(neu: Pharmawerte, US-Börsen)
Frankfurt, 09. Mär (Reuters) - Die Stimmung am deutschen
Aktienmarkt bleibt angespannt. Der Dax<.GDAXI> setzte zu
Wochenbeginn seine Talfahrt zunächst fort und rutschte bis auf
ein Fünfeinhalbjahres-Tief von 3588 Punkte. Allerdings sorgten
am Nachmittag Kursgewinne an der Wall Street für eine Erholung.
Der Leitindex grenzte seine Verluste ein und lag mit 3655
Punkten nur noch 0,3 Prozent im Minus. "Eigentlich gibt es keine
Indikatoren für ein Ende der Krise", fasste ein Händler
zusammen. Die Anleger seien dementsprechend verunsichert und
nervös.
Europaweit trennten sich Investoren erneut von Finanzwerten.
Nachdem die britische Bankengruppe Lloyds unter den
staatlichen Schutzschirm schlüpfte, kursierten Spekulationen
über eine vollständige Verstaatlichung der Bank. "Die Regierung
hält zwar Anteile an Lloyds, verfügt aber nicht über die
unternehmerische Kontrolle", betonte Aktienmarktexperte Justin
Urquhart von Stewart Seven Investment Management. Da sie ihre
Politik damit nicht durchsetzen könne, drohe eine vollständige
Verstaatlichung. Llyods fielen um mehr als sieben Prozent, auch
andere britische Bankentitel mussten kräftig Federn lassen. Der
Bankenindex<.SX7P> Europas gab insgesamt 4,2 Prozent nach.
Vom negativen Trend abkoppeln konnten sich die Papiere der
Deutschen Bank, die bis zu 1,8 Prozent zulegten.
Gestützt wurden die Titel Händlern zufolge von positiven
Aussagen von Konzernchef Josef Ackermann zum Geschäftsverlauf.
"Wir hatten bis Ende Januar 2,8 Milliarden Euro an Erträgen. Der
Februar hat diese Entwicklung in der Tendenz bestätigt", sagte
Ackermann dem "Handelsblatt". LBBW-Analyst Olaf Kayser urteilte:
"Damit deutet sich für die Deutsche Bank ein besseres Ergebnis
für das erste Quartal an, als es das Umfeld bislang erwarten
lässt." Er rechne deshalb damit, dass dem deutschen
Branchenprimus für die ersten drei Monate die Rückkehr in die
Gewinnzone gelingt. Ebenfalls im Plus lagen
Postbank-Aktien mit einem Plus von 2,6 Prozent.
US-ELEFANTENHOCHZEIT BESCHWINGT PHARMAWERTE
Die geplante Milliardenübernahme in USA von
Schering-Plough durch den Konkurrenten Merck & Co.
schürte Fusionsfantasien in der europäischen Pharmabranche. Die
Aktien von Bayer drehten nach Bekanntgabe der
Transaktion ins Plus und notierten 1,3 Prozent höher bei 35,06
Euro. Auch die Papiere der deutschen Merck KGaA stiegen
um mehr als zwei Prozent. An der Züricher Börse bauten
Roche ihre Gewinne deutlich aus, in London gehörten die
Titel von AstraZeneca mit einem Plus von zwei Prozent auf
2191 Pence zu den gefragtesten Werten. Analyst Jeffrey Holford
von der Investmentbank Jefferies warnte jedoch vor übertriebenen
Hoffnungen. Wegen Problemen bei der Finanzierung
grenzüberschreitender Transaktionen sei die Wahrscheinlichkeit
von so genannten Elefantenhochzeiten in Europa geringer.
Adidas-Aktien waren mit einem Plus von 1,7 Prozent
auf 23,33 Euro einer der Dax-Gewinner. Die Titel des
Sportartikelherstellers profitierten davon, dass die Analysten
von Banc of America-Merrill Lynch sie auf eine Empfehlungsliste
mit einem fairen Wert von 30 Euro setzten. Die Titel seien
attraktiv bewertet, zudem arbeite das Management mit Hochdruck
an neuen Marketingkonzepten und Einsparprogrammen, hieß es zur
Begründung. Eines der Dax-Schlusslichter waren Deutsche
Lufthansa mit minus 2,7 Prozent. Die drohenden Streiks
der Flugbegleiter seien eine Belastung für die Titel, sagte ein
Händler.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Olaf Brenner)