Kairo/Gaza (Reuters) - Die einst tief verfeindeten Palästinenser-Organisationen Hamas und Fatah haben am Donnerstag in Ägypten ein Versöhnungsabkommen unterzeichnet.
Damit könnte die seit zehn Jahren bestehende Spaltung der Palästinenser-Gebiete in den von der Hamas beherrschten Gazastreifen und das von der Regierung unter Präsident Mahmud Abbas verwaltete Westjordanland überwunden werden. Die Hamas hatte im vergangenen Monat angeboten, die Kontrolle über den Gazastreifen aufzugeben. Sie soll nach offiziellen ägyptischen Angaben bis spätestens 1. Dezember an eine Einheitsregierung übergeben werden. Insidern zufolge soll Abbas' Präsidentengarde zudem am 1. November die Kontrolle über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten von den Hamas-Kämpfern übernehmen. Überwacht werden soll der Übergang außerdem weiter von der EU-Grenzagentur Eubam.
Das Abkommen kam unter Vermittlung Ägyptens zustande. An der Unterzeichnungszeremonie nahmen neben den beiden palästinensischen Unterhändlern auch ranghohe Vertreter des ägyptischen Geheimdienstes teil. Abbas habe die Einigung begrüßt, erklärte sein Büro. Hamas-Sprecher Hasem Kassem sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir gratulieren unserem palästinensischen Volk zu dem in Kairo erzielten Versöhnungsabkommen." Die Hamas werde alles unternehmen, um ein neues Kapitel in der Geschichte der Palästinenser aufzuschlagen.
Die von der internationalen Gemeinschaft unterstützte Fatah hatte 2007 nach einen Bürgerkrieg im Gaza-Streifen die Kontrolle an die islamistische Hamas verloren. Diese spricht Israel das Existenzrecht ab und wird im Westen als terroristische Gruppierung eingestuft. Beide Seiten hatten sich 2014 schon einmal auf die Bildung einer Regierung der nationalen Versöhnung geeinigt. Ungeachtet dessen gab die Hamas damals die Kontrolle über den Gazastreifen nicht auf. Ein Grund für ihr gegenwärtiges Einlenken ist offenbar eine drohende politische und finanzielle Isolation, weil ihr Hauptverbündeter Katar in einem ernsten diplomatischen Disput mit seinen Nachbarstaaten am Golf steckt.