FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. März. Bei der Frage, ob der DAX den Rückwärtsgang einlegt oder lediglich die steile Aufwärtsdynamik bremst, gehen die Antworten der technisch orientierten Analysten auseinander.
Unter technischen Analysten mehren sich die Stimmen, die den mittelfristigen Aufwärtstrend im DAX in der Schlussphase vermuten. 'Die wahrscheinlichste Entwicklung für die nächsten Wochen ist eine Topbildungsphase bei wichtigen Indizes wie dem DAX', meint etwa Klaus Deppermann von der BHF Bank und verweist auf die technischen Indikatoren und die seit Januar dieses Jahres nachlassenden Umsätze an der deutschen Börse. Fasse man den Blick auf die Aktienmärkte etwas weiter, gebe es insbesondere unter den Indizes der Emerging Markets zunehmend Schwächesignale. Indizes aus China und Indien etwa notierten inzwischen deutlich unter ihren Jahreshochs von Mitte Februar. In Europa falle zudem die relative Schwäche des britischen Marktes auf. Hier bewege sich der FTSE 100 seit Anfang Februar per Saldo nur noch seitwärts.
Rücksetzer in Sichtweite
Für Martin Siegert befindet sich der DAX derzeit aus technischer Sicht in der Spätphase des aktuellen Aufwärtstrends. Mit Erreichen der Marke von 7.194 Zählern Mitte März konnte das deutsche Aktienbarometer den höchsten Stand seit August 2011 notieren. 'Gleichzeitig bildete der DAX bei Betrachtung des japanischen Candlestick-Charts auf Tagesbasis einen 'Shooting Star' aus', bemerkt der Technische Analyst der LBBW. In der nachfolgenden Kursbewegung habe der deutsche Leitindex zunächst Unterstützung im Bereich der Marke von 6.909 Punkten gefunden.
'Diese Preisunterstützung übernimmt in den kommenden Tagen und Wochen eine wichtige Funktion', meint Siegert. Ein Bruch dieser Marke könne den Übergang in eine beschleunigte Abwärtsbewegung Richtung 6.613 Zähler bedeuten. Auf dem Weg dorthin stehe die Preiszone bei 6.831 Punkten noch im Weg. 'Sollte in dieser Woche der Freitagsschlusskurs unter 6.831 Zählern rutschen, so wird im Monatschart ein Umkehrsignal im Chartbild manifestiert.' Aus zyklischer Sicht sende dieses Szenario ein fatales Signal, da in der Vergangenheit 'März-Reversals' oftmals mit Trendwendepunkten einhergegangen seien.
Widerstand auf der Oberseite bilde aktuell der Bereich um 7.154 und 7.194 Zähler. 'Nur ein nachhaltiger Bruch dieser Zone bzw. ein Tageschlusskurs darüber lässt eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung Richtung der 7.450 Zähler erwarten', meint Siegert und rät Investoren bei Bruch der 6.909 Punkte zu Absicherungsgeschäften am deutschen Aktienmarkt.
Kurzfristige Konsolidierung in Sicht
Kurzfristig erkennt auch Petra von Kerssenbrock in den Charts Raum für weitere Konsolidierungstage im deutschen Aktienbarometer. 'Zudem ist ein Nachlassen der sehr hohen Aufwärtsdynamik der vergangenen Wochen und Monate wahrscheinlich', meint die technische Analystin der Commerzbank. Denn die mittelfristig überkaufte Lage im DAX sei noch nicht abgearbeitet.
Innerhalb der übergeordneten Hausse, die im September 2011 um 4.965 Punkte gestartet sei, habe der DAX zum Jahreswechsel nach oben beschleunigt und sei im Februar dieses Jahres zunächst an die Widerstandszone um 6.900 bis 7.000 Zähler vom Sommer 2011 gestoßen. Nach einer kurzfristigen, nach oben trendbestätigenden Konsolidierung zwischen 6.600 und 7.000 Punkten sei das deutsche Aktienbarometer mit einem erneuten Kaufsignal angesprungen und habe in Folge neue Jahreshochs im Bereich von 7.194 Punkten erreicht. 'Damit ist der DAX zwar wieder in den Bereich der Trading-Top-Formation aus dem Jahr 2011 hineingelaufen', bemerkt von Kerssenbrock. Mittel- bis langfristig deute dies indes auf einen Test der Hochs um 7.600.
Weiterer Spielraum nach oben
'Knapp unterhalb des bisherigen Jahreshochs von Mitte März bei 7.194 Punkten scheint den Marktteilnehmern derzeit der Mut zu verlassen', beobachtet Jana Meier, auch wenn in den vergangenen Tagen eine Stabilisierung im deutschen Leitindex zu erkennen sei. Dabei würde sich aus Sicht der technischen Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt die Mühe durchaus lohnen. Denn oberhalb des angeführten Widerstands hätte sich der DAX Spielraum bis zu den Hochpunkten vom Juli und Februar 2011 bei 7.383 bzw. 7.442 Punkten erkämpft. 'Perspektivisch scheint im Erfolgsfall sogar ein Wiedersehen mit dem letztjährigen Rekord bei 7.600 Zählern realistisch.'
