FRANKFURT (dpa-AFX) - Showdown am deutschen Aktienmarkt: "Der Hexensabbat und die Zinsentscheidung der US-Notenbank werden entscheiden, ob der Dax das Jahr eher bei 10 000 oder 11 000 Punkten beenden wird", erwartet Marktexperte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold Research. Die Börsen dürften in der letzten vollständigen Handelswoche im Jahr 2015 noch einmal richtig Fahrt aufnehmen.
Die Notenbank Federal Reserve (Fed) wird Marktexperten zufolge wohl die Zinswende vollziehen. Sie dürfte am Mittwoch erstmals seit der Finanzkrise die Leitzinsen erhöhen. Die Vorsitzende der Fed, Janet Yellen hatte zuletzt ihre Zuversicht in die US-Wirtschaft bekräftigt. Die Wirtschaft dürfte die Ziele der Notenbank erreichen. Die Fed strebt neben einer "maximalen Beschäftigung" mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Yellen sollte gleichzeitig für 2016 eine behutsame Zinspolitik ankündigen. Das würde aus Sicht von Saurenz den Börsen gefallen.
ZINSENTSCHEIDUNG UND HEXENSABBAT
Endlich lasse Janet Yellen die Zins-Katze aus dem Sack, frohlockt auch Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Damit schaffe sie endlich klare Fakten. Den Finanzmärkten dürfte ein Stein vom Herzen fallen. Die Fed könnte verloren gegangene Glaubwürdigkeit wieder aufbauen. Denn aus Sicht von Halver hat Yellen seit ihrem Amtsantritt mit ihrer langatmigen Zinserhöhungs-Kommunikation die Börsen irritiert.
Am Freitag steht dann der "Hexensabbat" auf dem Plan: An diesem großen Verfallstag laufen an der Terminbörse viele Wetten auf Dax, MDax und TecDax aus. Mit den Optionen und Futures spekulieren Anleger auf die Bewegungsrichtung der großen deutschen Aktienindizes. Am Abend verfallen Optionen und Futures auf einzelne Aktien. Wegen der mitunter wilden Zuckungen an den Märkten wurde der Begriff "Hexensabbat" geprägt. Die Tage gehen oft mit starken Kursausschlägen insbesondere bei Aktien-Schwergewichten und den Indizes einher.
KAUM UNTERNEHMENSNACHRICHTEN ERWARTET
Von Unternehmensseite sind dagegen kaum wegweisende Nachrichten zu erwarten. Aus Dax und MDax steht lediglich Metro (XETRA:MEOG) am Dienstag mit seiner Bilanz für das Geschäftsjahr 2014/15 auf der Agenda. Der Handelskonzern dürfte aber noch keinen Ausblick geben und das Weihnachtsgeschäft abwarten, bremste Fondsmanager Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel die Spannung.
Aus den Ergebnissen von Prada könnten Anleger Rückschlüsse auf das Geschäft von Unternehmen wie Hugo Boss (XETRA:BOSSn) ziehen, sagte de Schutter. Anleger dürften auf Signale zum Geschäft in Asien und vor allem China achten. Diese Märkte hatten Luxusgüteranbietern zuletzt zu schaffen gemacht. Auch Prada berichtet am Dienstag über seine Geschäfte .
Anstehende Indexveränderungen, die zum 21. Dezember umgesetzt werden, könnten die Börsianer auch beschäftigen. Viele professionelle Anleger achten besonders stark auf Aktien, die in den großen Indizes vertreten sind und positionieren sich entsprechend. Die Papiere der Bayer-Kunststofftochter Covestro (XETRA:1COV) steigen wie die Titel des Außenwerbers Ströer (XETRA:SAXG) in den MDax (MDAX) auf. Der Fahrzeug- und Maschinenbauer MAN (XETRA:MANG) und Kabel Deutschland (XETRA:KD8Gn) räumen dafür ihren Platz im Index der mittelgroße Werte. Im Dax gibt es keine Änderungen. im Technologie-Index TecDax ersetzen Aktien des Wafer-Herstellers Siltronic (XETRA:WAFGn) die Anteile am Maschinenbauer Manz (XETRA:M5ZG).