FRANKFURT (dpa-AFX) - Rasantes Wirtschaftswachstum, viele junge Menschen und eine steigende Lust auf Konsum: Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien spielen für die exportstarke deutsche Industrie als Märkte eine wachsende Rolle. Autos, Stromleitungen, ganze Fabriken oder Maschinen für die Lebensmittelindustrie liefern die Firmen in die aufstrebenden Länder. Dabei setzen die Konzerne auf unterschiedliche Strategien, um den Wunsch nach deutschen Marken zu wecken: Ob 'Made in Germany' oder vor Ort produzierte und an Klima, Geschmack und Geldbeutel angepasste Produkte und Maschinen.
Blendende Geschäfte versprechen die Länder, weil der Nachholbedarf so groß ist, etwa in der Autoindustrie. Die deutschen Hersteller sind vor allem mit prestigeträchtigen Luxusschlitten erfolrgeich. Mit Fabrikaten von Mercedes zeigt die zunehmend wohlhabende Mittelschicht in den Schwellenländern, dass sie es geschafft hat. Nach Einschätzung von Experten dürfen die deutschen Hersteller dabei aber nicht stehenbleiben. 'Sie müssen nach unten nachlegen', sagt Richard Viereckl, Leiter des Autoteams der Unternehmensberatung Management Engineers.
Bis hinunter zu den Billig-Autos à la Tata Nano wird es aber wohl nicht gehen. 'Gerade westlichen Herstellern fällt es unheimlich schwer, in das Billig-Segment hineinzukommen.' Dazu kommt: 'Eine Billig-Version eines BMW , Mercedes oder Audi wird es nicht geben. Dazu ist das gute Image der Marken viel zu wertvoll', sagt Ulrich Winzen, Chef-Analyst des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Polk.
Eine 'Premiumstrategie' fährt auch der Maschinenbauer Krones mit seinen Getränkeabfüllanlagen. Obwohl nahezu 90 Prozent der ausschließlich in Deutschland gebauten Neumaschinen exportiert werden, kommt eine Produktion außerhalb der Heimat für Finanzvorstand Hans-Jürgen Thaus nicht in Frage. 'Die Produktion von hochkomplexer Technik und Systemen auf Weltstandard-Qualitätsniveau ist in Asien nämlich mindestens so teuer wie in Deutschland.'
Angst vor Konkurrenten aus den Schwellenländern hat Krones nicht. Laut Thaus haben die Oberpfälzer technologisch die Nase vorn. 'Wir verfügen noch über ein Potenzial, Entwicklungen schneller voranzutreiben und individuelle Lösungen anzubieten.'
Diese Einschätzung teilt Thomas Kautzsch von der Managementberatung Oliver Wyman. Außer in China lassen sich seiner Meinung nach in den übrigen Schwellenländern die relevanten Wettbewerber im Maschinenbau an einer Hand abzählen. Aber auch die chinesischen Maschinen könnten bislang kaum mit denen deutscher Anbieter mithalten: 'Es sind vor allem Produkte mit mittlerem bis unterem Technologieniveau, die heute aus China kommen.' Der Technologievorsprung in einigen Bereichen sei noch gewaltig. Mittelfristig aber würden die Chinesen immer größere Anteile der Wertschöpfung übernehmen, schätzt Kautzsch. Eine ähnliche Entwicklung sagt Experte Viereckl bei den Lastwagen voraus: Schnell könnten in den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen produzierte Teile Eingang in die europäische Fertigung finden.
Speziell für die Schwellenländer abgespeckte Produkte liefert bereits seit geraumer Zeit Siemens. Diese haben ihre Stärken vor allem bei der einfachen Handhabe, dem Preis, aber auch der Zuverlässigkeit. In der Medizintechnik etwa feiert der Elektrokonzern mit dem Einstiegsmodell seiner Computertomographen Erfolge.
Für Siemens sind Schwellenländer aber nicht nur wichtige Absatzmärkte, sondern auch Entwicklungs- und Produktionsstandorte. Beispielsweise entwickelte der Konzern die auch für Deutschland künftig wichtige Übertragung von Strom über lange Distanzen mittels Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung vor allem in China weiter. Der Markt hierfür lag quasi vor der Haustür. 'Wir nehmen den Wettbewerb in China ernst und messen uns mit der lokalen Konkurrenz', sagt ein Siemens-Sprecher.