Aktuell lasse sich zwar noch kein Rückenwind seitens der technischen Indikatoren ausmachen. Dass der Stochastik bereits wieder von unten auf seine Signallinie zulaufe, stimme allerdings zuversichtlich.
Auf der Unterseite sei der deutsche Aktienindex derzeit gut 'abgesichert'. Zunächst macht Meier eine markante Haltezone im Bereich von rund 7.000 Punkten aus. Diese erstrecke sich zwischen den Tiefs vom April, Juni und Juli 2011 bei 6.996 bzw. 6.992 Zählern und dem Februarhoch bei 6.972 Punkten. Anschließend stelle das Cluster aus dem jüngsten 'Swing Low' bei 6.909 Zählern, dem steilen Aufwärtstrend seit Ende November, bei aktuell 6.906, sowie der 38-Tages-Linie bei aktuell 6.889 Punkten, eine wichtige Unterstützung dar.
'Unterhalb dieser entscheidenden Marken muss indes mit einer mittelfristigen Eintrübung der Perspektiven gerechnet werden', meint Meier. Denn neben dem Bruch der angeführten Trendlinie sei auch eine nicht ganz idealtypische kleine Topformation abgeschlossen, die ein Abschlagspotenzial von immerhin rund 280 Punkten bereithalte. 'Ein Wiedersehen mit den alten Ausbruchsmarken bei 6.483 bzw. 6.431 Zählern ist dann nicht mehr nur reine Zukunftsmusik.'
Optimismus sinkt
Die 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren treffen in dieser Woche für die deutschen Bluechips genau die Trennlinie zwischen Optimismus und Pessimismus. Mit 50,0 gegenüber 51,7 Punkten aus der Vorwoche sinkt der Bull/Bear-Index für den DAX leicht. 4 Prozent wechseln aus der Gruppe der Bullen ins neutrale Lager, weclhes von den Bären ebenfalls 1 Prozent hinzugewinnt. Damit sinkt die Anzahl der Befragten, die auf steigende Kurse setzen, auf 37 Prozent, ebenso viele rechnen mit fallenden Preisen im DAX. Bei den Technologiewerten hält sich die Stimmung mit 59,3 Punkten im optimistischen Bereich, der Bull/Bear-Index für den TecDAX verbessert sich von 56,4 Punkten aus der Vorwoche auf nun 59,3 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was dies bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 28. März 2012 / Iris Merke
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Unter technischen Analysten mehren sich die Stimmen, die den mittelfristigen Aufwärtstrend im DAX in der Schlussphase vermuten. 'Die wahrscheinlichste Entwicklung für die nächsten Wochen ist eine Topbildungsphase bei wichtigen Indizes wie dem DAX', meint etwa Klaus Deppermann von der BHF Bank und verweist auf die technischen Indikatoren und die seit Januar dieses Jahres nachlassenden Umsätze an der deutschen Börse. Fasse man den Blick auf die Aktienmärkte etwas weiter, gebe es insbesondere unter den Indizes der Emerging Markets zunehmend Schwächesignale. Indizes aus China und Indien etwa notierten inzwischen deutlich unter ihren Jahreshochs von Mitte Februar. In Europa falle zudem die relative Schwäche des britischen Marktes auf. Hier bewege sich der FTSE 100 seit Anfang Februar per Saldo nur noch seitwärts.
Rücksetzer in Sichtweite
Für Martin Siegert befindet sich der DAX derzeit aus technischer Sicht in der Spätphase des aktuellen Aufwärtstrends. Mit Erreichen der Marke von 7.194 Zählern Mitte März konnte das deutsche Aktienbarometer den höchsten Stand seit August 2011 notieren. 'Gleichzeitig bildete der DAX bei Betrachtung des japanischen Candlestick-Charts auf Tagesbasis einen 'Shooting Star' aus', bemerkt der Technische Analyst der LBBW. In der nachfolgenden Kursbewegung habe der deutsche Leitindex zunächst Unterstützung im Bereich der Marke von 6.909 Punkten gefunden.
'Diese Preisunterstützung übernimmt in den kommenden Tagen und Wochen eine wichtige Funktion', meint Siegert. Ein Bruch dieser Marke könne den Übergang in eine beschleunigte Abwärtsbewegung Richtung 6.613 Zähler bedeuten. Auf dem Weg dorthin stehe die Preiszone bei 6.831 Punkten noch im Weg. 'Sollte in dieser Woche der Freitagsschlusskurs unter 6.831 Zählern rutschen, so wird im Monatschart ein Umkehrsignal im Chartbild manifestiert.' Aus zyklischer Sicht sende dieses Szenario ein fatales Signal, da in der Vergangenheit 'März-Reversals' oftmals mit Trendwendepunkten einhergegangen seien.
