FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Juli 2015. Die Aktien von Hotelketten haben sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Das wird Analysten zufolge aber nicht so weiter gehen - jedenfalls nicht bei allen.
Rekordbelegung, hohe Bewertungen an den Börsen - Hotelkettenbetreiber und deren Aktionäre können sich derzeit nicht beschweren. Bislang bekommen die Unternehmen die wachsende Konkurrenz durch Online-Zimmervermittler wie Airbnb offenbar noch nicht zu spüren. Mittelfristig wird das nach Ansicht der Credit Suisse aber anders aussehen, die zuletzt hohe Wachstumsdynamik bei den Umsätzen je verfügbarem Zimmer nehme bereits ab, erklärt die Schweizer Bank in einer Studie von Ende Juni. Sie hat die französische Hotelkette Accor (PARIS:ACCP) daher auf "Underperform" zurückgestuft, empfohlen wird hingegen der britische Hotel- und Gaststättenbetreiber Whitbread (LONDON:WTB).
Whitbread auf dem Vormarsch
"Whitbread ist mit seiner Hotelkette Premier Inn und den Cafés Costas Coffee sehr erfolgreich und weiter auf Expansionskurs, in China, aber auch in Deutschland", berichtet Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Etwa soll im Frankfurter Europaviertel 2016 das erste Premier Inn hierzulande eröffnet werden. Whitbread, zu dem auch Pizza Hut gehört, konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Umsatz um 6,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Pfund steigern, der Vorsteuergewinn kletterte um 33,7 Prozent auf 464 Millionen Pfund. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres setzte sich der Erfolgskurs fort.
Die Aktie hat sich an der Börse Frankfurt (WKN A0LGB1) - trotz kleinem Rücksetzer seit April - seit 2013 mehr als verdoppelt, aktuell liegt der Kurs bei knapp 67 Euro. "Der Kursanstieg kann noch weitergehen", meint Vorhauser. Credit Suisse hat die Aktie auf "Outperform" gesetzt, als Kursziel in britischen Pfund werden 62 Pfund genannt, derzeit steht der Wert bei 50 Pfund.
Neue NH-Strategie geht auf
Um die Konkurrenz von Airbnb wenig Sorgen machen muss sich auch die spanische Hotelkette NH Hotel Group - die konzentriert sich nämlich auf Geschäftsreisende. "Zuletzt wurde das Geschäftsmodell überarbeitet, auf Niedrigpreise wird jetzt verzichtet", bemerkt Vorhauser. Dadurch seien die Belegungszahlen zwar gesunken, Umsatz und Gewinn im ersten Quartal dieses Jahres aber gestiegen. "Die Strategie funktioniert." An der Börse wird das honoriert: Die Aktie (WKN 853615) ist von 4,01 Euro per Jahresende 2014 auf aktuell 5,11 Euro gestiegen.
Kursverdopplung in zwei Jahren
Rasant nach oben ging es 2013 und 2014 auch für die Aktie von Marriott International, wie Roland Stadler von der Baader Bank feststellt. An der Börse Frankfurt (WKN 913070) hat sich der Kurs seit Sommer 2013 mehr als verdoppelt, unterstützt auch durch den starken US-Dollar. Seit März tendiert die Aktie allerdings etwas schwächer. Ähnlich ist das Bild bei der Luxushotelkette Hyatt Hotels (WKN A0YAKV).
Mit deutlichen, wenn auch nicht ganz so hohen Kursgewinnen kann die britische Intercontinental Hotels Groups IHG aufwarten, zu der auch Hotels wie Crown Plaza und Holiday Inn gehören. An der Börse Frankfurt kommt die Aktie (WKN A1158X) auf Zweijahressicht immerhin noch auf ein Plus von 45 Prozent. Der Gruppe war ebenfalls ein guter Start ins neue Jahr gelungen, im ersten Quartal stiegen die Umsätze je Zimmer um 5,9 %. Credit Suisse stufte die Aktie daher von "Underperform" auf "Neutral" hoch, das Kursziel liegt jetzt bei 27,00 Pfund, aktuell kostet die Aktie 26,05 Pfund.
Vorsicht bei Accor
Auch an Aktien der französischen Hotelkette Accor (WKN 860206) hatten Anleger viel Freude, vor allem zwischen Oktober 2014 und Mai dieses Jahres. Seitdem schwächelt die Aktie. Accor notiert jetzt bei 44,57 Euro nach einem Hoch von über 51 Euro im Mai. Vor zwei Jahren kostete der Titel allerdings nur 27 Euro.
Credit Suisse rät in der Studie von Accor ab ("Underperform"), als Kursziel werden 43,20 Euro genannt. Die Franzosen, zu deren Portfolio Luxushotels wie Sofitel, Mittelklassehäuser wie Novotel und Mercure und Billighotels wie Ibis und Hotel F1 gehören, blieben beim Umsatzwachstum pro Zimmer deutlich hinter der Konkurrenz zurück.
Airbnb hängt große Namen ab
Von der Bewertung her spielt der Zimmervermittler Airbnb längst in der ersten Liga: Die noch nicht börsennotierte Online-Plattform hatte sich Ende Juni 1,5 Milliarden US-Dollar bei Investoren besorgt, insgesamt wurde das Startup in der Finanzierungsrunde mit 25,5 Milliarden US-Dollar bewertet. "Die Marktkapitalisierung von Hilton Worldwide liegt bei 26 Milliarden US-Dollar, von Marriott bei 20 und von Hyatt bei 8 Milliarden US-Dollar", bemerkt Stadler.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG,© 9. Juli 2015
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