FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 5. Dezember 2011. Nach der Kursexplosion der Vorwoche blicken nun alle auf den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel. Sollten wichtige Schritte zur Eindämmung der Krise ausbleiben, könnte es ebenso rasant wieder nach unten gegangen.
Dass politische Börsen kurze Beine haben, kann im Moment niemand behaupten. Vielmehr hängt Wohl und Wehe an den Aktienmärkten derzeit nahezu ausschließlich an der Politik. Das war in der vergangenen Woche so und wird auch in dieser nicht anders sein. Um satte 10,7 Prozent legte der DAX von Montag bis Freitag zu, gleichzeitig entspannte sich die Situation an den europäischen Staatsanleihemärkten deutlich.
Leitzinssenkung erwartet
Zu Anfang der Woche waren es Hoffnungen auf eine baldige Lösung der Eurokrise, die die Börsen haussieren ließen. Dann überraschten die sechs wichtigsten Notenbanken der Welt mit einer konzertierten Aktion zur Sicherung der US-Dollar-Liquidität im Interbankenmarkt. 'Wichtig ist vor allem die Signalwirkung: Die großen Zentralbanken koordinieren ihr Vorgehen bei der Krisenbekämpfung', kommentiert die Commerzbank. Auch die überraschende Senkung des Mindestreservesatzes der chinesische Notenbank, die Sorgen um eine konjunkturelle Abkühlung im Reich der Mitte dämpfte, trug zur Euphorie bei.
Nun wird mit Spannung auf den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel gewartet, auf dem Deutschland auf automatische Sanktionen bei Nicht-Einhaltung von Stabilitätskriterien im Euroraum drängen will. Eurobonds soll es aus deutscher Sicht weiterhin nicht geben. Zudem berät am Donnerstag die EZB, am Markt geht man von einer weiteren Leitzinssenkung auf 1 Prozent aus.
Heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 6.115 Punkten und damit ein halbes Prozent im Plus.
In diesem entspannteren Umfeld wagt sich am Freitag ein Unternehmen aufs Parkett. Der chinesische Schuhhersteller aus Xiamen geht in den Prime Standard.
Außerdem tagt heute Abend der Arbeitskreis Aktienindizes und überprüft die Zusammensetzung der Auswahlindizes. Das Ergebnis wird nach 22 Uhr veröffentlicht.
Jahresendrallye möglich
'Arbeiten Politik und Geldpolitik nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander, wäre eine Jahresendrallye auch über 6.500 Punkten möglich', meint Robert Halver von der Baader Bank. Hierbei dürfe nicht vergessen werden, dass viele Marktteilnehmer noch umfangreich abgesichert seien. 'Eindeckungen wären insofern ein massiver Treiber.' Sollten die hohen Erwartungen an die Ergebnisse des EU-Gipfels allerdings enttäuscht werden, könne es zu erneuten Kursverlusten bis zur Marke bei 5.750 und 5.700 Punkten kommen.
Wachstumsaussichten schlecht
Für Jens Herdack von der Weberbank war die Aktion der Notenbanken wieder nur ein 'Herumdoktern an den Symptomen', die Ursachen der Krise würden nicht angegangen. Ihm zufolge kann eine nachhaltige Lösung nur durch Sparen oder kräftiges Wirtschaftswachstum erreicht werden. 'Letzteres ist leider nicht in Sicht.' Im Gegenteil: In weiten Teilen Europas drohe eine Rezession, in den USA sei zumindest mit sehr niedrigem Wachstum zu rechnen. Aktieninvestoren sollten laut Herdack daher eher defensiv aufgestellt bleiben. 'Attraktiv erscheint uns, auf Unternehmen zu setzen, die auch im Krisenumfeld solide Erträge generieren können.'
Widerstandsmarken genommen
Charttechnisch sieht es für den DAX mittlerweile wieder gut aus, das meint zumindest Christian Schmidt von der Helaba. Nach einer langen Verluststrecke sei dem Aktienindex in den vergangenen Tagen ein Befreiungsschlag gelungen. 'Phasenweise wurde ein Kursfeuerwerk gezündet, das den Leitindex über markante Widerstandsmarken klettern ließ.' Besonders bemerkenswert sei die Überschreitung des 61,8 Prozent-Retracement im Bereich von 6.024 Zählern und die zweimalige Bestätigung des Bruchs auf Schlusskursbasis. 'Damit stehen die Chancen gut, dass sich der kurzfristige Aufwärtsimpuls fortsetzen wird.' Die nächsten Kurszielmarken finden sich Schmidt zufolge bei 6.230 und 6.280 Punkten.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 5. Dezember
11.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsätze Oktober. Umfragen zufolge wird mehrheitlich mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent gerechnet.
16.00 Uhr. USA: Industrieaufträge Oktober.
16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungsindex November. Laut DekaBank sind die regionalen Indikatoren angestiegen, die Analysten prognostizieren daher ein Plus auf 54 Punkte nach 52,9 im Oktober. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Dienstleistungsbranche auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung der Konjunktur.
