FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen um einen Zinsanstieg in den USA haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag belastet. Der Dax (ETR:DAX) reduzierte aber seine Anfangsverluste etwas und stand zuletzt noch 0,55 Prozent tiefer bei 9226,19 Punkten. In den letzten vier Handelstagen hatte der deutsche Leitindex noch von der Hoffnung auf eine Entspannung in der Krim-Krise profitiert und knapp drei Prozent gewonnen. Für den MDax (ETR:MDAX) ging es im frühen Handel um 0,50 Prozent auf 16 362,26 Punkte nach unten und der TecDax (ETR:TDXP) fiel um 0,78 Prozent auf 1246,37 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) gab 0,54 Prozent ab auf 3059,60 Punkte.
Die US-Notenbank Fed steuert zusehends auf eine Normalisierung ihrer Geldpolitik zu. Zwar behält sie ihren Kurs einer außergewöhnlich lockeren Geldpolitik zur Stützung der Wirtschaft vorerst bei, neue Zinsprognosen der Top-Notenbanker lassen jedoch darauf schließen, dass eine erste Zinsanhebung früher als gedacht kommen könnte. Mit Äußerungen zur konjunkturellen Lage hatte die seit kurzem amtierende Fed-Chefin Janet Yellen Erwartungen an raschere Zinsanhebungen nicht zerstreuen können. Entsprechend negativ war die Reaktion an den Weltbörsen.
ANALYST: ANLEGER MÜSSEN SICH NEU ORIENTIEREN
'Dass die Zinsen in den USA vielleicht schon wieder im Frühjahr 2015 angehoben werden könnten, damit hat die Börse nicht gerechnet', sagte Analyst Jens Klatt vom Broker DailyFX. Zwar habe der Markt jetzt Gewissheit, aber viele Investoren müssten sich nach diesen Erkenntnissen erst einmal neu orientieren und ihre Anlageentscheidungen überdenken.
Ansonsten zogen weiterhin Unternehmensausblicke und Geschäftszahlen die Aufmerksamkeit auf sich. So gibt der weltgrößte Rückversicherer Munich Re trotz eines absehbaren Gewinnrückgangs in diesem Jahr eine weitere Milliardensumme an seine Aktionäre zurück. Von Ende April an will der Konzern erneut eine Milliarde Euro in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Die Papiere zogen daraufhin um knapp zwei Prozent an.
LANXESS DREHEN DEUTLICH INS PLUS
Die Aktien von Lanxess (ETR:LXS) drehten nach einem verhaltenen Start ins Plus und stiegen an der Dax-Spitze um mehr als drei Prozent. Der Spezialchemiekonzern rechnet zwar nach einem Verlust 2013 für das erste Quartal dieses Jahres mit einem etwas höheren operativen Ergebnis. Anleger hätten zuvor bei Lanxess mit noch schlechteren Resultaten gerechnet und auf deutlich fallende Kurse gesetzt, sagte Händler Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel. Da ein Kursrutsch jedoch ausgeblieben sei, hätten sie sich wieder mit Lanxess-Papieren eindecken müssen und damit die Titel angetrieben.
Am SDax-Ende (ETR:SDXP) rutschten die Aktien von Deutz (ETR:DEZ) um mehr als sechs Prozent ab. Laut Commerzbank-Analystin Yasmin Moschitz war der Motorenhersteller mit den Ergebnissen für 2013 sowie dem Ausblick auf das laufende Jahr hinter den Markterwartungen zurück geblieben. Sie rechnet damit, dass die Anleger sich nun ihrer vorsichtigeren Einschätzung annähern. Auch Jasko Terzic von der DZ Bank wertete das vierte Quartal als enttäuschend.
REGIERUNG STOPPT EXPORTGESCHÄFT VON RHEINMETALL
Gleichzeitig blieb der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine Gesprächsthema. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte als Reaktion auf die Krim-Krise ein Exportgeschäft des Rüstungskonzerns Rheinmetall (ETR:RHM) mit Moskau bis auf weiteres gestoppt. Die Aktien fielen am MDax-Ende um rund dreieinhalb Prozent.