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Wilde Zeiten an den Börsen – wie Anleger ihr Depot jetzt am besten wetterfest machen, ohne zu verkaufen

Veröffentlicht am 02.09.2019, 07:42
Aktualisiert 02.09.2019, 08:05
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Nach vier Jahren Seitwärtsbewegung wäre es eigentlich mal wieder an der Zeit für einen spürbaren Schub bei DAX-Aktien. Andererseits ist das geopolitische Umfeld so intensiv geworden, dass ein Konjunktureinbruch samt Aktiencrash nicht ausgeschlossen werden kann. In dieser Spannungslage könnte es sinnvoll sein, etwas mehr Stabilität in sein Depot zu bringen. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig, aber im Moment sehe ich Optionsscheine vorne.

Darum würde ich jetzt trotz trübem Ausblick nicht mehr verkaufen Als der DAX vor wenigen Monaten in den Bereich von 12.500 Punkten stieg und die US-Börsen geradezu fantastische neue Hochs erklommen, nahm ich ein paar Gewinne mit. Aber jetzt, bei etwas reduzierten Kursen, bleibe ich mit dem restlichen Depot dabei und lauere auf Nachkaufgelegenheiten. Der Grund ist, dass Alternativen zur Aktie schwer zu finden sind. Auf dem Sparkonto drohen nun sogar Minuszinsen. Sichere Anleihen sind unfassbar teuer, riskante Anleihen bezahlen ihr Risiko nicht und dass Gold noch weiter zulegen wird, glaube ich kaum.

Ob man mit Immobilien oder in alternativen Anlagesegmenten glücklich wird, ist ebenso fraglich. Bei Aktien weiß ich immerhin, dass sie aktuell rein vom Preis her günstiger sind als im Schnitt der letzten vier Jahre, obwohl DAX-Konzerne über diesen Zeitraum viele Milliarden Gewinne einbehalten haben, um ihre Bilanz zu stärken oder in die Stärkung ihrer Technologie- und Marktposition zu investieren.

Zu den traumhaften Finanzierungsbedingungen kommt nun auch noch ein schwacher Euro hinzu, der die Exportchancen erhöht und zu einer Vermögenssteigerung im Dollarraum führt. Gerade die exportstarken deutschen Konzerne profitieren davon typischerweise in besonderem Maße, insbesondere, wenn man bedenkt, dass kostenseitig weder vom Arbeitsmarkt noch von den Rohstoffpreisen her mit spürbarem Druck zu rechnen ist.

All das gilt aber natürlich nur, wenn die großen Absatzmärkte offen bleiben. Wenn durch BREXIT und Handelskrieg Türen zugeschlagen werden, dann kann das bittere Folgen haben, und zwar für fast alle DAX-Konzerne und natürlich auch die meisten Nebenwerte.

Was man jetzt tun kann, um ruhiger zu schlafen Die nächsten Monate könnten also durchaus eine Achterbahnfahrt werden, die dein Depot gehörig durcheinander wirbelt. Für diejenigen, die bereits ein Cashpolster aufgebaut haben, gibt es dann möglicherweise Ausverkaufskurse, um wunderbar nachzukaufen. Das gleiche Ziel kann allerdings auch mit kleinerem Barmitteleinsatz über Derivate erzielt werden, deren Wert sich verdoppelt oder gar vervielfacht, wenn die Börsen einbrechen.

Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, um mit Derivaten auf sinkende Kurse eines Indexes oder einer Aktie zu setzen. Man kann es auch zum Beispiel mit einem ShortDAX-ETF probieren, der prozentual im Vortagesvergleich etwa im gleichen Maße steigt, wie der DAX sinkt und umgekehrt. Von diesen „Anti-Fonds“ gibt es zudem Varianten, die doppelt so hoch ausschlagen. Nach dem gleichen Funktionsprinzip arbeiten Faktorzertifikate (mit dem Unterschied, dass Anleger wie bei allen Derivaten noch das Emittentenrisiko tragen müssen), die es mit Hebeln von 2 bis 25 gibt.

Papiere dieser Art sind gut, wenn wir mit einem anhaltenden Trend rechnen. Bei wilden Schwankungen drohen hingegen durch den Mechanismus der täglichen Anpassungen Verluste (Stichwort „Pfadabhängigkeit“). Der Vorteil gegenüber Hebelpapieren wie Mini-Futures und Knock-out-Zertifikaten ist auf der anderen Seite die geringere Gefahr, praktisch den kompletten Einsatz zu verlieren — zumindest, solange der Faktor deutlich unter 10 gewählt wird.

Von Knock-out-Papieren würde ich folglich komplett die Finger lassen, gerade wenn es um die Absicherung deines Depots geht. Statt dich zu beruhigen, werden dich diese nur noch nervöser machen. Short-ETFs hingegen würden mir durchaus gefallen, wenn denn die Geldmarktzinsen hoch wären. Im Moment muss man bei diesen Instrumenten aber nicht nur die Managemententgelte (ca. 0,35 %) sowie die Leihkosten für die Shortposition bezahlen, sondern auch mit dem Faktor steigende Strafzinsen – und die kontinuierlich auflaufenden Unternehmensgewinne wirken ja auch noch tendenziell gegen uns.

Ansonsten gibt es noch eine Reihe von weiteren, zum Teil exotischen Möglichkeiten, sich abzusichern. Am besten finde ich jedoch im Moment klassische Optionsscheine auf einen der populären Indices. Die sind an ruhigen Tagen vergleichsweise günstig, erfordern einen geringeren Kapitaleinsatz als ein Short-ETF und das Totalverlustrisiko beschränkt sich auf den letzten Handelstag der Laufzeit.

Dreifache Chancen Wenn wir für unsere Absicherung ein Papier mit Basispreis um den aktuellen Kurs und einem geeigneten Zeitraum von etwa 4 bis 8 Monaten wählen, dann können wir gleich auf drei Arten gewinnen:

– erstens, wenn wir den Einstiegszeitpunkt gut treffen und der Indexkurs gleich in den ersten Tagen absackt, – zweitens, wenn es zu einem späteren Zeitpunkt eine größere (gegebenenfalls nur temporäre) Abwärtsbewegung gibt, – drittens, falls der Trend zum Laufzeitende hin komplett kippt.

Im besten Fall gelingt es, mit einem schönen Gewinn herauszukommen und dann in der Folge mit dem Extrageld zu Abstauberpreisen weitere Aktien einzusammeln. Um nicht mehr und nicht weniger geht es hier.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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