Sichern Sie sich 40% Rabatt
💰 Buffett's Power Play: 6,7 Mrd. $ in Chubb! Schnapp dir GRATIS sein ganzes Portfolio mit dem InvestingPro Aktien-Ideen-ToolPortfolio kopieren

Briefprobleme bei der Post: Behördenchef will sanktionieren können

Veröffentlicht am 23.10.2022, 14:16
© Reuters.
DHLn
-

BONN (dpa-AFX) - Wegen steigender Beschwerdezahlen über die Post hat der Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller ein schärferes Schwert für seine Behörde eingefordert. "Uns erreichen im Moment ungewöhnlich viele Beschwerden", sagte der Netzagentur-Präsident der Deutschen Presse-Agentur in Bonn. "Wir dringen auf eine zügige Verbesserung der Lage." Allerdings seien die gesetzlichen Möglichkeiten der Behörde bei verspäteten oder nicht zugestellten Briefen begrenzt. "Eine bessere gesetzliche Ausstattung mit Sanktionsmöglichkeiten würde uns helfen, um Missständen effektiver zu begegnen."

Damit die Post besser wird, würden aus Sicht von Müller verbesserte Auskunfts- und Berichtspflichten bei temporären Mängeln helfen. Dann könnte die Behörde gegebenenfalls Zwangs- oder Bußgelder verhängen. Die geforderten Änderungen könnten in der anstehenden Postgesetz-Reform beschlossen werden. "Eine verlässliche Postversorgung ist wichtig für uns alle", betonte Müller.

Von Juli bis September waren 11 500 Beschwerden über Post- und Paketdienstleister eingegangen, in den meisten Fällen ging es um die Briefzustellung der Deutschen Post (ETR:DPWGn). Der Dreimonatswert war höher als die Gesamtzahl aller Beschwerden im ersten Halbjahr (8900). Zählt man alle Beschwerden der ersten drei Quartale zusammen, so sind es schon jetzt ein Drittel mehr als im ganzen Vorjahr (15 100).

Die Post begründet die Probleme in den vergangenen Monaten mit einem hohen Krankenstand in Pandemiezeiten und mit dem angespannten Arbeitsmarkt. Man tue derzeit "alles, um weitere Mitarbeiter zu finden und hohe Ausfälle aufgrund von Corona zu kompensieren und so die gewohnte gute Qualität zu liefern", sagte eine Firmensprecherin. "Jeder verspätet ankommende Brief ist einer zu viel und dafür entschuldigen wir uns bei unseren Kunden."

Insgesamt stelle man immer noch mehr als 80 Prozent aller Briefe am nächsten Werktag und mehr als 95 Prozent nach zwei Tagen zu und erfülle damit den gesetzlichen Standard. "Sanktionen helfen uns in dieser herausfordernden Situation nicht." Stattdessen brauche man dringend eine Reform des Postgesetzes, die unter anderem die Effekte weiter sinkender Briefmengen berücksichtige.

Anzeige eines Dritten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Angebot oder eine Empfehlung von Investing.com. Siehe Offenlegung hier oder Werbung entfernen .

Die Post-Sprecherin wies darauf hin, dass die Bundesnetzagentur bei der Obergrenze der von 2022 bis 2024 gültigen Briefporti nur eine Inflation von einem Prozent und Produktivitätssteigerungen angenommen habe, die in der Zustellung unrealistisch seien. Zudem kämpfe man mit aktuell stark schwankenden Mengen, da Kunden und Wettbewerber, die das Post-Netz mitnutzen, "teils unkalkulierbar hohe Mengen einliefern und so unser Zustellnetz destabilisieren".

Müller sagte, man erkenne an, dass der Arbeitsmarkt und Corona die Postdienstleister wie andere Branchen auch vor besondere Herausforderungen stellten. "Dennoch gelten weiterhin die gesetzlichen und vertraglich vereinbarten Qualitätsanforderungen." Diese sollten möglichst schnell wieder erfüllt werden.

Bei gravierenden Mängeln leitet die Bundesnetzagentur eine sogenannte Anlassprüfung ein. Hierbei wird die Post aufgefordert, die Mängel schnell zu beseitigen. Hierauf muss das Unternehmen antworten. Mehr tun kann die Regulierungsbehörde nicht. 44 Anlassprüfungen führte die Regulierungsbehörde in diesem Jahr bereits durch, 2021 waren es im gesamten Jahr nur 16.

Aus der FDP-Bundestagsfraktion kam Unterstützung für Müllers Forderung. "Die Beschwerdezahlen steigen weiter, anstatt dass sie sinken", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Liberalen, Reinhard Houben. Die Post lasse entschlossene Maßnahmen vermissen, um das Problem anzugehen. "Der Konzern scheint die Situation offenbar nicht ernst zu nehmen." Houben ist dafür, Sanktionsmöglichkeiten in der anstehenden Postgesetz-Reform festzuschreiben. "Die Post ist quasi ein Monopolist - ohne drohende Sanktionen scheint es nicht zu klappen, dass sich dieser Konzern ändert." Die Post müsse für einen qualitativ hochwertigen Briefdienst sorgen, sagte Houben.

Experten sind allerdings skeptisch, ob so eine Sanktionsmöglichkeit etwas bringen würde. In dem Niedriglohnbereich der Sortierer und Zusteller sei es nun mal sehr schwierig, geeignetes Personal zu finden, sagte der Frankfurter Logistik-Professor Kai-Oliver Schocke. Für einen hohen Krankenstand in Pandemiezeiten könne die Post ebenfalls nichts. "Staatliche Regulierung würde die Situation nicht verbessern."

Anzeige eines Dritten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Angebot oder eine Empfehlung von Investing.com. Siehe Offenlegung hier oder Werbung entfernen .

Schocke wirbt dafür, dass der Logistikbereich eine größere Wertschätzung bekommt und die Beschäftigten besser bezahlt werden. "Der Brief, der schon am nächsten Tag im Briefkasten ist, gilt als Selbstverständlichkeit, und die Paketbeförderung nach einer Online-Bestellungen hat gefälligst gratis zu sein." So eine Sichtweise habe dazu geführt, dass zu wenig Geld im System sei und dass die Personaldecke in der ganzen Branche sehr dünn sei.

Unterdessen forderte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch angesichts der Beschwerdewelle gar eine Wiederverstaatlichung der Post. "Die Deutsche Post gehört in öffentliche Hand", sagte der Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Bund solle zumindest wieder Mehrheitseigentümer der Post werden, um den Unternehmenskurs bestimmen zu können. Derzeit hält der Bund über die KfW ein Fünftel des Post-Grundkapitals. "Konzerngewinne und Kundenservice klaffen immer weiter auseinander", sagte Bartsch. "Es wird seit Jahren manches schlechter und vieles teurer bei der Post, gleichzeitig explodieren die Gewinne.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.