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STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - marktbericht
EUROZONE VERSUS IWF: 2020 oder 2022?
2020 oder 2022? Entscheidend für uns ist die Schuldentragfähigkeit, und die heißt für uns 120 Prozent bis 2020. Da sind wir unterschiedlicher Meinung. IWF-Chefin Lagarde blieb auch am Montag stur. Auf einer Pressekonferenz in Brüssel, zusammen mit Euro-Gruppen-Chef Juncker, machte die Französin deutlich, dass ein weiterer Aufschub der Schuldentragfähigkeit für Griechenland, mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zu machen sei. Dumm nur, dass man einen solchen in der Eurozone eigentlich schon so gut wie beschlossen hatte. Also sprach Eurogruppenchef Juncker auf eben jener Pressekonferenz immer wieder von 2022, während Christine Lagarde den Journalisten 2020 zu Protokoll gab. Was denn nun? Natürlich 2022:
Sowohl die aktuellen makroökonomischen Daten als auch der konjunkturelle Ausblick Griechenlands ist zu schwach, als dass beim IWF noch irgendjemand ernsthaft mit der Zielsetzung 2020 plant. Zudem wird diese Konsolidierung zusätzliche Milliarden der Geldgeber erfordern - auch das ist dem IWF bewusst. Christine Lagarde stellte eigentlich nur klar, dass der Preis für einen weiteren Aufschub noch verhandelt werden muss: Wird sich vielleicht doch die öffentliche Hand an einem Schuldenschnitt beteiligen müssen wie schon oft vom IWF gefordert? Wie kompromissbereit ist der IWF überhaupt? Das Feilschen um die fortlaufenden Kosten der Griechenlandrettung hat begonnen
Frankreich paradox? Schwache Konjunkturprognosen, sinkende Renditen
Die eher schwachen makroökonomischen Aussichten Frankreichs (siehe Bondsweekly KW 45), scheinen für viele Anleger keine Rolle zu spielen. Die Grand Nation kann sich auf dem Rentenmarkt derzeit so günstig refinanzieren wie schon länger nicht mehr.
Dabei scheint die Situation vordergründig reichlich paradox: Erst in dieser Woche musste sich Francois Hollande vor rund 400 Journalisten für die schlechte Situation am Arbeitsmarkt rechtfertigen - die Arbeitslosenquote in Frankreich rückt der 10 Prozent-Marke derzeit bedrohlich nahe. Auf der anderen Seite sank der Rendite-Spread zwischen Bundesanleihen und französischen Papieren auf nur mehr 0,8 Prozentpunkte; quasi zeitgleich zur Hol-landeschen Pressekonferenz im Elysée-Palast, rutschte die Rendite für 10-jährige französische Staatstitel auf 2,07 Prozentpunkte ab - den tiefsten Stand seit August. Dabei ist der rückläufige Spread diesmal keiner Schwäche des Bund-Futures geschuldet. Dieser liegt mit über 143,00 Prozentpunkten noch immer im Bereich alter Höchststände. Frankreich scheint vielmehr ein Profiteur des allgemeinen Anlagenotstands zu sein.
Da der französische Anleihemarkt mit einem Gesamtvolumen von gut einer Billion Euro noch immer als einer der liquidesten Märkte der Welt gilt, ist er insbesondere bei institutionellen Investoren beliebt. Noch wichtiger für viele Investoren ist jedoch die anfallende Rendite. Mit etwas mehr als zwei Prozent für die 10-jährige Anleihe, erscheint diese in den Augen vieler Investoren als durchaus attraktiv. Umso mehr, als dass vergleichbare Bundesanleihen nur gut die Hälfte an Ertrag versprechen - bei einer Auktion von sechsmonatigen Bundesschatzanweisungen nahmen Investoren sogar erneut negative Renditen in Kauf. Zu guter Letzt profitiert Frankreich von einer Verknappung des allgemeinen Angebots: Während die Nachfrage nach Staatsanleihen mit zumindest guter Bonität noch immer steigt, kann das Angebot schon lange nicht mehr Schritt halten. Eine allgemeine Verteuerung dieser Schuldverschreibungen ist die logische Folge. Besonders deutlich sichtbar ist diese Konsequenz bei deutschen Bundesanleihen.
Bund-Future: Konsolidierung
Nach dem starken Anstieg in den Vorwochen legte der Bund-Future eine Verschnaufpause ein und konsolidierte im Bereich um 143 Punkten.
anlegertrends
NACH QUARTALSZAHLEN - RWE ÜBERZEUGT ANLEGER
Auch in dieser Woche konnte eine Anleihe von einem positiven Unternehmens-Quartalsbericht profitieren. Nachdem tags zuvor der Konkurrent E.ON - vor allem aufgrund des eher schlechten Ausblicks - noch abgestraft wurde, kamen die am Mittwoch vorgelegten Quartalszahlen von RWE bei den Anlegern gut an. Das Energie-Unternehmen mit Sitz in Essen verdiente unterm Strich 1,9 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr wurde die Prognose, entgegen dem allgemeinen Trend, sogar leicht angehoben. Entsprechend erleichtert wurde die Nachricht am Markt aufgenommen und im Rentenhandel rückte eine Nachranganleihe von RWE in den Blickpunkt, die insbesondere zur Wochenmitte für rege Umsätze sorgte (WKN: A1EWR0).
