- von Stefano Bernabei und Pamela Barbaglia
Rom/London, 18. Aug (Reuters) - Im Ringen um die Mailänder Börse muss die Deutsche Börse DB1Gn.DE bald Farbe bekennen. Die Londoner Börse LSE (LON:LSE) erwarte bis Freitag unverbindliche Gebote für die zur Borsa Italiana gehörenden Staatsanleihen-Handelsplattform MTS, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Gebote für die gesamte Borsa-Italiana-Gruppe, zu der unter anderem auch die Mailänder Börse gehört, seien bis zum 11. September fällig.
Die LSE hatte die Borsa Italiana 2007 für 1,6 Milliarden Euro erworben. Auf Druck der EU-Wettbewerbshüter muss sie sich aber zumindest von einem Teil der Gruppe trennen, um die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv retten. Die EU-Wettbewerbshüter stoßen sich an der dominierenden Rolle, die der fusionierte Konzern im Staatsanleihen-Handel spielen würde. MTS und die Refinitiv-Sparte Tradeweb sind Marktführer beim Handel von europäischen Staatsanleihen.
LSE-Chef David Schwimmer hatte Ende Juli erklärt, es spreche einiges dafür, sich vom kompletten Italien-Geschäft und nicht nur von MTS zu trennen. Die Handelsplattform gilt als eng verzahnt mit dem Rest der Borsa-Italiana-Gruppe. "Im Moment lotet die LSE das Interesse aus", sagte einer der Insider. Wirklich losgehen werde der Verkaufsprozess im September.
Die Deutsche Börse liebäugelt schon länger mit einer Übernahme des Italien-Geschäfts. Der Konzern würde sich dieses sicherlich anschauen, sollte die LSE sich davon trennen wollen, hatte Vorstandschef Theodor Weimer im Februar auf die Frage nach einem Interesse an der Mailänder Börse gesagt. betrachtet die Mailänder Börse als strategisches Asset. Abgeordnete der regierenden 5-Sterne-Bewegung hatten gefordert, dass die Regierung in Rom alle Anstrengungen unternehmen sollte, damit die Borsa Italiana wieder in italienischen Händen lande. Ein italienisches Gesetz räumt der Regierung die Möglichkeit ein, Übernahmen strategisch wichtiger Unternehmen wie der Börse zu blockieren.
Mit der Übernahme von Refinitiv kann die LSE das lukrative Datengeschäft ausbauen. Das Unternehmen gehört bislang zu 55 Prozent dem Finanzinvestor Blackstone BX.N und zu 45 Prozent Thomson Reuters TRI.TO , dem Eigentümer der Nachrichtenagentur Reuters.