets-Produkten.' In Sachen Handelsaufkommen können sich die Händler ohnehin nicht beklagen: Die hohe Volatilität sorgt für viel Umsatz.
China: Boom bekommt Kratzer
Mit dem Kursrutsch sind Anleger aus Aktien-Indexfonds jeglicher Couleur ausgestiegen: Flow Traders berichtet etwa von Abflüssen aus dem db x-trackers DAX (WKN DBX1DA) und dem ETFlab DAX (WKN ETFL01), andere Händler melden Abgaben in Euro Stoxx 50-, MSCI USA- und S&P 500-Trackern. Mohr zufolge glaubt aber so mancher Anleger an eine Erholung und positioniert sich. 'Besonders im MDAX-ETF ist das zu beobachten, da gab es kaum Verkäufe.' Doch auch generell sähen viele Investoren die niedrigeren Kurse als gute Einstiegsgelegenheit - eine Ansicht, die Mohr durchaus teilt.
Eindeutig nichts mehr wissen wollen Anleger unterdessen von Schwellenländeraktien, wie die Händler einhellig berichten. Rausgeschmissen wurden zum einen marktbreite Produkte wie der iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT). Der kommt für die vergangenen vier Monate mittlerweile auf einen Kursverlust von 14 Prozent. 'Daneben hat alles, was mit Asien beziehungsweise China und Hongkong zu tun hat, besonders gelitten', ergänzt Sengfelder (WKN LYX0AB, A0HGZT, LYX0A7, DBX0M2). 'Auslöser waren Meldungen über drohende Kreditausfälle in China.'
Unruhen in Brasilien verprellen Anleger
Auch die anhaltenden Proteste in Brasilien, eigentlich Lateinamerikas Musterland, führten zu Abflüssen, etwa trennten sich Investoren vom db x-trackers MSCI Brazil (WKN DBX1MR), wie Sengfelder festgestellt hat. Hier müssen Anleger für die vergangenen vier Wochen mittlerweile ein Renditeminus von 21 Prozent hinnehmen. Allenfalls ETFs auf den MSCI World, der alle Industrieländer abbildet, hätten noch Gefallen gefunden. 'Auf den wird noch gesetzt, wenn keiner weiß, wie es weitergeht.' Angesichts der großen Bewegungen im Markt spielen einzelne Branchen im Übrigen derzeit keine große Rolle. 'Da gab es nichts wirklich Auffälliges, die Umsätze waren gering', meint Sengfelder.
Auch Schwellenländeranleihen auf Abgabelisten
Weiter rasant nach unten ging es für Indexfonds auf hochverzinsliche Anleihen, etwa solche, die an die Entwicklung von Staatsanleihen aus Schwellenländer gekoppelt sind. 'Daher sind da große Volumina rausgegangen', berichtet Sengfelder. Die in den ersten Monaten dieses Jahres sehr beliebten Produkte, von denen sich Anleger mehr Rendite erhofft hatten, sind bereits seit Mitte Mai unter Druck. 'Und zuletzt hat es sie noch mal extrem erwischt.' Auf Sicht von einem Monat kommt etwa der iShares J.P. Morgan US-Dollar Emerging Markets Bond-ETF (WKN A0RFFT) auf ein Minus von über 12 Prozent.
Ebenfalls abgestraft wurden Indexfonds auf Unternehmensanleihen, zum Beispiel der ETFlab iBoxx Euro Liquid Non-Financials Diversified (WKN ETFL38). Gefragt waren Sengfelder zufolge hingegen die lange gemiedenen Geldmarktfonds, in denen Liquidität geparkt wird. 'Hier wurden ETFs aller Anbieter gekauft.'
Mohr sieht dagegen weniger Bewegung in Renten-ETFs. 'Bei uns lag der Fokus ganz klar auf Aktien, Renten-Indexfonds machten nur 9 Prozent des Umsatzes aus.' Er berichtet von Käufen in deutschen und europäischen Staatsanleihen und Verkäufen in Jumbo Pfandbrief-ETFs.
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© 25. Juni 2013/Anna-Maria Borse
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