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Welche Auswirkungen hat der Euro-Absturz auf die Wirtschaft der Eurozone?

Veröffentlicht am 14.07.2022, 16:39
© Reuters.
EUR/USD
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Von Carlos Gonzalez

Investing.com – Nach einem Rückgang von fast 15 Prozent im zurückliegenden Jahr war es nur eine Frage der Zeit, bis der EUR/USD die Parität erreichen würde. Mittlerweile wird der Euro sogar unter einem Dollar gehandelt.

Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig, aber die wichtigsten lassen sich wie folgt zusammenfassen: hohe Inflation, Angst vor einer Rezession, die Untätigkeit der EZB bei der Anhebung der Zinssätze und die Energiekrise, die sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas ergibt.

So ist in den letzten Monaten Kapital, das zuvor in der europäischen Gemeinschaftswährung gehalten wurde, in den Dollar geflossen. Anlass dafür waren unter anderem die Zinserhöhungen der US-Notenbank und die Erkenntnis, dass die EZB in letzter Zeit eher untätig geblieben war.

Aber welche Auswirkungen hat ein schwacher Euro auf die europäische Wirtschaft?

Víctor Alvargonzález, Strategiechef und Gründungspartner des unabhängigen Beratungsunternehmens Nextep Finance, hat sich dieser Frage gewidmet. Er gibt einige Einblicke in die Schwäche des Euro und deren Folgen für die Volkswirtschaften der Europäischen Union:

1. Europa (und nicht die USA) zahlt die Zeche für den Krieg

Der Euro ist hauptsächlich deshalb schwach, weil der Markt erkennt, dass Europa und nicht die USA die Kosten für die Sanktionen gegen Russland tragen. Die Gefahr, dass Europa in eine Rezession gerät, ist höher als in den USA. Und wenn beide Regionen einen wirtschaftlichen Einbruch erleiden, wird dieser in Europa umfangreicher ausfallen.

Es gibt auch ein psychologisches Problem: Der Rückgang des Euro hat viel mit der Tatsache zu tun, dass Europa die Kosten für die Sanktionen gegen Russland zu tragen hat. Das Szenario von Deutschen, die mit Heizungs- und Warmwasserrationierungen zurechtkommen müssen, sagt nicht viel über die europäische Wirtschaft aus. Aber Währungen sind ein Gradmesser für die Wirtschaft und die Stärke oder Schwäche von Ländern, in diesem Fall der Eurozone. Das Eurogebiet hat sich selbst in Schwierigkeiten gebracht, weil es für die Energiewende auf russisches Gas angewiesen ist, was sich im Euro-Dollar-Kurs widerspiegelt.

2. Wir importieren Inflation

Die wichtigste Folge ist die, über die am wenigsten gesprochen wird: die inflationären Auswirkungen eines schwachen Euro. Das größte Problem, mit dem die europäische Wirtschaft und insbesondere die spanische  derzeit konfrontiert sind, ist die Inflation. Wenn der Euro schwächer wird, verteuert sich alles, was wir im Ausland kaufen, d. h. wir importieren Inflation. Vor allem, wenn der Großteil der europäischen Inflation auf die steigenden Kosten für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe im Allgemeinen zurückzuführen ist.

3. Auswirkungen auf die Märkte

Die Folgen für die Märkte liegen auf der Hand: Die Aktienmärkte, die am ehesten zu einem Aufwärtstrend zurückkehren werden, sind jene, welche die Inflation als Erste hinter sich lassen. Ein schwacher Euro trägt nicht zur Senkung der Inflation bei, ganz im Gegenteil.

4. EZB muss ihre Hausaufgaben machen

Andererseits bedeutet mehr Inflation zusätzliche Hausaufgaben für die Europäische Zentralbank, die wahrscheinlich gehofft hat, dass die Rezession ihre Aufgabe erleichtern würde. Denn eine Rezession reduziert den Verbrauch sowie Investitionen und „hilft“ so, die Preise zu senken. Der schwache Euro erschwert ihre Aufgabe und könnte sie dazu zwingen, die Zinssätze stärker anzuheben, als sie es gerne täte. Außerdem ist die Gemeinschaftswährung schwach, weil die Zinssätze in den USA viel höher sind als in Europa. Die Zinssätze sind eine Rendite für Geld, und Geld geht dorthin, wo es am angemessensten vergütet wird. Und hier liegt die EZB mit ihren Zinserhöhungen weit hinter der Fed zurück.

5. Verbessert ein schwacher Euro die Exporte und Tourismus? Ja und nein.

Es wird argumentiert, dass ein schwacher Euro den Exporten hilft bzw. die Bewertung der Bilanzen spanischer oder europäischer Unternehmen im Ausland verbessert. Das stimmt zwar, aber diese Vorteile sind nicht im Entferntesten vergleichbar mit dem Schaden, den die Inflation derzeit der europäischen Wirtschaft zufügt. Im Gegenteil, ein schwacher Euro macht sie noch hartnäckiger.

Hätten wir nicht das gravierende Inflationsproblem, wäre ein schwacher Euro nicht so schlimm, da er uns hilft, unsere Produkte im Ausland besser zu verkaufen. Denn die Preise sind wettbewerbsfähiger, wenn unsere Währung abgewertet wird. Dasselbe gilt auch für den Tourismus.

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