Mittelfristig ist davon auszugehen, dass die chinesischen Unternehmen ihre Produkte auch verstärkt in anderen Ländern verkaufen wollen. 'Wenn der chinesische Markt reifer wird, aber dortige Unternehmen mit gleich starken Raten weiter wachsen wollen, müssen sie in den Export gehen', sagt Berater Kautzsch. Dabei werde die Exportstrategie ähnlich wie bei den Japanern zunächst über andere Schwellenländer laufen. 'Angefangen mit Südostasien oder Afrika über den asiatischen Teil von Russland. Erst am Ende stehen Länder wie die Schweiz oder Deutschland.'/dct/stb/zb
--- Von Dorothee Tschampa und Stefan Bauer dpa-AFX ---
Blendende Geschäfte versprechen die Länder, weil der Nachholbedarf so groß ist, etwa in der Autoindustrie. Die deutschen Hersteller sind vor allem mit prestigeträchtigen Luxusschlitten erfolrgeich. Mit Fabrikaten von Mercedes zeigt die zunehmend wohlhabende Mittelschicht in den Schwellenländern, dass sie es geschafft hat. Nach Einschätzung von Experten dürfen die deutschen Hersteller dabei aber nicht stehenbleiben. 'Sie müssen nach unten nachlegen', sagt Richard Viereckl, Leiter des Autoteams der Unternehmensberatung Management Engineers.
Bis hinunter zu den Billig-Autos à la Tata
Eine 'Premiumstrategie' fährt auch der Maschinenbauer Krones
Angst vor Konkurrenten aus den Schwellenländern hat Krones nicht. Laut Thaus haben die Oberpfälzer technologisch die Nase vorn. 'Wir verfügen noch über ein Potenzial, Entwicklungen schneller voranzutreiben und individuelle Lösungen anzubieten.'
Diese Einschätzung teilt Thomas Kautzsch von der Managementberatung Oliver Wyman. Außer in China lassen sich seiner Meinung nach in den übrigen Schwellenländern die relevanten Wettbewerber im Maschinenbau an einer Hand abzählen. Aber auch die chinesischen Maschinen könnten bislang kaum mit denen deutscher Anbieter mithalten: 'Es sind vor allem Produkte mit mittlerem bis unterem Technologieniveau, die heute aus China kommen.' Der Technologievorsprung in einigen Bereichen sei noch gewaltig. Mittelfristig aber würden die Chinesen immer größere Anteile der Wertschöpfung übernehmen, schätzt Kautzsch. Eine ähnliche Entwicklung sagt Experte Viereckl bei den Lastwagen voraus: Schnell könnten in den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen produzierte Teile Eingang in die europäische Fertigung finden.
Speziell für die Schwellenländer abgespeckte Produkte liefert bereits seit geraumer Zeit Siemens
Für Siemens sind Schwellenländer aber nicht nur wichtige Absatzmärkte, sondern auch Entwicklungs- und Produktionsstandorte. Beispielsweise entwickelte der Konzern die auch für Deutschland künftig wichtige Übertragung von Strom über lange Distanzen mittels Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung vor allem in China weiter. Der Markt hierfür lag quasi vor der Haustür. 'Wir nehmen den Wettbewerb in China ernst und messen uns mit der lokalen Konkurrenz', sagt ein Siemens-Sprecher.
Mittelfristig ist davon auszugehen, dass die chinesischen Unternehmen ihre Produkte auch verstärkt in anderen Ländern verkaufen wollen. 'Wenn der chinesische Markt reifer wird, aber dortige Unternehmen mit gleich starken Raten weiter wachsen wollen, müssen sie in den Export gehen', sagt Berater Kautzsch. Dabei werde die Exportstrategie ähnlich wie bei den Japanern zunächst über andere Schwellenländer laufen. 'Angefangen mit Südostasien oder Afrika über den asiatischen Teil von Russland. Erst am Ende stehen Länder wie die Schweiz oder Deutschland.'/dct/stb/zb
--- Von Dorothee Tschampa und Stefan Bauer dpa-AFX ---