IRVINE/MONTREAL (dpa-AFX) - Neue Bewegung im milliardenschweren Übernahmekampf um den amerikanischen Botox-Hersteller: Der kanadische Pharmakonzern Valeant NYS:VRX erwägt ein höheres Angebot für Allergan. Dies kündigte der Chef der Kanadier, J. Michael Pearson, am Dienstag in einem Brief an die Aktionäre der Amerikaner an. In einer Fragerunde will er sich Ende Mai den Allergan-Anteilseignern stellen und die Vorteile der Fusion erläutern. "Je nach dem, wie Ihre Reaktion darauf ausfällt, planen wir eine Verbesserung des Angebots", schrieb Pearson. Valeant werde aber seine Finanz-Disziplin darüber nicht aufgeben, aber einen "fairen" Preis anbieten wollen.
Valeant wolle diesen Deal abschließen, sagte Pearson weiter. " Wir werden weiter an unserem Ziel einer Fusion arbeiten." Es sei denn, die Aktionäre von Allergan lassen uns eindeutig wissen, dass sie sich dagegen aussprechen.
Allergan hatte am Montag den milliardenschweren Übernahme-Plänen von Valeant Pharmaceuticals eine Absage erteilt. Das Gebot des kanadischen Unternehmens sei bedeutend zu niedrig, teilte der Hersteller des Anti-Falten-Mittels Botox mit. Valeant hatte für Allergan eine Offerte auf den Tisch gelegt, die den Pharmakonzern mit rund 46 Milliarden US-Dollar (33 Mrd Euro) bewertet.
Allergan hatte sich in dem Poker eine Prüfung vorbehalten und bereits zu mehreren Gegenmaßnahmen gegriffen. Zunächst wollte das Management mit einer sogenannten "Giftpille" die Übernahme verteuern und dadurch unattraktiv machen. So will das Unternehmen beim Versuch eines Investors, den Anteil über zehn Prozent zu steigern, neue Aktien ausgeben. Zudem begab sich der Konzern auf die Suche nach einem "weißen Ritter", der die Firma anstatt von Valeant übernehmen könnte. Kreisen zufolge gehörten dazu laut der Nachrichtenagentur Bloomberg unter anderem die Franzosen von Sanofi und der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson - die dem Vernehmen nach aber ablehnten.
Auf dem Pharmamarkt dreht sich derzeit das Übernahmekarussel besonders schnell. Mehrere Deals gingen in den vergangenen Wochen über die Bühne. Zuletzt erwarb etwa Bayer (ETR:BAYN) für umgerechnet rund 10 Milliarden Euro die Sparte für rezeptfreie Medikamente des US-Konzerns Merck & Co. Damit ist aber noch nicht Schluss: Der US-Konzern Pfizer wirbt weiter um die britische AstraZeneca und bietet dafür rund 106 Milliarden Dollar. Derzeit steht laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg möglicherweise eine weitere Angebotserhöhung im Raum.