Einer gesteigerten Nachfrage erfreuten sich zudem Staatsanleihen aus Österreich mit Laufzeiten zwischen 2013 (WKN: 705186) und 2037 (WKN: A0G4X4). Die gestiegene Nachfrage dürfte einen ähnlichen Hintergrund haben, wie das für französische Staatstitel (siehe Marktbericht).
bondm-news
German Pellets GmbH
Der führende Hersteller von Holzpellets in Deutsch-land und Europa hält künftig zwölf Prozent an der WUN Bioenergie. Von dieser Partnerschaft profitieren nach eigenen Angaben beide Unternehmen. Die WUN Bioenergie gewinnt in den Bereichen Vertrieb und Rohstoffversorgung und die German Pellets GmbH kann ihrerseits ihr Produktions- und Han-delspartnerkonzept vergrößern. Unser gemeinsa-mes Ziel ist es, Verbraucher mit umweltfreundlicher und nachwachsender Energie zu versorgen, mit der sie sich unabhängig machen von steigenden Ener-giepreisen und knapper werdenden Ressourcen bei fossilen Rohstoffen, so German Pellets-Sprecherin Claudia Röhr.
CENTROSOLAR Group AG
Diese Woche legte einer der führenden Anbieter von Photovoltaik-Anlagen für Dächer und Schlüssel-komponenten die Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor. Der Umsatz außerhalb Deutschlands stieg im dritten Quartal um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Gleichzeitig sank durch die weltweite Nachfrageschwäche in der Solarindustrie sowie der Insolvenz zweier wichtiger Kunden der Umsatz im Bereich Solarglas. Insgesamt reduzierte sich der Konzernumsatz um 24 Prozent auf 55,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Europa erzielte die CENTROSOLAR Group AG ein neutrales operatives Ergebnis. Das Konzernergebnis liegt bei -4,2 Millionen Euro.
3W Power S.A.
Auch einer der weltweit führenden Hersteller von leistungselektronischen Systemen und Lösungen für die industrielle Stromversorgung und erneuerbare Energieanwendungen hat die Zahlen für das dritte Quartal 2012 veröffentlicht. Der Umsatz belief sich im dritten Quartal auf 81,0 Millionen Euro. Dies entspricht einem Umsatzrückgang in Höhe von 21,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Auf-tragseingang sank um 10,2 Prozent auf 89,2 Millionen Euro im Jahresvergleich. Ende September 2012 verfügte das Unternehmen über Zahlungsmittel in Höhe von 65,3 Millionen Euro.
bondm-news
Air Berlin PLC
Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hat ebenfalls Quartalszahlen veröffentlicht. Im dritten Quartal 2012 wurden unrentable Strecken im Winterflugplan gestrichen, 14 noch auszuliefernde Airbus A320/ A321 mit treibstoffsparenden Flügelspitzen ausgestattet, die bisherigen Container für den Transport von Gepäck- und Frachtladungen durch Lightweight-Container ersetzt und mehrere Codeshare- Abkommen geschlossen. Aufgrund dieser vielfältigen Umstrukturierungsmaßnahmen stieg der Konzernumsatz im dritten Quartal um 1,2 Prozent auf 1.395,1 Millionen Euro (Vorjahresquartal: 1.375,5 Millionen Euro). Das Ergebnis vor Ertragssteuern lag im dritten Quartal bei 101,2 Millionen Euro und konnte gegenüber dem Vorjahresquartal fast verdoppelt werden (Vorjahr: 55,2 Millionen Euro). Ebenfalls verdoppelte sich das Nettoergebnis auf 66,6 Millionen Euro (Vorjahr: 30,2 Millionen Euro). Dennoch schreibt Airberlin rote Zahlen. Im dritten Quartal lag das Finanzergebnis allerdings mit -1,7 Millionen Euro deutlich über dem Niveau des Vorquartals (-41,6 Millionen Euro).
