NEW YORK (dpa-AFX) - Die Aussicht auf steigende Leitzinsen in den USA hat die Anleihekurse am Donnerstag weltweit belastet. Auslöser war die in den Vereinigten Staaten stärker als erwartet gestiegene Inflationsrate. Die erwarteten Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank trieben die Renditen weiter nach oben.
Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen erstmals seit Sommer 2019 über die Marke von zwei Prozent. In der Spitze rentierte das weltweit als richtungweisend geltende Papier mit 2,03 Prozent. Auch in anderen Laufzeiten legten die Renditen amerikanischer Staatsanleihen weiter zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel im Gegenzug um 0,54 Prozent auf 164,85 Punkte.
Die Inflationsrate ist in den USA im Januar noch stärker als erwartet gestiegen. Die Verbraucherpreise legten im Januar laut Arbeitsministerium gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent zu. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1982. Der Anstieg war zudem stärker, als von Ökonomen erwartet.
"Die ursprünglich einmal gehegte Erwartung, dass sich der durch die Verspannungen der Corona-Krise bewirkte Preisschub rasch wieder verflüchtigen würde, hat sich schon lange erledigt", kommentierten die Commerzbank-Analysten. In immer mehr Kategorien würden die Preise steigen. "Dies erhöht das Risiko, dass sich die Inflation bei zu hohen - also merklich über dem Ziel der Fed liegenden - Werten verfestigt." Die Notenbank strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.
Dies erhöht den Druck auf die US-Notenbank, die Zinsen rasch anzuheben. Von der Fed werden in diesem Jahr mehrere Anhebungen erwartet, um die hohe und steigende Inflation zu dämpfen. Dies wirkt sich entsprechend auf die Rendite aus. Aber auch in anderen Regionen der Welt hielt der Preisdruck zuletzt an. So hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) für dieses Jahr zuletzt eine Zinserhöhung nicht mehr ausgeschlossen.
Der US-Anleihemarkt ist oft richtungweisend für die weltweite Entwicklung. Die Entwicklung in den USA belastete auch die Kurse deutscher und europäischer Anleihen. Die Rendite zehnjährige Bundesanleihen stieg um 0,09 Prozentpunkte mit 0,29 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit Ende 2018. In der Eurozone legten vor allem die Renditen südeuropäischer Anleihen zu. Besonders deutlich war der Anstieg in Italien. Hier legte die Rendite für zehnjährige Papiere um 0,14 Prozentpunkte auf 1,89 Prozent zu.
Gegen den Trend zugelegt haben unterdessen die schwedischen Anleihekurse. Die dortige Zentralbank will ihren Leitzins trotz hoher Inflation erst im übernächsten Jahr anheben. Bis zum zweiten Halbjahr 2024 gehe man von einem unverändert bei 0,0 Prozent liegenden Leitzins aus. Die Aussage wurde nur leicht angepasst, denn bisher sprach die Notenbank vom vierten Quartal 2024. Die schwedische Notenbank verfolgt also im internationalen Vergleich einen besonders lockeren Kurs.
Unterdessen stemmt sich die japanische Notenbank gegen den Anstieg der heimischen Kapitalmarktzinsen. Am Donnerstag kündigte die Zentralbank für den 14. Februar ein Geschäft zum unbegrenzten Ankauf japanischer Staatsanleihen an. Gekauft werden Titel mit einer Laufzeit von 10 Jahren zum Zins von 0,25 Prozent. Die Bank of Japan verteidigt damit ihr Versprechen, die Zehnjahresrendite an der Nullmarke mit einer Toleranz von 0,25 Prozentpunkten zu halten. Der niedrige Zins soll die Wirtschaft anschieben.
Hintergrund des Notenbankschritts ist der deutliche Anstieg der internationalen Kapitalmarktzinsen, der sich zunehmend auf Japan überträgt. Die aktuellen Inflationszahlen aus den USA wirkten sich auf den japanischen Markt allerdings zunächst noch nicht aus, da er bereits geschlossen war.