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ROUNDUP: Nemetschek-Chef rechnet mit weniger Marge 2023 - Wachstumstrend bleibt

Veröffentlicht am 01.12.2022, 07:15
Aktualisiert 01.12.2022, 07:30
© Reuters.
NEKG
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MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwarehersteller Nemetschek (ETR:NEKG) geht im derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld von verkraftbaren Belastungen aus. "Für das kommende Jahr sind wir noch in der Budgetplanung, erwarten aber weiterhin Umsatzwachstum und ein operatives Ergebnis auf hohem Niveau", sagte Nemetschek-Vorstandschef Yves Padrines im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Dass die Münchener ihre Software-Angebote derzeit stark auf Abonnements umstellen, wird die Geschäfte beeinflussen. "Wir werden kommendes Jahr eine etwas niedrigere operative Marge haben als in diesem Jahr", kündigte Padrines an. Den Wachstumstrend für Nemetschek und bei Software für das Bauwesen sieht er aber ungebrochen - und hält weiter Ausschau nach Zukäufen.

"Offensichtlich trifft die konjunkturelle Lage auch die Baubranche", räumte Padrines ein. "Speziell in Europa haben sich vor allem in der Design- und Planungsphase einige Entscheidungen der Kunden etwas verzögert." In Asien und Nordamerika habe es in dem Bereich aber weiter ein starkes Wachstum gegeben. "Dieser Trend setzt sich auch im vierten Quartal fort", sagte der seit März amtierende Manager. Auch die anderen Segmente liefen momentan weiter stark.

Nemetschek ist mit seiner Software vor allem auf das Bauwesen ausgerichtet, etwa mit Architektur- und Bauplanungssoftware. Diese Angebote machen den Löwenanteil des Geschäfts aus, die Sparten Design und Build stehen für über 80 Prozent des Gesamterlöses. Darüber hinaus gibt es auch Software zur Gebäudeverwaltung. Allerdings wächst die noch kleine Sparte mit Programmen für die Medien- und Unterhaltungsindustrie am schnellsten. Hier bietet Nemetschek über die Tochter Maxon 3D-Animations- und Simulationssoftware unter anderem für die Videospiel- und Filmindustrie an.

Der aktuelle konjunkturelle Gegenwind vor allem in Europa bereitet Padrines keine Kopfschmerzen. Bei einer schweren Rezession wäre zwar niemand komplett immun, sagte er. "Als Softwareunternehmen für die Bauindustrie glauben wir aber, sehr viel widerstandsfähiger zu sein als andere." Insbesondere seien weniger als 7 Prozent der Wertschöpfungskette rund um das Bauwesen digitalisiert - mit entsprechend viel Luft nach oben.

"Regulierungen sorgen zudem dafür, dass Unternehmen mehr und mehr auf Datenaustausch und Software setzen müssen", ergänzte Padrines. Viele westliche Länder hätten für öffentliche Ausschreibungen mittlerweile das offene Datenaustauschformat "Open BIM" verpflichtend vorgeschrieben, und auch in Asien gebe es eine starke Dynamik in diese Richtung. "Daher sehen wir weiterhin auch für die nächsten Quartale und Jahre eine starke Nachfrage und Wachstum."

Derzeit stellt Nemetschek viele seiner Produkte von Lizenzverkäufen gegen hohe Einmalbeträge auf das in der Softwarebranche zum Standard gewordene Abonnementmodell um. Vor allem bei der wichtigen US-Bausoftwaremarke Bluebeam, die für rund ein Viertel des Konzernerlöses steht, hat das zunächst eine dämpfende Wirkung auf den Umsatz. Dies ist der Hauptgrund, weshalb das Management im kommenden Jahr mit einer sinkenden Profitabilität rechnet.

Zudem dürften die Kosten für Personal und Messen wieder steigen, sagte Padrines, und Nemetschek würde auch gerne weiter investieren. "Insgesamt dürfte der Rückgang bei der Marge aber relativ gering ausfallen." Für dieses Jahr steht bei dem Konzern eine operative Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 32 bis 33 Prozent im Plan (VJ: 32,6), nach neun Monaten steht sie gar bei 33,6 Prozent. Im langjährigen Vergleich fuhr Nemetschek 2021 und dieses Jahr damit spürbar erhöhte Margen ein.

Padrines' Zuversicht steht der aktuellen Skepsis am Aktienmarkt entgegen. Allein in diesem Jahr hat die im MDax notierte Aktie bei Kursen um die 46 Euro an die 60 Prozent an Wert eingebüßt - als Teil eines größer angelegten Abschwungs bei Tech-Aktien (NYSE:XLK), aber auch angesichts der düsteren Konjunkturlage in vielen Regionen. Im vergangenen Herbst hatte der generelle Aufschwung an der Börse zusammen mit dem Hype-Thema "Metaverse" das Papier auf ein Rekordhoch von über 116 Euro steigen lassen.

Von der Euphorie rund um virtuelle Freizeit- und Arbeitswelten ist kaum etwas Zählbares geblieben bei Anlegern - auch wegen großer Probleme beim Facebook-Mutterkonzern Meta (NASDAQ:META) Platforms, dessen Chef Mark Zuckerberg die virtuelle Realität als großes Wachstumspferd für die Branche angepriesen hatte. Doch insbesondere mit der Medien- und Entertainmentsoftware aus dem eigenen Hause rechnet sich Padrines nach wie vor gute Chancen aus - wenn auch eher nicht auf die Schnelle.

Die Technologie sei noch nicht ausgereift, aber auch hier spiele Interoperabilität zwischen Teillösungen eine Schlüsselrolle. Nemetschek könne viele davon abdecken und spreche eine breite Kundschaft an. "Aktuell verdienen wir kein Geld mit dem 'Metaverse' - wir sehen es aber als eines der großen Zukunftsthemen", erklärte der Manager.

Des Weiteren hat sich Padrines das geplante Angebot mit sogenannten Digitalen Zwillingen auf die Fahnen geschrieben. Dabei handelt es sich um eine Art Detailmodellierung von Gebäuden und deren Bauteilen für den gesamten Lebenszyklus. Das Potenzial in Architektur, Bau und Gebäudeverwaltung dafür sei riesig, sagte Padrines. Nemetschek arbeitet derzeit an einer offenen, cloudbasierten Plattform. Erste Kunden sollen Betreiber komplexer Gebäude sein, etwa von Flughäfen, Krankenhäusern oder großen Universitäten.

"Die Plattform werden wir als separate Lösung verkaufen, die aber gleichzeitig unsere anderen Marken miteinander verbindet und sozusagen als Klebstoff zwischen unseren verschiedenen Produkten dient". Zentral sollen Nachhaltigkeitsaspekte wie der CO2-Ausstoß von Gebäuden modelliert werden können. "Knapp 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen kommen aus der Bau- und Gebäudewirtschaft", sagte Padrines. Mit verschärften Klimaschutzregeln kommt auf die Bauwirtschaft hier viel Arbeit zu.

Bei Nemetschek kam in den vergangenen Jahren viel Schub durch Zukäufe, insgesamt zählt der Konzern mittlerweile 13 Marken. Padrines will vom Expansionskurs auch nicht abkehren. "Bei Zukäufen sind alle Größenordnungen denkbar, die finanzielle Firepower dazu haben wir", stellte er klar. Derzeit schaut der Manager stark auf privat geführte Unternehmen - bei denen er auf bald sinkende Kaufpreise wie zuletzt bei börsennotierten Firmen setzt. "Ich glaube daher, dass sich in den nächsten Monaten viele Möglichkeiten für attraktive Deals ergeben werden.

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