* Dax überwindet 200-Tage-Linie
* Celesio brechen nach EuGH-Entscheid ein
* Finanz- und Stahlwerte gefragt
(neu: Porsche)
Frankfurt, 19. Mai (Reuters) - Der Dax<.GDAXI> hat am
Dienstag erneut zum Sprung über die psychologisch wichtige Marke
von 5000 Punkten angesetzt. Der Leitindex stieg bis zum frühen
Nachmittag um zwei Prozent auf 4951 Zähler und überwand damit
den charttechnisch wichtigen Durchschnittskurs der vergangenen
200 Handelstage. Darüber hatte er zuletzt im Januar 2008
geschlossen. "Der Pessimismus der vergangenen Monate geht immer
stärker zurück", sagte ein Börsianer. "Wir werden im Laufe der
Woche sicher über der 5000er Marke schließen." Mit den
Kursverlusten der vergangenen Woche habe der Markt ausreichend
Luft geholt, um einen neuen Anlauf zu wagen, sagte ein anderer
Händler. Es bleibe aber abzuwarten, ob sich der Dax darüber
etablieren könne.
Grund für den aus den USA übergeschwappten Optimismus waren
unter anderem die jüngsten Aussagen von US-Finanzminister
Timothy Geithner. Er sieht eine Stabilisierung der
amerikanischen Wirtschaft und eine verbesserte Situation auf dem
Kreditmarkt. Der zunehmende Optimismus der Finanzmarktprofis
spiegelte sich hierzulande auch im überraschend starken Anstieg
des ZEW-Index wider. Allerdings verschlechterte sich
die Einschätzung der aktuellen Lage. Insgesamt deute die
ZEW-Umfrage aber auf einen verbesserten Ifo-Geschäftsklimaindex
hin, erläuterte die Helaba.
EUGH - APOTHEKEN-FREMDBESITZVERBOT GERECHTFERTIGT
Gegen den Trend brachen die im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI>
gelisteten Aktien von Celesio um bis zu 15 Prozent auf
16,02 Euro ein, nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) das
deutsche Apotheken-Gesetz für rechtens erklärt hatte. Damit kann
der Pharma-Großhändler die in der Hoffnung auf eine
Liberalisierung übernommene Versandapotheke DocMorris in
Deutschland vorerst nicht zu einer Apothekenkette ausbauen. "Die
EuGH-Entscheidung ist eine große Enttäuschung", schrieb Analyst
Martin Whitbread von Morgan Stanley. Er geht davon aus, dass
Celesio einen Großteil seiner Kursgewinne seit Anfang April
wieder abgibt. Die Papiere hatten in diesem Zeitraum knapp ein
Drittel an Wert zugelegt und gehörten damit zu den stärksten
Werten im Nebenwerteindex.
FINANZ- UND STAHLWERTE IM AUFWIND
Gefragt waren vor allem Finanzwerte, die von den kräftigen
Kursgewinnen der US-Konkurrenten vom Vortag profitierten.
Auslöser hierfür waren positive Analystenkommentare zur Bank of
America gewesen. Deren Aktien hatten daraufhin zehn
Prozent zugelegt. Unter den europäischen Instituten waren
Deutsche Bank mit einem Plus von 6,3 Prozent auf 45,78
Euro am gefragtesten. Commerzbank verteuerten sich um
4,6 Prozent auf 5,86 Euro und BNP Paribas um 5,3
Prozent auf 48,65 Euro. An der Züricher Börse stiegen
UBS um 4,5 Prozent auf 16,63 Franken.
An die Spitze der Dax-Gewinner setzten sich jedoch
Salzgitter. "Wenn jemand auf eine wachsende Konjunktur
setzt, gehören Stahlwerte zu den Aktien, die er haben sollte",
sagte ein Händler. Salzgitter-Papiere verteuerten sich um 7,4
Prozent auf 59,50 Euro. Die Aktien des Konkurrenten
ThyssenKrupp verbuchten ein Kursplus von 4,3 Prozent
auf 17,12 Euro. Die Titel des weltweiten Branchenprimus
ArcelorMittal stiegen um 5,5 Prozent auf 21,30 Euro.
Porsche-Aktien weiteten ihre Kursgewinne
zeitweise auf mehr als sechs Prozent aus, nachdem der
Sportwagenbauer von "aussichtsreichen Gesprächen" mit Investoren
berichtet hatte. Auf Porsche lasten durch die Übernahme von 51
Prozent an VW Schulden in Höhe von neun Milliarden
Euro. Im Verlauf lagen die Porsche-Vorzüge noch 4,3 Prozent im
Plus bei 42,96 Euro.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kathrin Schich)