Ausverkauf oder Korrektur? Zeit für kluge Investments – So gehst du vor!Raus aus dem Risiko

Experte: London brauchte nach Truss wirtschaftliche Chemotherapie

Veröffentlicht am 22.09.2023, 05:23
© Reuters
HSBA
-

LONDON (dpa-AFX) - Auch ein Jahr nach Bekanntgabe der Wirtschaftspolitik der damaligen britischen Premierministerin Liz Truss spüren viele Menschen im Land die Folgen der scharf kritisierten Vorhaben. Der Ökonom Matthew Agarwala verwies darauf, dass die Reaktion des Marktes auf das "Mini-Budget" zu einem deutlichen Zinsanstieg geführt hatte. Daraufhin schossen auch die Kosten für Hypotheken in die Höhe - bis heute. "Für viele Haushalte ist die "Idiotenprämie" das größte Überbleibsel von "Trussonomics"", sagte Agarwala der Deutschen Presse-Agentur. Zudem hätten andere Faktoren wie der Brexit und die hohe Inflation zum deutlichen Zinsplus beigetragen.

Truss und ihr Finanzminister Kwasi Kwarteng hatten am 23. September 2022 unter anderem umfangreiche Steuersenkungen für Verbraucher und Unternehmen angekündigt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die Vorhaben im Wert von Dutzenden Milliarden Pfund sollten nur mit neuen Schulden finanziert werden. Das Pfund brach ebenso ein wie die Finanzmärkte, die Zinsen von langlaufenden britischen Staatsanleihen stiegen deutlich. Der Druck wurde schnell zu groß: Truss musste zurücktreten, mit 49 Tagen ist sie die britische Regierungschefin mit der kürzesten Amtszeit der Geschichte. Der neue Finanzminister Jeremy Hunt erhöhte die Steuern und strich Ausgaben zusammen.

"Als Reaktion auf die "Trussonomics" hat Großbritannien eine Art wirtschaftliche Chemotherapie benötigt, eine Heilung, die fast so schmerzhaft ist wie die Krankheit", sagte Agarwala von der Universität Cambridge. Dazu gehörten höhere Steuern. An Truss und Kwarteng lässt er kein gutes Haar. Auf die Fragen, welche Vorteile das "Mini-Budget" gehabt habe, sagte der Experte: "Es hat dazu geführt, dass es einen neuen Premierminister und Finanzminister gibt, die der wirtschaftlichen Zukunft Großbritanniens weniger schaden."

Die Volkswirtin Elizabeth Martins von der Großbank HSBC (LON:HSBA) betonte, Premier Rishi Sunak und Finanzminister Hunt hätten auch Glück gehabt bei ihren Entscheidungen. Die Staatseinnahmen hätten die Entwicklung übertroffen und die Kreditaufnahme sei geringer ausgefallen als erwartet. Zwar seien Inflation und Zinssätze weiter gestiegen. Doch die Märkte seien stabiler, nachdem einige der damaligen Lockerungen wieder rückgängig gemacht wurden. Allerdings sei weiterhin Vorsicht geboten: Die Inflation sei noch immer zu hoch, die Wirtschaft wachse kaum, dabei nehme Arbeitslosigkeit zu und die Ausgaben für den Schuldendienst würden steigen.

Kurzzeit-Premierministerin Truss arbeitet unterdessen an einem Comeback. Zuletzt verteidigte sie ihre umstrittene Wirtschaftspolitik in einer Rede. Ihre Pläne hätten im Vergleich zu Sunaks Politik rund 35 Milliarden Pfund (gut 40 Mrd Euro) eingespart, behauptete Truss, die nach wie vor im britischen Parlament sitzt. Sie wolle weiterhin für niedrigere Steuern und weniger Staat werben, kündigte sie an.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.