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Das Ende von billigem Strom – neue Rekordpreise erwartet

Veröffentlicht am 07.09.2023, 16:26
© Investing.com

Investing.com – Strom ist aus unserem Leben einfach nicht mehr wegzudenken und mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen und der alternativlosen Wärmepumpe, nimmt die Abhängigkeit von der Energie aus der Steckdose weiter zu.

Für die Transformation hin zu einem CO₂-neutralen Leben müssen die Stromnetze ausgebaut werden, um den Erfordernissen von Wind- und Solarenergie gerecht zu werden. Zusammen mit der Besteuerung und der Preisfindung (Merit-Order) drohen Deindustrialisierung und Wohlstandsverlust, so die Stimmen aus der Opposition. Als Paradebeispiel, wie alles besser laufen könnte, dient Frankreich, wo 56 Atomkraftwerke für billigen Strom sorgen, der auch nach Deutschland importiert wird.

Was in dem Zusammenhang aber keiner sagt ist, dass das nicht so bleiben wird und schon seit Jahrzehnten mit großem menschlichem Leid einhergeht. Denn während sich immer mehr der Atommeiler dem Ende ihrer Lebenszeit nähern und für horrende Summen generalüberholt werden müssen, verliert Frankreich die Kontrolle über seine ehemaligen Kolonien. Der Import von billigen Rohstoffen für preiswerten Strom versiegt.

Eines der afrikanischen Länder, das sich von Frankreich lossagen will, ist der Niger. Viele haben im Sommer sicherlich nur als Randnotiz mitbekommen, dass das Militär des Landes die Regierung am 26. Juli stürzte.

Direkt nach der Machtergreifung kündigte die Militärjunta an, sämtliche Uranexporte nach Frankreich zu stoppen.

Ein herber Rückschlag für die Energieversorgung Europas, denn laut der EU-Atombehörde Euratom kamen 2022 mehr als 25 Prozent der Uranimporte aus dem Niger. Auf diese kann man nur schlecht verzichten, denn aus Gründen der Unabhängigkeit möchte man die 20 Prozent die aus Russland kommen lieber heute als morgen ersetzen.

Frankreich und Europa sind auf den Niger angewiesen, aber das afrikanische Land kann auf uns gut verzichten.

Bis 2030 soll der weltweite Bedarf an spaltbarem Material um 27 Prozent steigen. Der chinesische Kraftwerksbetreiber CNNC zeigte bereits großes Interesse, denn kein anderes afrikanisches Land verfügt über so qualitativ hochwertiges Uran. Für den Niger, als eines der weltweit ärmsten Länder, eine große Chance, denn der ehemalige Kolonialherr zahlte weder Exportzölle noch eine nennenswerte Körperschaftssteuer für die von Frankreich betriebenen Minen.

Der Bevölkerung sind die Ausbeutungsmethoden Frankreichs schon lange ein Dorn im Auge. Boden und Grundwasser werden durch den giftigen Abraum verseucht, während die Menschen von den Gewinnen nicht profitieren. Und so wurden in den vergangenen Jahren Mitarbeiter aus den Minen entführt oder gar Terroranschläge mit Autobomben verübt, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Zehntausende Nigrer demonstrierten am vergangenen Samstag vor dem französischen Militärstützpunkt, um den Abzug der 1.500 Mann starken Truppe zu fordern. Denn solange die Soldaten vor Ort sind, kann das Land keine unabhängigen Entscheidungen treffen.

Frankreich musste sich zwangsweise in den vergangenen drei Jahren schon aus einigen anderen ehemaligen Kolonien (Tschad, Guinea, Mali, Burkina Faso) zurückziehen. Doch dem Niger, als Uranlieferanten, kommt eine besondere Bedeutung zu, weshalb Präsident Emmanuel Macron bereits durchblicken ließ, dass er die gestürzte Regierung auch mit Militär unterstützen wird. Was nichts anderes bedeutet, als dass Frankreich bereit ist Blut zu vergießen, nur um die Kontrolle über die Uranvorkommen, hochreines Erdöl und andere Bodenschätze nicht zu verlieren.

Burkina Faso und Mali unterstützen indes die Militärjunta im Niger und erklärten, dass ein militärisches Eingreifen einer Kriegserklärung gegen ihre Länder gleichkäme.

Apropos Kontrolle. Frankreich ist zwar offiziell kein Kolonialherr mehr, aber bis heute kontrolliert Paris das Finanzsystem dieser Länder. Mit der Einführung der westafrikanischen Währung CFA-Franc im Jahr 1945 übernahm die Zentralbank von Frankreich das Zepter.

Die Länder werden bis heute dazu gezwungen 85 Prozent ihrer Währungsreserven in Frankreich zu hinterlegen. Eine Konvertierung des CFA-Franc in eine andere Währung geht zudem nur über die französische Zentralbank. Somit ist Paris in der Lage Produkte in diese Länder über den Weltmarktpreisen zu verkaufen und im Gegenzug Rohstoffe billig einzukaufen.

Libyens ehemaliger Staatschef Muammar Gaddafi wollte die Finanzmacht Frankreichs nach der globalen Finanzkrise von 2008 schwächen und brachte eine panafrikanische Währung ins Spiel, die an Gold gekoppelt sein sollte. Zu diesem Zeitpunkt verfügte Libyen im eigenen Land über 150 Tonnen Gold und zahlreiche afrikanische Nationen sahen darin eine Möglichkeit, das westliche Finanzsystem zu umgehen und den CFA-Franc abzusetzen.

Doch daraus wurde nichts, weil Frankreich nahezu im europäischen Alleingang entschied, sich in den Bürgerkrieg in Libyen militärisch einzumischen. Zuvor hatte die aus 15 Staaten bestehende Afrikanische Union einen Rat für Frieden und Sicherheit ins Leben gerufen und militärische Interventionen von Außen abgelehnt. Am 19. März waren es französische Mirage-Kampfjets, welche begannen die Gaddafi Truppen zu bombardieren.

Die 2015 von Hillary Clinton geleakten E-Mails brachten zutage, dass Frankreich sowohl einen größeren Anteil am libyschen Öl und die Verhinderung einer panafrikanischen Währung zum Ziel hatte, welche den CFA-Franc ersetzen sollte.

Neben den Bodenschätzen ist der Niger für Europa aber auch als künftiges Transitland wichtig. Nach dem Wegfall der Gaslieferungen von Russland entschied sich die EU ein über Jahre hinweg auf Eis gelegtes Pipeline-Projekt wiederzubeleben. Doch die geplante Trans-Sahara-Pipeline verläuft durch den Niger, weshalb dieses Vorhaben nun zu scheitern droht.

Ein weiterer Tiefschlag für die europäischen Energiepreise und die Wettbewerbsfähigkeit. Eine diplomatische Lösung ist nahezu ausgeschlossen, weil sich Afrika aus dem Würgegriff seiner Kolonialherren befreien will und Russland sowie China bessere Alternativen bieten. Und so werden zwangsläufig Waffen sprechen und Menschen sterben müssen – die offensichtlich effektivste Form der Geopolitik, wie eh und je – um den europäischen Wohlstand zu verteidigen.

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