(neu: weitere Händlerkommentare, Schlusskurse)
Frankfurt, 15. Okt (Reuters) - Die Zitterpartie am deutschen
Aktienmarkt ist am Mittwoch in eine neue Runde gegangen. Der
Dax<.GDAXI> stürzte um 6,5 Prozent auf 4862 Punkte ab, nachdem
in den Handelsräumen die Angst vor einer weltweiten Rezession
umging. Die psychologisch wichtige Marke von 5000 Punkten musste
der deutsche Leitindex damit wieder aufgeben. Zwar sei die
Stimmung nicht panisch gewesen, berichteten Händler, doch die
Nervosität sei sehr hoch. "Offenbar sind Schwankungen von über
fünf Prozent jetzt normal", stöhnte ein Börsianer.
An den anderen europäischen Börsen sah es nicht viel besser
als in Frankfurt aus: Die Leitindizes in London, Amsterdam,
Madrid und Paris verbuchten Abschläge von bis zu 7,6 Prozent.
Der Stoxx50<.STOXX50>, in dem die 50 größten börsennotierten
Unternehmen Europas vertreten sind, brach um 6,6 Prozent auf
2250 Zähler ein.
Noch zu Beginn der Woche hatten die Aktienindizes in
Reaktion auf die Rettungspakete zahlreicher Regierungen zugelegt
- allerdings nach heftigen Kurseinbrüchen in der Woche zuvor.
"Pakete dieser Größenordnung werden nicht einfach verpuffen",
sagte ein Händler. Doch Aussagen von Janet Yellen, Präsidentin
der Fed von San Francisco, rückten das Thema Rezession wieder in
den Vordergrund. Ihrer Einschätzung nach haben sich die
Aussichten für die US-Wirtschaft merklich verschlechtert. Das
Land scheine in einer Rezession zu sein, sagte sie. Unerwartet
schwache Konjunkturdaten trübten zusätzlich die Stimmung.
Dementsprechend reagierten auch die US-Investoren mit
Aktienverkäufen. Zu Handelsschluss in Europa notierte der
Dow-Jones-Index<.DJI> 3,9 Prozent tiefer. Der
Nasdaq-Composite<.IXIC> sackte um 3,3 Prozent ab.
NEUN DAX-WERTE ÜBER ZEHN PROZENT IM MINUS
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Anders als in der vergangenen Woche gerieten diesmal vor
allem die Aktien der Unternehmen unter Druck, die besonders
stark unter einer Konjunkturschwäche zu leiden haben. In
Frankfurt rauschten deswegen Siemens um 14 Prozent in
die Tiefe. Daneben verbuchten weitere acht der insgesamt 30
Dax-Werte Verluste im zweistelligen Prozentbereich. Auch in
Europa standen konjunktursensitive Titel auf den Verkaufslisten.
Vor allem Titel der Rohstoffbranche brachen ein: Im Stoxx50
verbuchten Anglo American mit einem Abschlag von 20,1
Prozent die stärksten Verluste, gefolgt von Rio Tinto mit
einem Minus von rund 17 Prozent. ThyssenKrupp,
Salzgitter und ArcelorMittal fielen zwischen
elf und 14 Prozent, zusätzlich belastet von einem
pessimistischen Ausblick eines asiatischen Konkurrenten. Der
südkoreanische Stahlhersteller Posco<005490.KS>, die weltweite
Nummer vier der Branche, hatte angesichts der Finanzkrise vor
einer Abschwächung des Wachstums im vierten Quartal gewarnt.
Finanzwerte wurden ebenfalls in die Tiefe gerissen. Hypo
Real Estate gaben um 9,1 Prozent nach, Deutsche
Bank sackten sogar um 12,5 Prozent ab. Schwächer als
der Gesamtmarkt zeigten sich auch die meisten Autowerte.
Daimler und BMW fielen um zehn Prozent und
MAN um über zwölf Prozent. Die VW-Aktien widersetzten
sich jedoch - einmal mehr - der Entwicklung am Gesamtmarkt und
gehörten mit einem Plus von elf Prozent zu den wenigen Gewinnern
in Europa. "VW ist mittlerweile eine eigene Anlageklasse", sagte
ein Händler. Die Aktie habe sich völlig von fundamentalen
Faktoren abgekoppelt.
Infineon verbuchten zunächst ebenfalls
Kursgewinne, mussten diese aber im Laufe des Tages abgeben und
schlossen als zweitgrößter Dax-Verlierer 12,6 Prozent tiefer. Am
Morgen hatten die Titel noch von einem überraschend starken
Anstieg des Quartalgewinns des US-Chipherstellers Intel
profitiert. Doch selbst dessen Aktien konnten sich angesichts
der fallenden Kurse am Gesamtmarkt und der Furcht vor
schlechteren Zeiten nur mit Mühe im Plus halten und notierten im
Laufe des US-Handels 0,9 Prozent höher. Andere US-Unternehmen
hatten mehr Erfolg: Nach Vorlage gut aufgenommener
Quartalszahlen stiegen die Aktien von Coca-Cola um rund
fünf Prozent.
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(Reporter: Kerstin Leitel; redigiert von Peggy Kropmanns)