Nach 22 Uhr.Tagung des Arbeitskreis Aktienindizes. Das Gremium entscheidet über die Zusammensetzung der Auswahlindizes. Die Ergebnisse werden nach US-Börsenschluss veröffentlicht.
Dienstag, 6. Dezember
12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie Oktober. Nach Ansicht der Helaba lässt die Befragung der Einkaufsmanager erwarten, dass die Nachfrage nach deutschen Produkten in den nächsten Monaten noch weiter zurückgehen wird. Angesichts des starken Minus von 4,3 Prozent im September gehen die Analysten allerdings von einer vorübergehenden Erholung der Auftragslage im Oktober aus und prognostizieren ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem September.
Mittwoch, 7. Dezember
12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Oktober. In der Produktion ist die schlechtere Absatzlage noch nicht vollständig angekommen, bemerkt die Helaba. Die Experten erwarten ein Minus von 1 Prozent.
Donnerstag, 8. Dezember
EU-Gipfel in Brüssel
13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England.
13.45 Uhr. EU: EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz. Auf seiner zweiten EZB-Sitzung als Präsident dürfte Mario Draghi die zweite Leitzinssenkung um 25 Basispunkt in Folge verkünden, meint die DekaBank. Wie schon zuvor werde er dies mit einem schwachen Konjunkturausblick begründen, der die Inflationsgefahren dämpfe. Zudem werde wahrscheinlich eine Erweiterung der Refinanzierungsangebote für Finanzinstitute beschlossen. Eine Ausweitung der Ankäufe von Staatsanleihen erwarten Analysten nicht.
Freitag, 9. Dezember
IPO: Ultrasonic AG. Der chinesische Schuhhersteller geht in den Prime Standard. Sie können den Börsengang live im Internet verfolgen. Ab 9 Uhr auf boerse-frankfurt.de.
3.00 Uhr. China: Verbraucherpreise November. Die Inflationsrate in China dürfte im November deutlich von 5,5 auf 4,5 Prozent gefallen sein, glaubt die DekaBank. Der Teuerungsrückgang vollziehe sich zeitgleich mit einer Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität, die bislang vor allem in den Einkaufsmanagerindizes und den Immobilienmarktdaten abzulesen sei.
15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Dezember. Die Rezessionsängste schwinden, bemerkt die DekaBank. Die Analysten rechnen daher mit einem Anstieg von 64,1 Punkten im November auf 66 im Dezember. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA und gilt als wichtiger Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 5. Dezember 2011/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Dass politische Börsen kurze Beine haben, kann im Moment niemand behaupten. Vielmehr hängt Wohl und Wehe an den Aktienmärkten derzeit nahezu ausschließlich an der Politik. Das war in der vergangenen Woche so und wird auch in dieser nicht anders sein. Um satte 10,7 Prozent legte der DAX von Montag bis Freitag zu, gleichzeitig entspannte sich die Situation an den europäischen Staatsanleihemärkten deutlich.
Leitzinssenkung erwartet
Zu Anfang der Woche waren es Hoffnungen auf eine baldige Lösung der Eurokrise, die die Börsen haussieren ließen. Dann überraschten die sechs wichtigsten Notenbanken der Welt mit einer konzertierten Aktion zur Sicherung der US-Dollar-Liquidität im Interbankenmarkt. 'Wichtig ist vor allem die Signalwirkung: Die großen Zentralbanken koordinieren ihr Vorgehen bei der Krisenbekämpfung', kommentiert die Commerzbank. Auch die überraschende Senkung des Mindestreservesatzes der chinesische Notenbank, die Sorgen um eine konjunkturelle Abkühlung im Reich der Mitte dämpfte, trug zur Euphorie bei.
Nun wird mit Spannung auf den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel gewartet, auf dem Deutschland auf automatische Sanktionen bei Nicht-Einhaltung von Stabilitätskriterien im Euroraum drängen will. Eurobonds soll es aus deutscher Sicht weiterhin nicht geben. Zudem berät am Donnerstag die EZB, am Markt geht man von einer weiteren Leitzinssenkung auf 1 Prozent aus.
Heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 6.115 Punkten und damit ein halbes Prozent im Plus.
In diesem entspannteren Umfeld wagt sich am Freitag ein Unternehmen aufs Parkett. Der chinesische Schuhhersteller aus Xiamen geht in den Prime Standard.
Außerdem tagt heute Abend der Arbeitskreis Aktienindizes und überprüft die Zusammensetzung der Auswahlindizes. Das Ergebnis wird nach 22 Uhr veröffentlicht.