FlexStrom AG
Die FlexStrom Aktiengesellschaft verschiebt die geplante Emission ihrer Anleihe. Das Unternehmen veröffentlichte hierzu eine Pressemitteilung unter www.flexstrom.de.
newsletter neu in der zeichnung
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Dank der Eurokrise wissen heute selbst schon Grundschüler, was ein Rating ist. Und sie wissen vor allem auch, was eine Ratingherabstufung ist, nachdem es in den letzten zwei Jahren regelrecht Herabstufungen auf allen Ebenen gehagelt hat. Bei den institutionellen Investoren ist dagegen eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Entscheidungen von Fitch, Moodys und S&P auszumachen. Zu alltäglich sind die Meldungen geworden, dass gleich die Bonität ganzer Branchen um ein, zwei oder sogar drei Ratingstufen reduziert wird.
Umso ungewöhnlicher war die jüngste Meldung von Fitch. Die Ratingagentur gab in dieser Woche bekannt, dass man nach eingehender Prüfung das Länderrating von Irland nicht nur bei BBB+ belässt, sondern obendrein den Ausblick von negativ auf stabil erhöht hat. Erhöht? Eine Ratingagentur verbessert den Ausblick für ein Land der Peripherie, das obendrein noch unter dem Schutz des europäischen Rettungsschirms steht? Scheinbar überraschend, doch:
Wie immer hinken die Ratingagenturen hinterher. Denn der Anleihemarkt hat schon im August 2011 begonnen, die zu erwartende Bonitätsverbesserung Irlands in die Renditen der Staats- und Bankanleihen einzupreisen.
So notierten die am 18. Oktober 2020 fälligen irischen Staatsanleihen (A1ASGV) Mitte Juli 2011 noch mit Renditen auf Endfälligkeit von 13,49% p. a. Inzwischen kann man für dieselbe Anleihe noch 4,58% p. a. bekommen. Was aber immer noch ein gutes Angebot ist, wenn man die im Hinblick auf die Laufzeit vergleichbare deutsche Staatsanleihe (113541) danebenstellt, die derzeit etwa 0,98% p. a. bietet. Auch die staatsnahen und -eigenen Banken bieten übrigens interessante Renditen von deutlich mehr als 4% p. a., wie beispielsweise die Pfandbriefe der irischen AIB Mortgage Bank Anleihen (A0NY77), die am 29. Juni 2017 fällig werden.
Musterschüler Irland
Irland ist unter den GIIPS allerdings eine Ausnahme. Weder bei Italien, Spanien, noch bei Portugal und schon gar nicht bei Griechenland lässt sich eine vergleichbare Stabilisierung der Ratings erkennen. Bliebe noch die Möglichkeit, dass Irland als Frühindikator für die Eurokrise zu werten ist. Doch da wird man schnell enttäuscht, denn die politische Agenda und vor allem die wirkungsvolle Umsetzung der Maßnahmen durch die irische Regierung sind bisher einzigartig im Kreis der GIIPS.
Was unterscheidet Irland? Die Regierung tut alles, um die rezessionsgeschüttelte Wirtschaft von allen (!) Seiten zu flankieren. Man fährt also nicht nur das allseits übliche und harte Sparprogramm, sondern sendet obendrein neue Wachstumsimpulse in die Wirtschaft.
Der alles entscheidende Unterschied ist jedoch, dass die Iren alles erdenkliche tun, um ausländische Investoren zu umwerben. Während im restlichen Europa von Seiten der Politik eher eine anti-kapitalistische Haltung an den Tag gelegt wird, bemühen sich die Iren, in anglo-amerikanischer Manier verloren gegangenes Vertrauen bei den Investoren wiederherzustellen. Anstatt das Kapital fortlaufend zu verprellen, sucht man die konstruktive Zusammenarbeit, was die Börse bisher mit einem stetig sinkenden Zinsniveau belohnt hat und wohl auch in Zukunft belohnen wird.
börse stuttgart tv
GRIECHENLAND: MEHR ZEIT FÜR SCHULDENABBAU
Das Börse Stuttgart Anleiheforum: Die europäischen Finanzminister einigten sich Anfang der Woche in Brüssel darauf, dass Griechenland zwei Jahre mehr Zeit bekommen soll, um die Schulden auf 120 Prozent des Brutto-inlandsproduktes (BIP) zu reduzieren. Über die Ausgestaltung eines ent-sprechenden Beschlusses und mögliche Folgen der geplanten Regelung sprach Andreas Gross vom DAF mit Rolf Kazmaier von der SVA Vermö-gensverwaltung.
FISCAL CLIFF IN DEN USA: GIBT ES EINEN KOMPROMISS?
Nur wenig Zeit zum Feiern blieb dem alten und neuen US-Präsidenten Barack Obama. In Windeseile muss es ihm gelingen, die fiskalische Klippe zu umschiffen. Dazu braucht er allerdings die Zustimmung der Republikaner. Doch diese scheint ihm keineswegs gewiss, meint zumindest Mikey Fritz. Der Finanzexperte von der I.M.C. Investmentbank AG sprach darüber im Interview bei Börse Stuttgart TV.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein boerse-stuttgart AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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