Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Ukrainische und russische Diplomaten verhandeln über einen möglichen Waffenstillstand im Rahmen der am Dienstagmorgen in Istanbul (Türkei) wieder aufgenommenen Gespräche, so ein Berater des ukrainischen Präsidenten.
Eine entsprechende Stellungnahme soll "in einigen Stunden" herausgegeben werden, so Mykhaylo Podolyak, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, wie Newswires berichtete. Podoljak hatte zuvor getwittert, dass die Delegationen "parallel an dem gesamten Spektrum der strittigen Fragen arbeiten".
Unabhängig davon meldeten Zeitungen, dass der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu gesagt habe, die Hauptaufgaben des ersten Teils der von Russland als "spezielle Militäroperation" bezeichneten Mission seien nun abgeschlossen, was Spekulationen schürte, dass Moskau ebenfalls nach einem Weg suche, sich für eine Friedensregelung einzusetzen.
"Im Großen und Ganzen wurden die Hauptziele der ersten Phase der Operation erreicht", so Schoigu nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. "Die Schlagkraft der ukrainischen Streitkräfte wurde erheblich reduziert, so dass wir alle unsere Aufmerksamkeit und Anstrengungen nun dem Hauptziel - der Befreiung des Donbass - widmen können."
Vor der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar hatte Russland die beiden abtrünnigen Regionen, die es seit 2014 unterstützt, - die Volksrepubliken Donezk und Luhansk - als unabhängige Staaten anerkannt.
Allerdings ging Schoigu nicht unmittelbar auf die anderen Ziele ein, die Moskau zu Beginn seines Angriffs forumliert hatte, nämlich die "Entnazifizierung" und "Entmilitarisierung" der Ukraine - ein weiteres Indiz dafür, dass der Kreml wohl von seinen extremen Forderungen Abstand genommen hat, nachdem er auf weit größeren Widerstand gestoßen war, als er erwartet hatte.
Der ukrainische Premierminister Selenskyj hat seinerseits die Haltung seines Landes seit Kriegsbeginn ebenfalls etwas gemäßigt und angeboten, den in der ukrainischen Verfassung verankerten Wunsch nach einem NATO-Beitritt aufzugeben. Einer der schwierigeren Teile der laufenden Gespräche wird die Frage sein, wie die Sicherheit der Ukraine in Ermangelung mächtigerer Verbündeter gewährleistet werden kann. Russland hatte sich bereits 1994 im Rahmen des Budapester Memorandums verpflichtet, die Ukraine niemals anzugreifen, wenn die Ukraine im Gegenzug die auf ihrem Territorium stationierten sowjetischen Atomwaffen aufgibt. Russland weigerte sich anschließend, das Abkommen zu ratifizieren.
Laut der Financial Times bemüht sich Selenskyj um Sicherheitsgarantien nicht nur von Russland und den westlichen Großmächten, sondern auch von China, das sich bislang geweigert hat, die russische Invasion zu verurteilen.