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FOKUS 1-Verunsicherte Anleger fliehen erneut aus dem Euro

Veröffentlicht am 01.06.2010, 13:38
Aktualisiert 01.06.2010, 13:40

* Euro fällt auf Vier-Jahres-Tief von 1,2112 Dollar

* EZB - Hoher Abschreibungsbedarf bei europäischen Banken

* Chinesische Konjunkturdaten enttäuschen

(neu: EZB, Köhler, China-Daten, Dollar-Index, CDS)

Frankfurt, 01. Jun (Reuters) - Die wieder wachsende Unsicherheit über die politische und wirtschaftliche Stabilität Europas hat den Euro am Dienstag unter Druck gesetzt. Die Gemeinschaftswährung stürzte um fast zwei US-Cent auf ein Vier-Jahres-Tief von 1,2112 Dollar. "Wir sehen keinen Grund den Euro zu kaufen", brachte Devisenstrategin Antje Praefcke die Marktstimmung auf den Punkt. Rückenwind erhielt der als sicherer Hafen geltende Dollar allerdings auch von schwachen chinesischen Konjunkturdaten und neuen Spannungen in Israel.

Da am Montag wegen eines Feiertages in den USA und Großbritannien viele Anleger nicht aktiv waren, zeigten zahlreiche Nachrichten erst am Dienstag am Devisenmarkt Wirkung. Negativ für die Euro-Zone gewertet wurde unter anderem ein Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwartenden milliardenschweren Abschreibungen bei den Banken in der Währungsunion. "Das ist ein weiterer Puzzlestein im Gesamtbild. Dazu kommt, dass der Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler am Montag als Zeichen für eine politische Unsicherheit in Deutschland und der Euro-Zone gewertet wird", sagte Praefcke. Händler waren sich allerdings einig, dass die Marktreaktion auf den überraschenden Rücktritt viel deutlicher ausgefallen wäre, hätten die Investoren in London und New York am Montag mitgemischt. Durch den zeitlichen Abstand hätten die Anleger aber realisiert, dass die wichtige Figur der deutschen Politik nicht der Bundespräsident, sondern Bundeskanzlerin Angela Merkel sei.

Die gewachsene Unsicherheit zeigte sich am Markt für Kreditausfallversicherungen (CDS). Die Kosten für eine Versicherung von zehn Millionen Euro italienischer Staatsanleihen mittels fünfjähriger CDS stiegen laut dem Datenanbieter Markit auf ein Rekordhoch von 250.000 Euro nach 200.000 Euro am Montag. Auch Ausfallversicherungen für Staatspapiere aus Frankreich, Spanien, Portugal und Griechenland wurden deutlich teurer. Die französische Regierung hatte am Wochenende eingeräumt, dass eine Verteidigung von Frankreichs Top-Bonitätsnote "eine Herausforderung" darstellt.

Zur Flucht in den Dollar trugen jedoch auch Nachrichten von außerhalb der Euro-Zone bei. Der Dollar-Index<.DXY>, der den Wert von sechs Währungen gegenüber dem Greenback abbildet, kletterte auf ein 15-Monats-Hoch von 87,473 Zähler. "Enttäuschende chinesische Daten und Spannungen in Nahen Osten unterstützen den Dollar", sagte Währungsanalystin Audrey Childe-Freeman von Brown Brothers Harriman. Der chinesische Einkaufsmanager-Index war im Mai gefallen, was Analysten zufolge auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China hindeutet. Für anhaltende Unruhe sorgte zudem die Erstürmung eines Hilfsschiffes vor Gaza durch das israelische Militär am Montag.

Gefragt waren bei Anlegern die als relativ sicher geltenden Bundesanleihen. Der Bund-Future stieg um 48 Ticks auf 129,27 Zähler und lag damit in der Nähe seines Rekordhochs von 129,55 Zählern. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 2,603 Prozent.

(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Kerstin Leitel)

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