Widerstand auf der Oberseite bilde aktuell der Bereich um 7.154 und 7.194 Zähler. 'Nur ein nachhaltiger Bruch dieser Zone bzw. ein Tageschlusskurs darüber lässt eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung Richtung der 7.450 Zähler erwarten', meint Siegert und rät Investoren bei Bruch der 6.909 Punkte zu Absicherungsgeschäften am deutschen Aktienmarkt.
Kurzfristige Konsolidierung in Sicht
Kurzfristig erkennt auch Petra von Kerssenbrock in den Charts Raum für weitere Konsolidierungstage im deutschen Aktienbarometer. 'Zudem ist ein Nachlassen der sehr hohen Aufwärtsdynamik der vergangenen Wochen und Monate wahrscheinlich', meint die technische Analystin der Commerzbank. Denn die mittelfristig überkaufte Lage im DAX sei noch nicht abgearbeitet.
Innerhalb der übergeordneten Hausse, die im September 2011 um 4.965 Punkte gestartet sei, habe der DAX zum Jahreswechsel nach oben beschleunigt und sei im Februar dieses Jahres zunächst an die Widerstandszone um 6.900 bis 7.000 Zähler vom Sommer 2011 gestoßen. Nach einer kurzfristigen, nach oben trendbestätigenden Konsolidierung zwischen 6.600 und 7.000 Punkten sei das deutsche Aktienbarometer mit einem erneuten Kaufsignal angesprungen und habe in Folge neue Jahreshochs im Bereich von 7.194 Punkten erreicht. 'Damit ist der DAX zwar wieder in den Bereich der Trading-Top-Formation aus dem Jahr 2011 hineingelaufen', bemerkt von Kerssenbrock. Mittel- bis langfristig deute dies indes auf einen Test der Hochs um 7.600.
Weiterer Spielraum nach oben
'Knapp unterhalb des bisherigen Jahreshochs von Mitte März bei 7.194 Punkten scheint den Marktteilnehmern derzeit der Mut zu verlassen', beobachtet Jana Meier, auch wenn in den vergangenen Tagen eine Stabilisierung im deutschen Leitindex zu erkennen sei. Dabei würde sich aus Sicht der technischen Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt die Mühe durchaus lohnen. Denn oberhalb des angeführten Widerstands hätte sich der DAX Spielraum bis zu den Hochpunkten vom Juli und Februar 2011 bei 7.383 bzw. 7.442 Punkten erkämpft. 'Perspektivisch scheint im Erfolgsfall sogar ein Wiedersehen mit dem letztjährigen Rekord bei 7.600 Zählern realistisch.'
Aktuell lasse sich zwar noch kein Rückenwind seitens der technischen Indikatoren ausmachen. Dass der Stochastik bereits wieder von unten auf seine Signallinie zulaufe, stimme allerdings zuversichtlich.
Auf der Unterseite sei der deutsche Aktienindex derzeit gut 'abgesichert'. Zunächst macht Meier eine markante Haltezone im Bereich von rund 7.000 Punkten aus. Diese erstrecke sich zwischen den Tiefs vom April, Juni und Juli 2011 bei 6.996 bzw. 6.992 Zählern und dem Februarhoch bei 6.972 Punkten. Anschließend stelle das Cluster aus dem jüngsten 'Swing Low' bei 6.909 Zählern, dem steilen Aufwärtstrend seit Ende November, bei aktuell 6.906, sowie der 38-Tages-Linie bei aktuell 6.889 Punkten, eine wichtige Unterstützung dar.
'Unterhalb dieser entscheidenden Marken muss indes mit einer mittelfristigen Eintrübung der Perspektiven gerechnet werden', meint Meier. Denn neben dem Bruch der angeführten Trendlinie sei auch eine nicht ganz idealtypische kleine Topformation abgeschlossen, die ein Abschlagspotenzial von immerhin rund 280 Punkten bereithalte. 'Ein Wiedersehen mit den alten Ausbruchsmarken bei 6.483 bzw. 6.431 Zählern ist dann nicht mehr nur reine Zukunftsmusik.'
Optimismus sinkt
Die 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren treffen in dieser Woche für die deutschen Bluechips genau die Trennlinie zwischen Optimismus und Pessimismus. Mit 50,0 gegenüber 51,7 Punkten aus der Vorwoche sinkt der Bull/Bear-Index für den DAX leicht. 4 Prozent wechseln aus der Gruppe der Bullen ins neutrale Lager, weclhes von den Bären ebenfalls 1 Prozent hinzugewinnt. Damit sinkt die Anzahl der Befragten, die auf steigende Kurse setzen, auf 37 Prozent, ebenso viele rechnen mit fallenden Preisen im DAX. Bei den Technologiewerten hält sich die Stimmung mit 59,3 Punkten im optimistischen Bereich, der Bull/Bear-Index für den TecDAX verbessert sich von 56,4 Punkten aus der Vorwoche auf nun 59,3 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was dies bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 28. März 2012 / Iris Merke
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)