FRANKFURT (dpa-AFX) - Signale für ein Einlenken Griechenlands im Schuldenstreit haben dem deutschen Aktienmarkt am Mittwoch frischen Schwung gegeben. Die neue Regierung bekräftigte, dass sie noch am heutigen Mittwoch eine Verlängerung des Hilfsprogramms beantragen wird. Berichte, wonach ukrainische Regierungseinheiten mit dem Rückzug aus der strategisch wichtigen ostukrainischen Kleinstadt Debalzewo begonnen haben, wurden von den Anlegern ebenfalls positiv aufgenommen.
In der ersten Handelsstunde stieg der Dax (DAX) um 0,72 Prozent auf 10 973,95 Punkte. Bereits am Dienstag hatte ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") seinen Schrecken weitgehend verloren und der deutsche Leitindex seine Verluste bis zum Handelsschluss großteils aufgeholt.
Im MDax und TecDax gab es sogar neue Rekordstände: Der Index der mittelgroßen Werte (MDAX) kletterte mit plus 1,20 Prozent auf einen Höchststand von 19 487,40 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) legte um 0,97 Prozent auf 1536,56 Punkte zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) ging es auf dem höchsten Niveau seit 2008 um 1,02 Prozent auf 3473,58 Punkte hoch.
AKZEPTANZ VON SPARAUFLAGEN WEITER OFFEN
Der genaue Inhalt des Briefs der Griechen an Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem nur wenige Tage vor Ablauf eines Ultimatums der europäischen Partner ist jedoch unbekannt. Damit blieb die entscheidende Frage offen, ob Griechenland die bisher vereinbarten Auflagen der internationalen Geldgeber akzeptiert. Ein Börsianer rechnet weiter mit einer Übergangslösung. Doch auch bei einem Scheitern der Verhandlungen sollten sich die Auswirkungen auf die Finanzmärkte in Grenzen halten, meint er.
Auch den Börsen in Übersee gaben die Griechenland-Nachrichten Auftrieb: Der marktbreite US-Index S&P 500 (S&P 500) hatte am Vorabend erstmals kurzzeitig die Marke von 2100 Punkten geknackt. Zudem ging es in Tokio auf den höchsten Stand seit Juni 2007. Dem dortigen Aktienmarkt half auch die bestätigte ultra-lockere Geldpolitik der japanischen Notenbank. Für frische Impulse könnten am Nachmittag noch Konjunkturdaten aus den USA sorgen.
BANKEN STARK - ZAHLEN TREIBEN NORMA AN
Insbesondere die Bankentitel profitierten Händlern zufolge von der Hoffnung auf eine Lösung der griechischen Schuldenkrise: Für Commerzbank (XETRA:CBKG) und Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) ging es um 2,11 beziehungsweise 1,51 Prozent nach oben, womit die Aktien vordere Plätze im Dax besetzten.
Im MDax trieb die Zahlenvorlage Norma Group (XETRA:NOEJ) um 1,85 Prozent nach oben. Der Autozulieferer berichtete für 2014 dank eines starken Wachstums in den USA und Übernahmen Rekordwerte für Umsatz und operativen Gewinn. Eine letztlich positiv aufgenommene Kapitalerhöhung bescherte dem Konkurrenten SHW (XETRA:SW1) Kursgewinne von 2,67 Prozent, und einen der vorderen Plätze im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen.
TOCHTER BELASTET SÜDZUCKER - RIB SOFTWARE MIT KURSSPRUNG
Dagegen ließen negative Nachrichten von Cropenergies (XETRA:CE2G) die Aktien des Mutterkonzerns Südzucker (XETRA:SZUG) am MDax-Ende um 1,92 Prozent sinken. Der andauernde Preisverfall von Bioethanol dürfte Cropenergies eigenen Angaben zufolge 2015 noch tiefer in die roten Zahlen drücken als gedacht. Daher zieht das Unternehmen die Reißleine und schließt vorübergehend die Produktionsanlage der britischen Tochter Ensus.
Bei den Technologiewerten stachen Rib Software (XETRA:RSTAG) mit einem Kurssprung von 5,08 Prozent positiv heraus. Der Softwarehersteller beendete das vergangene Jahr mit einem Wachstumsschub, der den Umsatz um fast ein Viertel nach oben trieb.