BAD NEUSTADT A.D. SAALE (dpa-AFX) - Der Klinikbetreiber Rhön F:RHK will seinen strategischen Investoren mit einem milliardenschweren Aktienrückkauf einen Ausstieg schmackhaft machen. Firmengründer Eugen Münch und seine Frau lagen lange mit den beiden anderen Großaktionären wegen der Neuordnung des Klinikkonzerns im Clinch. Nachdem dieser abgeschlossen ist, will Rhön sein Grundkapital reduzieren, Geld an die Aktionäre auskehren - und so vielleicht den Knoten bei den Investoren lösen. "Die neue Rhön braucht eine klare strategische Ausrichtung. Mit allen dreien wird es nicht gehen", sagte Rhön-Finanzvorstand Jens-Peter Neumann am Mittwoch. Jetzt müsse eine Neuordnung passieren.
Und Neumann ist zuversichtlich, dass dies gelingt: "Wir haben intensive Gespräche mit den drei Parteien geführt." Er rechne mit einem "frühzeitigen Zeichen" durch eine Teilnahme am Aktienrückkauf. Die Geschehnisse bei Rhön werden derzeit vom Eigentümer des Medizintechnikherstellers B. Braun, Ludwig Georg Braun, mit 15,1 Prozent Anteil, den Münchs mit zusammen 12,4 Prozent sowie dem Hamburger Klinikbetreiber Asklepios mit 5,0 Prozent bestimmt.
Braun und Asklepios waren bei Rhön eingestiegen, um eine milliardenschwere Komplettübernahme durch Fresenius zu verhindern, weil sie um ihre Marktposition fürchteten. Am Ende stimmten sie aber nach einigen Zugeständnissen dem Verkauf eines Großteils der Rhön-Kliniken an den Gesundheitskonzern zu.
Bei dem Aktienrückkauf bietet Rhön je Papier nun 25,18 Euro. An der Börse legte die Aktie am Mittwoch zeitweise auf knapp 24 Euro zu, sackte zuletzt aber um 0,13 Prozent ins Minus auf 23,685 Euro.
Insgesamt will Rhön knapp 65,8 Millionen Aktien zurückkaufen, das entspricht bis zu 47,6 Prozent des Grundkapitals. So sollen knapp 1,7 Milliarden Euro aus dem Verkauf von 40 Rhön-Krankenhäusern an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Das Angebot läuft zunächst vom 16. Oktober bis zum 14. November. Für je 21 Rhön-Aktien in ihrem Besitz können Anteilseigner 10 Papiere an das Unternehmen verkaufen. Rhön will zunächst wöchentlich und am Ende täglich über den Stand informieren. Neumann erwartet eine rege Teilnahme am Aktienrückkauf. Das hätten Gespräche mit den institutionellen Investoren gezeigt, die rund 65 Prozent an Rhön halten.
Die Andienungsrechte werden ab Donnerstag ähnlich wie Bezugsrechte bei einer Kapitalerhöhung an der Börse gehandelt. Somit kann jeder Aktionär so vorgehen, dass er seinen Aktienbestand entweder erhöht, stabil hält, reduziert oder ganz abbaut. "Alles ist möglich", sagte Neumann mit Blick auf die strategischen Aktionäre. "Wir werden die Situation jeden Tag neu einschätzen." Dieses Verfahren habe in Deutschland in dieser Größenordnung eine Premiere, sagte Neumann. In der Schweiz und Skandinavien sei es hingegen schon länger bekannt.
Die notwendige Eintragung des entsprechenden Hauptversammlungsbeschlusses in das Handelsregister hatte sich zuvor wegen juristischer Auseinandersetzungen hingezogen. Ende September einigte sich das Unternehmen schließlich mit zwei Klägern, die die Eintragung verhindern wollten. Rhön will über den Aktienrückkauf und den Einzug der Titel eine Kapitalherabsetzung erreichen, um die "neue", kleinere Rhön nach dem Klinikverkauf entsprechend anzupassen.
Der hessische Gesundheitskonzern Fresenius hatte für drei Milliarden Euro 40 Rhön-Krankenhäuser gekauft. Der Deal vom September 2013 wurde in diesem Februar genehmigt.br