ZÜRICH (dpa-AFX) - Nach der Rekordstrafe samt offiziellem Schuldeingeständnis denkt die Schweizer Großbank Credit Suisse (SIX:CSGN) über eine Verkleinerung ihres US-Geschäfts nach. "Ich habe bereits angeordnet, dass wir diese Frage sehr genau prüfen", sagte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner der "Neuen Zürcher Zeitung" (Mittwoch). "Wir müssen die Risiken von hohen Rechtskosten berücksichtigen." Im Blick habe die Bank dabei vor allem das Investmentbanking.
Wegen Geschäften mit Steuerhinterziehern war die Credit Suisse zu Wochenbeginn in den USA zu einer Strafe von 2,6 Milliarden Dollar verdonnert worden. Es ist die höchste jemals in einem Steuerverfahren in den USA verhängte Buße. Außerdem mussten sich die Schweizer offiziell für schuldig erklären, ihre Banklizenz in den USA behalten sie aber.
"Die Idee ist, rascher zu einer etwa gleichmäßigen Kapitalverteilung für die Vermögensverwaltung und das Investmentbanking zu kommen", sagte Rohner. Für die Schweizer Banken sind große Teile des Kapitalmarktgeschäfts sehr teuer, weil sie seit der Finanzkrise besonders strenge Kapitalvorgaben von den Schweizer Behörden bekommen haben.
Rohner betonte, trotz der hohen Strafe in den USA keine personellen Konsequenzen ziehen zu wollen. Damit stärkte er dem seit 2007 amtierenden Vorstandschef Brady Dougan den Rücken. Auch für sich selbst schloss Rohner einen schnellen Abschied aus.
Die teure Beilegung des Steuerstreits in den USA habe dem Tagesgeschäft kaum geschadet, sagte Rohner. Es habe kaum Abflüsse von Kundengeldern gegeben. "Wir haben von den Kunden viel Zuspruch bekommen und bisher kaum negative Reaktionen erhalten. Bei den Gegenparteien im Interbankengeschäft gab es keine besonderen Vorkommnisse."
Als nächstes wolle die Bank Steuer-Fälle auch in Europa klären. "Wir nehmen keine unversteuerten Gelder an, und für die Altlasten braucht es eine gute Regelung", erklärte Rohner. Die Bank trenne sich von Kunden, die innerhalb einer gewissen Frist keinen Nachweis für ihre Gelder vorlegen könnten. "Das gilt für alle Länder in der EU. Wir sind mit Hochdruck daran, diese Vorgaben umzusetzen."
In Deutschland hatte sich das Institut bereits durch eine außergerichtliche Einigung mit der Staatsanwaltschaft Düsseldorf für 150 Millionen Euro 2011 freigekauft, als offene Baustellen gelten vor allem Italien und Frankreich.tb