Jahresendrallye möglich
'Arbeiten Politik und Geldpolitik nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander, wäre eine Jahresendrallye auch über 6.500 Punkten möglich', meint Robert Halver von der Baader Bank. Hierbei dürfe nicht vergessen werden, dass viele Marktteilnehmer noch umfangreich abgesichert seien. 'Eindeckungen wären insofern ein massiver Treiber.' Sollten die hohen Erwartungen an die Ergebnisse des EU-Gipfels allerdings enttäuscht werden, könne es zu erneuten Kursverlusten bis zur Marke bei 5.750 und 5.700 Punkten kommen.
Wachstumsaussichten schlecht
Für Jens Herdack von der Weberbank war die Aktion der Notenbanken wieder nur ein 'Herumdoktern an den Symptomen', die Ursachen der Krise würden nicht angegangen. Ihm zufolge kann eine nachhaltige Lösung nur durch Sparen oder kräftiges Wirtschaftswachstum erreicht werden. 'Letzteres ist leider nicht in Sicht.' Im Gegenteil: In weiten Teilen Europas drohe eine Rezession, in den USA sei zumindest mit sehr niedrigem Wachstum zu rechnen. Aktieninvestoren sollten laut Herdack daher eher defensiv aufgestellt bleiben. 'Attraktiv erscheint uns, auf Unternehmen zu setzen, die auch im Krisenumfeld solide Erträge generieren können.'
Widerstandsmarken genommen
Charttechnisch sieht es für den DAX mittlerweile wieder gut aus, das meint zumindest Christian Schmidt von der Helaba. Nach einer langen Verluststrecke sei dem Aktienindex in den vergangenen Tagen ein Befreiungsschlag gelungen. 'Phasenweise wurde ein Kursfeuerwerk gezündet, das den Leitindex über markante Widerstandsmarken klettern ließ.' Besonders bemerkenswert sei die Überschreitung des 61,8 Prozent-Retracement im Bereich von 6.024 Zählern und die zweimalige Bestätigung des Bruchs auf Schlusskursbasis. 'Damit stehen die Chancen gut, dass sich der kurzfristige Aufwärtsimpuls fortsetzen wird.' Die nächsten Kurszielmarken finden sich Schmidt zufolge bei 6.230 und 6.280 Punkten.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 5. Dezember
11.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsätze Oktober. Umfragen zufolge wird mehrheitlich mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent gerechnet.
16.00 Uhr. USA: Industrieaufträge Oktober.
16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungsindex November. Laut DekaBank sind die regionalen Indikatoren angestiegen, die Analysten prognostizieren daher ein Plus auf 54 Punkte nach 52,9 im Oktober. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Dienstleistungsbranche auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung der Konjunktur.
Nach 22 Uhr.Tagung des Arbeitskreis Aktienindizes. Das Gremium entscheidet über die Zusammensetzung der Auswahlindizes. Die Ergebnisse werden nach US-Börsenschluss veröffentlicht.
Dienstag, 6. Dezember
12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie Oktober. Nach Ansicht der Helaba lässt die Befragung der Einkaufsmanager erwarten, dass die Nachfrage nach deutschen Produkten in den nächsten Monaten noch weiter zurückgehen wird. Angesichts des starken Minus von 4,3 Prozent im September gehen die Analysten allerdings von einer vorübergehenden Erholung der Auftragslage im Oktober aus und prognostizieren ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem September.
Mittwoch, 7. Dezember
12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Oktober. In der Produktion ist die schlechtere Absatzlage noch nicht vollständig angekommen, bemerkt die Helaba. Die Experten erwarten ein Minus von 1 Prozent.
Donnerstag, 8. Dezember
EU-Gipfel in Brüssel
13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England.
13.45 Uhr. EU: EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz. Auf seiner zweiten EZB-Sitzung als Präsident dürfte Mario Draghi die zweite Leitzinssenkung um 25 Basispunkt in Folge verkünden, meint die DekaBank. Wie schon zuvor werde er dies mit einem schwachen Konjunkturausblick begründen, der die Inflationsgefahren dämpfe. Zudem werde wahrscheinlich eine Erweiterung der Refinanzierungsangebote für Finanzinstitute beschlossen. Eine Ausweitung der Ankäufe von Staatsanleihen erwarten Analysten nicht.
Freitag, 9. Dezember
IPO: Ultrasonic AG. Der chinesische Schuhhersteller geht in den Prime Standard. Sie können den Börsengang live im Internet verfolgen. Ab 9 Uhr auf boerse-frankfurt.de.
3.00 Uhr. China: Verbraucherpreise November. Die Inflationsrate in China dürfte im November deutlich von 5,5 auf 4,5 Prozent gefallen sein, glaubt die DekaBank. Der Teuerungsrückgang vollziehe sich zeitgleich mit einer Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität, die bislang vor allem in den Einkaufsmanagerindizes und den Immobilienmarktdaten abzulesen sei.
15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Dezember. Die Rezessionsängste schwinden, bemerkt die DekaBank. Die Analysten rechnen daher mit einem Anstieg von 64,1 Punkten im November auf 66 im Dezember. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA und gilt als wichtiger Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
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© 5. Dezember 2011/Anna-Maria Borse
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