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ANALYSE-Starker Franken bedroht Erträge der Schweizer Exporteure

Veröffentlicht am 20.07.2010, 13:59

* Exportfirmen müssen starken Franken fürchten

* Analysten passen schon Gewinnschätzungen an

* Zulieferer könnten profitieren

- von Catherine Bosley und Rupert Pretterklieber -

Zürich, 20. Jul (Reuters) - Auf den ersten Blick kann die Schweizer Wirtschaft den starken Franken gut wegstecken. Für einzelne Firmen, die im Inland produzieren und ihre Produkte überwiegend im Euroraum absetzen, kann die Frankenaufwertung aber schmerzlich sein und den Gewinn mindern. Analysten haben bereits begonnen, ihre Gewinnschätzungen anzupassen - das könnte auch die Aktienkurse belasten.

"Firmen, die in Franken rechnen, deren Einnahmen aber vor allem in Euro anfallen, werden weniger verdienen", sagte Jon Cox von Kepler Capital Markets. Laut einer Studie der Bank Sarasin dürften unter anderen der Logistiker Kühne & Nagel, die Versicherer Helvetia und Swiss Life sowie die Konsumwerte Lindt & Sprüngli, Charles Vögele und Valora vom schwachen Euro getroffen werden. Sollte der Franken auf dem aktuellen Niveau verharren, dürfte der Gewinn von Kühne & Nagel dieses Jahr um drei Prozent gedrückt werden, sagte Finanzchef Gerard van Kesteren im Gespräch mit Reuters.

In der volkswirtschaftlichen Statistik schlägt sich der starke Franken noch nicht spürbar nieder. Im ersten Halbjahr stiegen die Schweizer Exporte um 8,2 Prozent auf 96 Milliarden Franken. Die Lieferungen in die EU, die etwa 60 Prozent der Schweizer Exporte abnimmt, wuchsen laut der am Dienstag veröffentlichten Außenhandelsstatistik mit knapp sechs Prozent aber weniger schnell als etwa die nach Asien.

NIEDRIGER EURO HAT AUCH VORTEILE

Der niedrige Eurokurs hat aber nicht nur Nachteile. Bei vielen Firmen fallen auch größere Teile der Kosten im Ausland an. Mehr als drei Viertel aller Schweizer Warenimporte stammen aus der Eurozone. Darunter sind auch Vorprodukte und Maschinen - und die wurden durch die Franken-Aufwertung günstiger. Andere Firmen verfügen über Standbeine im Euroraum und exportieren von dort aus in andere Regionen wie Asien, wo überwiegend in Dollar abgerechnet wird. Das wiederum könnte allerdings zu einer Verlagerung von Produktion und Arbeitsplätzen aus der Schweiz in den Euroraum führen.

Fein raus sind die Schweizer Firmen, die ihre Bücher nicht in Franken führen. Der Luxusgüterhersteller Richemont stellt seine Produkte zu einem großen Teil im Ausland her und führt die Bücher in Euro. Ähnliches gilt für den Zeitarbeitskonzern Adecco . Der Richemont-Konkurrent Swatch produziert seine Uhren überwiegend in der Schweiz, erzielt dort aber nur 18 Prozent seiner Erträge. Allerdings ist der Dollar-Anteil am Umsatz mit 52 Prozent hoch. Die international aufgestellten Großkonzerne ABB und Nestle wiederum steuern ihre Aktivitäten so, dass Erlöse und Kosten möglichst im gleichen Währungsraum anfallen.

Im Grundsatz ist ein steigender Frankenkurs für viele Firmen nichts Neues. Die Schweizer Währung wertet seit Jahren tendenziell auf. "Aber wenn die Aufwertung so schnell geht, tut es sicher weh", sagte Sven Bucher, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Bisher sei die Entwicklung aber noch nicht dramatisch. Bucher rechnet für den Moment mit einem negativen Währungseinfluss auf die Gewinne von rund fünf Prozent. "Sollten die Kurse so bleiben, könnte der negative Einfluss auf die Gewinne aber zehn Prozent oder mehr ausmachen", sagte er.

Für Schweizer Zulieferer ausländischer Konzerne kann der schwache Euro auch positiv sein. "Für Zulieferer von Euro-Firmen, die gut laufen, ist das sogar ein Vorteil. Wer etwa Siemens oder die deutsche Autoindustrie beliefern kann, die sehr gut laufen, profitiert von der zusätzlichen Nachfrage", sagte der ZKB-Analyst.

Andere Branchen wie die auf die Schweiz konzentrierten Immobiliengesellschaften sind vom starken Franken kaum betroffen. Schweizer Einzelhändler profitieren wiederum auf der Beschaffungsseite von niedrigeren Einkaufspreisen.

Die Schweiz exportiert ohnehin weniger Massengüter als vielmehr Investitionsgüter und andere Spezialprodukte wie Luxusuhren, Arzneimittel oder Präzisionsinstrumente, die nicht ohne weiteres auf anderen Märkten beschafft werden können. "Bei solchen Qualitätsprodukten läuft der Wettbewerb nicht über den Preis", sagte Cornelia Luchsinger von der ZKB.

(redigiert von Olaf Brenner)

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