Paris (Reuters) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will in seiner bis 2022 laufenden Amtszeit keine weiteren Atomkraftwerke außer dem Altmeiler Fessenheim im Elsass schließen.
Zugleich stellte er in einer Grundsatzrede am Dienstag mittelfristig einen Abbau der Abhängigkeit des Landes von der Kernenergie in Aussicht: "Ich wurde nicht mit dem Wahlversprechen zum Präsidenten, aus der Atomkraft auszusteigen, sondern deren Anteil am Energiemix auf 50 Prozent zu drücken." Dieses Ziel soll bis 2035 erreicht sein. Derzeit liegt der Anteil von Atomstrom noch bei 75 Prozent.
Das Aus für Frankreichs ältestes Atomkraftwerk Fessenheim ist nun beschlossene Sache. Die beiden Reaktoren sollen laut Macron im Sommer 2020 vom Netz gehen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze begrüßte die Pläne: "Es ist erfreulich, dass Präsident Macron sich persönlich dafür verbürgt. Wichtig ist jetzt, dass diesen Worten auch Taten folgen", sagte die SPD-Politikerin.
Der Bundestagsabgeordnete und Chef der baden-württembergischen FDP, Michael Theurer, verwies auf die Störanfälligkeit des AKW, das Luftlinie nur rund 25 Kilometer von Freiburg im Breisgau entfernt ist: "Der Schritt ist überfällig bei einem Kraftwerk, bei dem es seit 1977 zu über 200 Pannen und Zwischenfällen gekommen ist. Für die Menschen in Südbaden im Dreiländereck ist das eine sehr gute Nachricht." Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat mehrfach vor einer Gefahr durch abgebrannte Brennelemente in französischen und belgischen Atomkraftwerken gewarnt. Atommeiler wie Fessenheim in Frankreich und Tihange in Belgien haben wegen ihrer Nähe zu Deutschland auch hierzulande Sorgen vor Atomunfällen genährt.
Insgesamt 14 der 58 vom staatlichen Versorger EDF (PA:EDF) betriebenen französischen Atomreaktoren werden den Regierungsplänen zufolge voraussichtlich bis 2035 vom Netz gehen. Einem Insider aus dem Umfeld des Präsidialamtes zufolge ist der Staat an einem Ausbau seines Anteils an dem Energieversorger interessiert, der seine Konzernstruktur jedoch verändern soll. Industriekreise gehen davon aus, dass es auf eine Abspaltung der Nuklearsparte von EDF hinauslaufen könnte. Diese würde dann zu 100 Prozent vom Staat kontrolliert. Der Staatsanteil an EDF liegt derzeit bei 83,7 Prozent.