* Aktien von Softwarehersteller SAP verlieren acht Prozent
* Analystenkommentare setzen Autowerten weiter stark zu
* Santander Bank enttäuscht Börsen mit Ausblick
(neu: Telekom- und Finanzwerte)
Frankfurt, 28. Okt (Reuters) - Ein skeptischer Ausblick des
Softwarekonzerns SAP und die Unsicherheit über die
Entwicklung im Finanzsektor haben am Mittwoch die Kurse an den
europäischen Börsen gedrückt. Der Dax<.GDAXI> fiel bis zum
frühen Nachmittag um 1,4 Prozent auf 5555 Punkte. Auch die
meisten europäischen Aktienindizes gaben nach. "Der Markt hat
seine rosarote Brille abgenommen", spielte Postbank-Analyst
Heinz-Gerd-Sonnenschein auf die zuletzt fast euphorische
Stimmung vieler Börsianer an. SAP-Aktien brachen um fast acht
Prozent ein und waren damit im Dax der schwächste Wert.
Nachdem Technologieunternehmen wie IBM,
Microsoft und Apple mit ihren Quartalsbilanzen
die Anleger noch positiv überrascht hatten, schlug die
Enttäuschung über SAP besonders dramatisch durch. Der weltgrößte
Firmensoftware-Hersteller leidet unter der zögernden
Investitionsbereitschaft seiner Kunden und musste daher die
Geschäftsziele für das laufende Jahr stutzen. Zudem schrumpften
die Umsätze im dritten Quartal stärker als erwartet. Am
Nachmittag lagen SAP-Aktien noch mit 32 Euro sieben Prozent im
Minus.
Besonders unter Druck blieben zudem europaweit die meisten
Finanzwerte. Neben ING belasteten auch die enttäuschenden
Zwischenergebnisse der spanischen Bank Santander, deren
Aktien in Madrid um drei Prozent fielen. Seit der überraschenden
Ankündigung einer Aufspaltung der niederländischen ING
Bank mit gleichzeitiger Kapitalerhöhung reagieren die
Anleger im Finanzsektor auf schlechte Nachrichten besonders
sensibel. ING setzten in Amsterdam ihre Talfahrt der vergangenen
Tage fort und verloren zeitweise über sechs Prozent. Im Dax
fielen Deutsche Bank um zwei Prozent und
Commerzbank um über vier Prozent. Unsicherheit über
Bankenrettungsmaßnahmen in Irland ließ die Aktienkurse von
Allied Irish Banks und Bank of Ireland an der
Börse in Dublin zeitweise um mehr als 20 Prozent einbrechen.
AUTO- UND STAHLWERTE LEIDEN UNTER KONJUNKTURSKEPSIS
Unter Druck blieben zudem europaweit die Autowerte, allen
voran die Daimler-Aktien, die sechs Prozent auf 32,95
Euro verloren. Händler verwiesen auf negative Äußerungen von
Analysten sowie die Enttäuschung vieler Anleger über die am
Vortag veröffentlichten Details zur Quartalsbilanz. Auch die
übrigen Autowerte waren schwach: in Paris setzten
Renault mit einem Kursverlust von fast fünf Prozent
ihre Talfahrt fort. BMW und Peugeot verloren
je bis zu drei Prozent. Die Autowerte hatten zuletzt von den
Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung besonders stark
profitiert.
Dies galt auch für den Stahlsektor, an dessen Erholung
einige Anleger nach einem enttäuschenden Zwischenbericht von
Branchenführer ArcelorMittal zweifelten. ArcelorMittal
fielen um bis zu 6,4 Prozent und notierten am Nachmittag mit
23,70 Euro immer noch 3,3 Prozent im Minus. Im Dax gaben
ThyssenKrupp und Salzgitter drei bis vier
Prozent nach. Im MDax<.MDAX> büßten die Aktien von Stahlhändler
Klöckner & Co sechs Prozent ein.
TELEKOMWERTE STEMMEN SICH GEGEN DEN TREND
Im MDax<.MDAXI> bildeten Vossloh nach Bekanntgabe
schwacher Quartalszahlen mit einem Minus von über acht Prozent
das Schlusslicht. ProSiebenSat.1-Aktien fielen um 7,7
Prozent. Der Sender rechnet für das laufende Jahr mit einem
schrumpfenden Werbemarkt.
Unterstützung bekamen die Märkte von den Telekomwerten. Die
Bekräftigung der Prognose der Deutschen Telekom schob
die T-Aktien um über zwei Prozent an. Zudem profitierten sie wie
die Aktien der Konkurrenten Telefonica, BT Group
und KPN von einem positiven Analystenkommentar.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Martin Zwiebelberg)